In Grönwohld steht die einzige Hausbrauerei Stormarns. Bald werden hier zwei neue Sorten produziert

Grönwohld. Mit einem Pinsel leimt Torsten Schumacher die grün-rot-goldenen Etiketten. Vorsichtig nimmt er jede Flasche einzeln, klebt das Papier über den Ploppverschluss und versiegelt diesen damit. "Unser Bier wird größtenteils in Handarbeit hergestellt", sagt er. 10 000 bis 15 000 Flaschen Grönwohlder Spezial verlassen pro Monat seine Brauerei. Etwa 100 000 Liter sind das pro Jahr.

Vor knapp zweieinhalb Jahren begann Torsten Schumacher in einer Halle auf seinem Grundstück an der Poststraße sein eigenes Bier zu brauen. Die Grönwohlder Brauerei ist die einzige in Stormarn. "Nur 13 gibt es in ganz Schleswig-Holstein", sagt Schumacher. Seit ihrer Eröffnung im März 2009 hat sich in der Grönwohlder Brauerei viel getan: Das Bier wird mittlerweile in 56 Einzelhandelsgeschäften vertrieben sowie in einigen gastronomischen Betrieben ausgeschenkt. Schumacher bietet Brauseminare und Führungen an, verkauft Zubehör zum Brauen. Die Brauerei kann auch für Firmen- oder Vereinsfeiern gemietet werden.

Der Grönwohlder Bierbrauer folgt damit einem Trend. Denn die Zahl der kleinen Brauereien bis höchstens 5000 Hektoliter Jahreserzeugung steigt laut statistischem Bundesamt in Deutschland stetig, während es immer weniger große und mittelgroße Betriebe gibt.

Die Jahresumsätze der Brauerei bewegen sich mittlerweile im sechsstelligen Bereich. "Leben kann ich davon aber noch nicht", sagt der 51-Jährige. Im nächsten Jahr will Schumacher erstmals schwarze Zahlen schreiben. Das stetige Umsatzwachstum liegt unter anderem daran, dass Schumacher die Vertriebswege seines Biers strategisch ausgebaut hat. "Ich bin mein eigener Außendienstler", sagt er. Mit einem Sortiment seines Gerstensaftes besucht der Bier-Experte Supermärkte der Umgebung. Auch den Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehren, die sich im Umkreis der Geschäfte befinden, stellte er seinen Gerstensaft vor. "Die Wehren sind der kulturelle Mittelpunkt der Gemeinden und Kleinstädte", erklärt Schumacher. "Wenn die sagen, das Bier schmeckt, steigt in dieser Umgebung der Verzehr." Zudem waren er und seine Mitarbeiter in diesem Jahr zum ersten Mal mit einem Bierwagen auf vielen Stadtfesten der Gegend. Hinterm Zapfhahn steht dann oft der Chef persönlich. "Wenn ich meine Geschichte erzähle, kann ich die Menschen für mein Bier begeistern."

Dass jemand es geschafft hat, sein Hobby zum Beruf zu machen, also ein eigenes Bier zu kreieren und dies in einer Hofbrauerei zu produzieren, finden viele beeindruckend. "Auch die Regionalität und Qualität überzeugt viele", sagt Schumacher. Vor zwölf Jahren lernte der Grönwohlder bei einem Kursus an der Volkshochschule wie man Bier braut. Vier bis fünf Jahre experimentierte er in Heimarbeit, um die richtige Rezeptur für sein Grönwohlder zu finden. Gebraut wird immer mit Protokoll, nur so kann mit jedem Sud die Qualität des Biers optimiert werden.

Als Torsten Schumacher mit der Braukunst begann, verwendete er dafür noch Zubehör, das in vielen Haushalten üblich ist. Ein Gemüsesieb, Plastikeimer, Thermometer, einen Gasbrenner sowie einen Einkochautomat brauchte der Grönwohlder dafür. "16 Liter habe ich damals gewonnen", erinnert er sich. Seit der öffentlichen Vermarktung seines "Grönwohlder Spezial", Schumacher produziert 500 Liter davon täglich, hat sich mit der Masse auch das Brauzubehör verändert. Die Haushaltsgeräte wurden durch Kessel, Bottiche und eine Abfüllanlage ersetzt. Fässer sowie Flaschen und Schankwagen hat der Unternehmer gekauft. 5000 Kisten sind mittlerweile im Bestand der Brauerei. Mehr als ein Einfamilienhaus hat die Ausstattung laut Schumacher gekostet.

Seit einem knappen Jahr ist das Biersortiment auch noch um ein Pils erweitert. "Viele haben kaum Erfahrungen mit frischem naturtrüben Bier, sie trinken häufiger Pils, kennen und bevorzugen diesen Geschmack", sagt er.

Produziert wurde zunächst in 0,5 Liter Flaschen, seit kurzem ist es auch in 0,33 Litern erhältlich. Pils ist neun Monate haltbar, anders als Frischbier, das sich nur eine bis zwei Wochen hält. Zudem kann das naturtrübe "Grönwohlder Spezial" bei falscher Lagerung schnell sauer werden. Schumacher: "Es muss kalt und dunkel gelagert werden."

Schwierigkeiten gab es daher auch beim Vertrieb in Supermärkten. Dort können Kunden nicht ausreichend über den Umgang mit Frischbier informiert werden. "Damit Bierliebhaber trotzdem immer frischen Gerstensaft bekommen, bieten wir das Grönwohld Spezial im Einzelhandel nur noch auf Bestellung an", sagt Torsten Schumacher. Ohnehin gibt es viele Kunden, die sich ihr Frischbier beim Erzeuger abholen. Zwei Mitarbeiter unterstützen Schumacher bei der Herstellung des liebsten Getränks der Deutschen. 79 Prozent aller Erwachsenen konsumieren es regelmäßig, der jährliche Pro Kopf-Verbrauch liegt bei mehr als 120 Litern. Sein Sortiment wird Schumacher noch um zwei Sorten erweitern: In Kürze gibt es ein Landbier und Dunkelbier.