Buxtehudes Erste Stadträtin Katja Oldenburg-Schmidt im Abendblatt-Gespräch

Buxtehude. An drei Nachmittagen pro Woche soll es in allen Grundschulen der Stadt Buxtehude bis zum Jahr 2013 eine kostenlose Ganztagsbetreuung geben. Damit wäre die Kommune die erste im Landkreis Stade, die ein solches Angebot flächendeckend für die Schüler bereithält.

Doch schon jetzt, zu Beginn der Planungen, rechnet die Stadt mit einem Bedarf, der über die drei Tage hinausgeht. Im Interview mit dem Abendblatt erklärt die Erste Stadträtin Katja Oldenburg-Schmidt, warum sie deshalb eine Betreuung an fünf Tagen favorisiert, wie sie die Sportvereine mit in das Konzept einbinden will und weshalb auch die natürliche Entwicklung der Kinder gefördert werden muss.

Abendblatt:

Frau Oldenburg-Schmidt, glauben Sie, dass eines Tages alle Buxtehuder Grundschüler montags bis freitags auch am Nachmittag die Schulbank drücken werden?

Katja Oldenburg-Schmidt:

Ich glaube fest daran, dass das spätestens 2013 für die überwiegende Anzahl der Schüler der Fall sein wird. Außerdem glaube ich, dass die Kinder dann mit viel mehr Freude in die Schule kommen. Schule sollte ein Lebens- und Lernort sein, an dem sich die Kinder auch am Nachmittag treffen können. Darin liegt für andere, die die offene Ganztagsschule noch nicht besuchen, vielleicht eine Art Sogwirkung. Dadurch entsteht die Chance, noch mehr Kinder in ihrer Entwicklung fördern zu können.

Wäre denn auch eine Gebundene Ganztagsschule, also verpflichtender Nachmittagsunterricht für alle Buxtehuder Kinder, in näherer Zukunft denkbar?

Das kann ich mir mittelfristig nicht vorstellen, weil dafür keine Landesmittel zur Verfügung stehen.

Sie schätzen, dass 50 Prozent der 1500 Grundschüler die Ganztagsbetreuung nutzen werden. Ist bei dieser relativ hohen Zahl mehr als ein Verwahren der Schüler überhaupt möglich?

Unsere Idee geht davon aus, dass die Qualität in der Nachmittagsbetreuung weit über ein Verwahren hinausgeht. Mir wäre es wichtig, mit den Schulen gemeinsam an den Qualitätsstandards zu arbeiten. Diese müssen dann auch für alle eingesetzten Kräfte gelten. Die Prämisse der Stadt Buxtehude ist es hier, Erzieher und Pädagogen einzusetzen. Daneben werden auch Honorarkräfte benötigt werden, und die müssen entsprechende Qualitätsstandards erfüllen. Etwas Ähnliches gibt es zum Beispiel im Bereich der Jugendpflege mit der Jugendleitercard, der Juleica. Bei ihr muss man gewisse Kriterien erfüllen, um sie überhaupt zu erhalten.

Und wie soll diese Betreuung vom Zeitrahmen her aussehen?

Unser Ziel ist es, die Betreuung am Nachmittag den jetzigen Hortzeiten anzupassen. Das heißt, möglichst bis 18 Uhr. Ein kostenloses Angebot ist vom Gesetzgeber bei der Offenen Ganztagsschule ja lediglich an drei Nachmittagen bis 15.30 Uhr vorgesehen. Ich gehe aber davon aus, dass der Bedarf größer sein wird, weshalb ich eigentlich eine Betreuung an fünf Tagen favorisiere. Der Umfang der kostenlosen Angebote hängt letztlich von der Finanzierbarkeit des gesamten Modells ab. Grundsätzlich ist geplant, dass die Eltern zusätzliche Betreuungszeiten hinzukaufen können.

Wie sieht es inhaltlich aus, sind beispielsweise Gespräche mit den Vereinen geplant?

Ja, die werde ich Anfang Juni führen. Die Vereine sollten auf jeden Fall in den Ganztagsbetrieb mit eingebunden werden. Die Regularien werden wir mit ihnen vereinbaren. Wichtig ist mir ebenfalls, dass die Kinder am Nachmittag Möglichkeiten des Rückzugs haben und wir sie in ihrer natürlichen Entwicklung stärken und fördern. Wenn wir an unsere eigene Kindheit denken, fällt uns doch auch spontan ein, dass wir uns frei bewegen konnten. Das sollten wir unseren Kindern ein Stück weit wiedergeben.

Wird jede Schule ein individuelles Ganztagskonzept bekommen?

Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass jede Schule ihr eigenes Profil entwickelt. Wir als Stadt möchten mit den Schulen einen Kooperationsvertrag abschließen, aber Herr des Verfahrens ist der Schulleiter.

Reichen denn die 750 000 Euro aus, die die Stadt jetzt in die Umstellung auf den schulischen Ganztagsbetrieb investieren will?

Diese Summe ist erst einmal eine Planungsgröße. Wir werden in den kommenden Wochen die Weichen stellen und für diejenigen Grundschulen, die bereits im kommenden Jahr, also im Sommer 2011, als Offene Ganztagsschulen geführt werden sollen, das sind die Grundschule Altkloster, die ja bereits Ganztagsschule ist, sowie voraussichtlich die Schulen in Neukloster und Hedendorf, ein Finanzierungskonzept aufstellen und es der Politik zur Entscheidung vorlegen. Das wird auch sehr von der Individualität der Schulen abhängen, sprich, der Größe, dem vorhandenen Personal und den Räumlichkeiten.

Die Kosten für bauliche Veränderungen sind bei den 750 000 Euro aber noch gar nicht mit eingerechnet, oder etwa doch?

Nein, die Kosten für notwendige Investitionen müssen entsprechend der einzelnen Standorte addiert werden. Wir werden jetzt eine Bestandsaufnahme machen und dann schauen, welche Räume an den Schulen vorhanden sind und was verändert werden muss. Das gilt zum Beispiel auch für die Außenanlagen. Dazu werden wir Gespräche mit den Schulen führen müssen. Wie teuer alles letztlich wird, kann man derzeit noch nicht genau sagen.