Ellerhoop. Aus ganz Europa und darüber hinaus wird sich das Fachpublikum kommende Woche im Gartenbauzentrum Ellerhoop die Klinke in die Hand geben. Denn dort findet am Donnerstag, 29., und Freitag, 30. August, die europaweit einzige Messe für Baumschultechnik statt. Aus allen wichtigen Arbeitsbereichen der Branche ist die neueste Technik hier versammelt, die derzeit weltweit entwickelt wird. Weiteres Plus, das keine Website ersetzen kann: Direkt vor Ort – in eigens dafür gepflanzten Gehölzreihen mit variablen Abständen – können sich Baumschuler ein Bild davon machen, wie die Maschinen in der Praxis funktionieren.
Zur selben Zeit haben die rührigen Organisatoren eine zweite, diese inhaltlich ergänzende Messe auf die Beine gestellt: Die Florum ist ein Fachforum für aktuelle grüne Themen. Sie richtet sich an Baumschuler, Landschaftsarchitekten, Gartenbauer, Landschaftsplaner, die Kommunen, den Einzel- und Systemhandel, aber ebenfalls nicht an Laien.
Im Pinneberger Baumschulland mit rund 300 Baumschulen vor Ort ist die Florum bestens angesiedelt, denn hier ist die Kompetenz in Sachen Grün traditionell hoch, und viele Baumschulen haben sich eine besondere Expertise erarbeitet, zum Beispiel bei Rosen, Rhododendren und Magnolien. Auch sie beginnt am 29. August, dauert dann aber inhaltlich gebündelt bis zum 5. September.
Jan-Peter Beese von der Landwirtschaftskammer, Heinrich Lösing vom Versuchs- und Beratungsring der Baumschulen Schleswig-Holstein und Frank Schoppa vom Landesverband im Bund deutscher Baumschulen haben gemeinsam das Gesamtkonzept entwickelt und ihre Netzwerke aktiviert. Zur Baumschultechnik-Messe, die im Jahre 1958 gegründet und vor sieben Jahren zum letzten Mal ausgerichtet wurde, werden knapp 320 Aussteller aus Deutschland und Europa erwartet. Eingeladen wurde in zwölf Sprachen, die erwarteten 6000 bis 8000 Besucher kommen aus Europa, Japan, Kanada und den USA.
Die wenigen Konkurrenzmessen in Dänemark, den Niederlanden und in Erfurt gibt es längst nicht mehr, aber in Ellerhoop hat man weiter die Nase im Wind und präsentiert „alles, was in der Branche up to date ist“, sagt Heinrich Lösing. Ausgestellt werden dort Schlepper, Steuerungen via GPS, Laser und andere Geräte für die Bodenbearbeitung, zur mechanischen Unkrautbekämpfung, Transportsysteme für Containerpflanzen, Topfmaschinen, Rodegeräte und vieles mehr.
„Die Besucher kommen wegen der Gesamtheit, die sie hier zu sehen bekommen“, sagt Lösing. Da Fachkräfte immer schwieriger zu bekommen sind, werden zum Beispiel Roboter immer interessanter: Der HV-100 etwa ist wenig größer als ein Staubsauger. Er kann, was zurzeit noch Hilfskräfte in stundenlanger Kleinarbeit erledigen müssen: Töpfe umstellen, weil die Pflanzen darin größer geworden sind. Vom HV-100 seien in Kanada bereits 100 Geräte im Einsatz, aber auch eine französische Variante sei derzeit in der Erprobungsphase, erzählt Lösing. Kostenpunkt: Gut 20.000 Euro.
Aber es gibt noch mehr Innovationen. Agrardrohnen werden vorgestellt, die Pflanzenschutzmittel aus der Luft versprühen. Groß im Kommen sind aber auch erprobte Methoden, die technisch weiterentwickelt wurden, um Unkraut ohne Chemie zu entfernen. Dies ist möglich mittels Flammen, heißem Wasserdampf oder, ganz neu, durch einen Wasserstrahl mit 1000 Bar Druck.
Eine GPS-Steuerung bei Verpflanz-Maschinen ist ein wunderbare Sache. Aber was ist, wenn auf dem Feld kein Funksignal zu kriegen ist oder Baumkronen den Empfang stören? Dann sind, besonders für die Arbeit unter Bäumen, bewährte Kamera- und Lasersysteme die bessere Wahl, die darüber hinaus auch besonders präzise auf zwei bis drei Zentimeter genau arbeiten können.
Die Messe Florum ist die perfekte Ergänzung zur Baumschultechnik. Nicht nur, dass sie die Handelsbeziehungen zu den hiesigen Baumschulen aktiviert. Sie setzt mit 25 interessanten Fachvorträgen auch brandaktuelle Themen, die den Baumschul-Profis, die sowieso schon angereist sind, wichtiges Wissen vermitteln. Am 29. August (13 Uhr) geht es in einem Vortrag um die komplizierte Gütebestimmungen für Baumschulpflanzen, am Tag darauf (10 Uhr) wird erklärt, wie ein Betriebsvergleich funktioniert, damit Baumschuler die eigene wirtschaftliche Situation im Branchenvergleich besser einschätzen können. Aber es wird auch ein Vortrag über Raritäten aus Samenkörnern gehalten (13 Uhr) oder die Vielfalt von Fächerahornen und Zaubernüssen.
Die nächsten beiden Tage (3. und 4. September) drehen sich um die Planung und Ausführung beim Stadtgrün. Hier öffnet der Vortrag „Die Stadt grün denken“ um 10.30 Uhr die Augen für urbanes Grün als Klimaschutzfaktor und zur Luftverbesserung. Am Tag darauf liefert ein weiterer Spezialistenvortrag um 10 Uhr Erkenntnisse über die Rolle blühender Gehölze zur Bekämpfung des Insektensterbens. Er zeigt außerdem auf, mit welchen Bäumen und Sträuchern Insekten von März bis September Nahrung finden.
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