Der Bundesfreiwilligendienst ist gestartet. Lotta Rehmeyer und Florian Rathmann betreuen Kinder in einem Sportverein

"Im Sommer habe ich meinen Realschulabschluss gemacht. Aber ich möchte mich jetzt noch nicht auf eine bestimmte Ausbildung festlegen, sondern erst mal verschiedene Erfahrungen sammeln", sagt Lotta Rehmeyer. Deshalb hat sie sich für den Bundesfreiwilligendienst (BFD) entschieden. Ein Jahr lang wird sie nun in der TSG Bergedorf (Turn- und Sportgemeinschaft Bergedorf) die ganz Kleinen in der Krippe betreuen. Da die Sportgemeinschaft auch Trägerin von vier Sport- und Bewegungs-Kindertagesstätten ist, gehört dieser Bereich zu den Haupteinsatzgebieten der in der Gemeinschaft beschäftigten 13 BFDler, "neben der Seniorenabteilung, wo zum Beispiel das Organisieren und Durchführen von Ausflügen oder Wanderungen auf dem Programm steht, und dem Bereich des Behindertensports", erläutert der stellvertretende Geschäftsführer Thorsten Wetter. Die Aufgaben der BFDler im Umgang mit den Behinderten führt er folgendermaßen aus: "Wer einen Führerschein mitbringt, holt dann vielleicht die Mitglieder aus ihren Wohngruppen ab, betreut sie in der Sporthalle und bringt sie später wieder zurück."

Je nach Absprache können die Freiwilligen aber auch stärker in den verschiedenen Sportsparten eingesetzt werden. Das strebt zum Beispiel Florian Rathmann an. Der 18-Jährige ist passionierter Tischtennisspieler. Wenn nach dem Sommer die Schulkooperationen wieder starten, könnte er sich gut vorstellen, die eine oder andere Schulklasse an der Platte zu betreuen. Momentan ist allerdings auch er in der Kinderbetreuung eingesetzt. "Tatsächlich müssen wir uns noch an die flexibleren Möglichkeiten herantasten, die der BFD uns bietet", sagt Wetter. "Im Gegensatz zum Zivildienst, bei dem die Einsatzmöglichkeiten ganz klar umrissen waren, können wir die Freiwilligen nun ganz nach unserem Bedarf oder eben auch gemäß ihren Interessen einsetzen."

Auch Lotta und Florian sind noch beim Herantasten. Erst seit dem 1. August sind sie dabei, "und da ging es zunächst an die Ostsee zu einer Seminarwoche", erzählt Florian. Verschiedene Workshops, Einblicke in weniger bekannte Sportarten wie Ultimate Frisbee oder Gaelic Football - eine Mischung aus Rugby und Fußball - aber auch das gegenseitige Kennenlernen von gut 80 BFDlern aus ganz Hamburg stand auf dem Programm. "Ich fand besonders einen Workshop zur körperlichen und mentalen Entwicklung bis ins frühe Erwachsenenalter hinein interessant", sagt Florian. "Nun habe ich eine Vorstellung davon, was ich den Kindern jetzt schon zumuten kann und wo ihre natürlichen Grenzen liegen." Lotta hat vor allem der Visualisierungs-Workshop gut gefallen. "Gerade bei den Kleinsten läuft die Kommunikation stark über Körpersprache und Bilder, weniger über Sprache", erklärt sie. Da konnte der Workshop praktische Hilfen für ihre neue Arbeit bieten. Der Umgang mit Kindern hat sie schon immer interessiert. Erste Erfahrungen sammelte sie während eines Schulpraktikums in einem Kindergarten. Diese will sie nun gern ausbauen. "Ich könnte mir gut vorstellen, nach dem BFD ins Ausland zu gehen und in Brasilien mit armen Kindern zu arbeiten."

Wie Lotta ist auch Florian der Umgang mit Kindern nicht neu - sie machte bereits ein Praktikum in einer Kindestagesstätte, und er betreute vor dem BFD als Tischtennistrainer eine Kindermannschaft. "Ein bisschen Ahnung sollte man auch schon mitbringen", findet er. "Denn das senkt die Hemmschwelle, und man weiß schon etwas besser, was auf einen zukommt." Denn obwohl beide betonen, die Arbeit mit den Kindern mache ihnen viel Spaß, wissen sie auch, wie anstrengend sie sein kann. "Wenn Kinder im Schwimmbad oder im Bewegungsraum herumtoben, muss man schon sehr aufpassen, dass sich keiner verletzt. Das heißt: Volle Konzentration", sagt Florian. Und Lotta ergänzt: "Man sollte Ruhe und Geduld mitbringen. Gerade die ganz Kleinen müssen ja noch viel lernen, zum Beispiel sich alleine anzuziehen. Dazu haben sie aber nicht immer Lust und dann heißt es schnell 'Mach du mal ...' Dann muss man sie Stück für Stück zum Selbermachen anleiten - und sich gegen ihren zum Teil auch lautstarken Widerstand liebevoll aber konsequent durchsetzen."

Und was wünscht sich Thorsten Wetter von seinen künftigen BFDlern? "Vor allem Spaß und Interesse am Umgang mit Menschen aller Altersgruppen sowie Flexibilität und Kommunikationsvermögen." Bislang hat er allerdings - allen Unkenrufen zum Trotz das Interesse sei gering, der BFD noch zu unbekannt - keinerlei Schwierigkeiten, seine 13 Stellen zu besetzen. "Im Gegenteil. Wir hatten uns zwar im Vorwege viel überlegt und uns auch schon Werbekonzepte ausgedacht, um junge Leute für uns zu gewinnen - aber dann bekamen wir plötzlich viel mehr Bewerbungen, als wir Plätze zu vergeben haben."

Andererseits überrascht ihn das Interesse auch wieder nicht. "Die Arbeit in der Turn- und Sportgemeinschaft ist eine sehr gute Möglichkeit, in einen Bereich hineinzuschnuppern, den man eventuell später zum Beruf machen möchte. Vier unserer ehemaligen Zivis sind inzwischen fest bei uns angestellt." Und da der TSG Bergedorf auch zum Sport- und Fitnesskaufmann ausbildet, "kann der BFD bei uns durchaus zum Berufseinstieg führen", sagt Wetter.

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