Neue Arbeitsgemeinschaft für die präventive Jugendhilfe. Ehrenamtliche Betreuer können in den Organisationen wertvolle Unterstützung leisten

Kreis Pinneberg. Sie stehen nicht oft im Licht der Öffentlichkeit, wenn sie ihre Zeit und Unterstützung für Menschen mit Problemen spenden. Doch die Arbeit der ehrenamtlichen Paten im Bereich der präventiven Jugendhilfe wird immer wichtiger. Zwar gibt es schon jetzt im Kreis eine große Palette an Patenschaftsangeboten, um gerade junge Menschen in besonderen Problemlagen zu unterstützen. Um diese Arbeit jedoch besser zu koordinieren und sich untereinander auszutauschen, hat das Kreisjugendamt jetzt die Gründung einer "Arbeitsgemeinschaft Patenschaftsmodelle" mit fünf Trägern angestoßen. Ziel sei es, so Katja de Jong vom Kreisjugendamt, bis 2012 jährlich 200 Paten zu rekrutieren.

Die Verbände suchten "händeringend" nach Unterstützung durch Paten, sagt Frauke Schöffel vom Projekt "Hand in Hand", einem Angebot der Familienbildungsstätten des Kreises Pinneberg im Bereich "Frühe Hilfen für Familien". In Kooperation mit anderen Einrichtungen betreut und begleitet "Hand in Hand" Schwangere und junge Familien mit erhöhtem Unterstützungsbedarf. Hebammen, ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und ausgebildete Koordinatorinnen können die Familien schon während der Schwangerschaft optimal versorgen und begleiten. Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen übernehmen entlastende Aufgaben für die Mutter, unterstützen sie bei der Pflege und Betreuung des Kindes. Die professionellen Mitarbeiterinnen beraten, begleiten und unterstützen in allen Bereichen, die fachliche Qualifikation voraussetzen. Derzeit sind für die Familienbildung im Kreisgebiet etwa 80 ehrenamtliche Paten im Einsatz.

Die Patenschaftsangebote entlasten die Betroffenen oft in einer frühen Phase, in der die Probleme noch "klein" sind und mit Hilfe einer zeitlich begrenzten Unterstützung gut abgefangen werden können. So kümmert sich die "Brücke" in Elmshorn um Kinder psychisch kranker Eltern. Oft seien die Kinder selbst von einer psychischen Erkrankung bedroht, sagt Angela Hildebrandt-Wehrmann. Sie berichtet von einer alleinerziehenden Mutter, die an Depressionen litt und neu in der Stadt war. Sie bekam eine ältere Dame quasi als "Paten-Oma" für ihr Kind. Durch diesen Kontakt sei das Kind offener und fröhlicher geworden, es habe sich ein Vertrauensverhältnis aufbaut. In der Zeit der Betreuung habe die Mutter Termine wahrnehmen können und eine Therapie gemacht. Seit drei Jahren könne sie eine Teilzeitarbeit ausüben, und das Verhältnis zwischen Mutter und Kind habe sich nachhaltig stabilisiert. Derzeit werden sechs Kinder im Alter von zwei bis 13 betreut, weitere Patenschaften werden vorbereitet.

Die Gemeinnützige Gesellschaft für Jugend- und Suchthilfe kümmert sich mit dem Projekt "Plan haben" um Kinder und Jugendliche ab zehn Jahren. Daniela Taubenheim berichtet von einem 13 Jahre alten Jungen, der die Förderschule besuchte. Er fiel in der Schule auf, weil er keine sozialen Kontakte hatte, unsicher und schüchtern war. Zudem gab es ständig Streit mit der allein erziehenden Mutter. In diesem Falle wurde eine Patenschaft begründet, die enorme Erfolge zeigte. Der Junge unternahm Ausflüge mit seinem Paten, kochte mit ihm, machte Gartenarbeit und andere Unternehmungen, bei denen sich auch Kontakte zu anderen Kindern ergaben. Mit denen traf er sich bald regelmäßig, wurde offen und selbstsicher. Auch zur Mutter entspannte sich das Verhältnis, sogar ein Wechsel auf die Hauptschule wurde möglich. Derzeit gibt es bei "Plan haben" elf Patenschaften, es existiert jedoch eine Warteliste mit 16 Jugendlichen, wofür viele neue Paten benötigt werden, sagte Daniela Taubenheim.

Zu der neuen Arbeitsgemeinschaft gehört auch der Verein für Jugendhilfe , der ehrenamtliche Bewährungshelfer für straffällige Jugendliche und junge Erwachsene sucht. Derzeit werden 15 Personen aus den Amtsgerichtsbezirken Pinneberg und Elmshorn betreut. Für diese Tätigkeit gibt es bestimmte Auswahlkriterien, sagt Heike Ritt, unter anderem ein Gespräch mit dem Richter, Besuch einer Gerichtsverhandlung und Fortbildungen.

Der Diakonieverein hat zwei Projekte, bei denen Paten gesucht werden: Zum einen Partnerschaften für die Sprachintegration von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund, in Wedel gebe es bereits acht Sprachpaten. Zum anderen das Integrationsprojekt "Elternlotsen" in Quickborn dank der Unterstützung des örtlichen "Lions Club" für die gleiche Zielgruppe, wo bereits fünf "Elternlotsen" 40 Kinder betreuen. Sie begleiten sowohl Kinder als auch Eltern mit Sprachproblemen in die Schule, beispielsweise zum Elternabend. "Wir sind stolz darauf", sagt Ludger Fischer, "dass es sich bei den Elternlotsen nicht nur um Deutsche handelt, sondern auch um Menschen mit Migrationshintergrund." Das Projekt "Elternlotsen" soll jetzt auch auf Pinneberg ausgedehnt werden.