Jeder sei sich selbst der Nächste: Wenn ein Konkurrent in der Mannschaft ein Tor schießt, könne sich der Spieler auf der Bank nicht freuen.

Hamburg. Der wegen seiner Verstrickung imFußball-Wettskandal gesperrte Profi René Schnitzler wirft seinen früheren Kollegen Scheinheiligkeit vor. „Definitiv ist sich dort jeder selbst der Nächste. Kein Mensch freut sich, wenn der Konkurrent ein Tor schießt, keiner freut sich, wenn ein anderer gut spielt. Dass man auf der Bank aus Anstand aufspringt und das Tor beklatscht, ist selbstverständlich, aber nicht ehrlich“, sagte der frühere Profi des FC St. Pauli der Tageszeitung „Die Welt“ (Donnerstag).

Schnitzler ist vom Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) bis zum 30. September 2013 gesperrt worden. Der 26-Jährige hatte eingeräumt, für fünf Meisterschaftsspiele im Zeitraum von Mai bis November 2008 Absprachen mit einem niederländischen Wettpaten getroffen zu haben. Für vier Partien will er nach eigenen Aussagen Geldbeträge von insgesamt 100 000 Euro erhalten haben, um die Ergebnisse zu beeinflussen. Manipuliert habe er in den Spielen jedoch nicht, sagte Schnitzler.

Schnitzlers Buch sorgt für Schulterzucken

Das Geld habe er für seine Spielsucht im Kasino gebraucht, berichtete der gebürtige Mönchengladbacher. Charakterschwach sei er deshalb aber nicht, meinte er und beteuerte: „Spielsucht hat nichts mit dem Charakter zu tun. Es ist eine Krankheit.“ Derzeit befindet sich der Ex-Profi in Therapie. Seine Schulden gab er mit 170 000 Euro an. Schnitzler rät Profi-Vereinen, größere psychologische Hilfe anzubieten.

(dpa/abendblatt.de)