Berlin. Israels Truppen sollen in Gaza-Stadt einrücken, der riskanteste Teil der Bodenoffensive. Ein Befehl ist dabei besonders heikel.

Gaza-Stadt ist umstellt. Auf zwei Achsen rückten israelische Truppen vom Norden in den Gazastreifen ein. Südlich der Stadt – die dritte Achse – stießen sie vom Osten her ans Mittelmeer. Der Gazastreifen ist in zwei Hälften geteilt worden.

Schon am Donnerstag meldete die israelische Armee (IDF), die Stadt sei umzingelt. Am Sonntag machten die Israelis deutlich, dass die Soldaten binnen 48 Stunden die Stadt vollständig abriegeln und die Kämpfe starten werden.

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Der Häuserkampf steht unmittelbar bevor – die mit Abstand gefährlichste Operation der Bodenoffensive. Bereits jetzt ist der Blutzoll groß. 29 israelische Soldaten sind gefallen, mehr als in jedem der vier Gaza-Kriege in den letzten 20 Jahren.

Die Soldaten sollen langsam vorgehen

Es hat seinen Grund, warum man sich in der Vergangenheit bei Militäroperationen gegen die Hamas auf Luftschläge konzentriert hat. Um die Terrororganisation zu beseitigen, geht Israel diesmal aber mehr und größere Risiken ein.

Die Armeeführung geht davon aus, dass sie einen langen Zeitraum brauchen wird. Die Rede ist von einigen Monaten bis zu einem Jahr oder gar länger. Man wolle gründlich vorgehen und das heißt denn auch: relativ langsam.

Der heikelste Punkt: die Sicherheit der Geiseln. Das militärisch größte Wagnis: Das hunderte Kilometer lange Tunnelsystem der Hamas, wo wiederum Geiseln vermutet werden.

Zu großes Risiko: Nicht das Tunnelsystem stürmen

Im Tunnel ist die Bewegungsfreiheit für Soldaten gering. Israels Militärs gehen ohnehin davon aus, dass Eingänge und Tunnel mit Sprengfallen präpariert sind – die Armee will nach eigenen Aussagen zum jetzigen Zeitpunkt davon absehen, dort einzudringen. Eine Vorsichtsmaßnahme. Auch zum Selbstschutz waren ihre Panzer inn Gaza über die Felder und Wiesen gefahren und hatten Straßen gemieden.

Nun soll jeder Tunnel erst mal von Spezialkräften kontrolliert werden. In einigen Fällen soll die Luftwaffe sie mit bunkerbrechenden Waffen angreifen. In den meisten Fällen wird man sich die Tunnel für später vornehmen.

Die Israelis haben dafür spezielle Hunde und Roboter, aber auch „Schaumbomben“ in ihrem Arsenal, die Tunnels in Sekundenschnelle mit einer rasch aushärtender Substanz füllen und verstopfen. So können diese schnell zum Grab für Hamas-Kämpfer werden.

In der Stadt kommen die Israelis nicht darum herum, von Straße zu Straße, von Gebäude zu Gebäude zu gehen und eines nach dem anderen zu durchzusuchen. Das ist der gefährlichste Teil. Ein Sonderfall ist das Shifa-Krankenhaus, wo sich nach Einschätzung des Geheimdienstes viele hochrangige Hamas-Führer verstecken.

Die Krankenhäuser sind ein wunder Punkt

Auch das indonesische Krankenhaus im Gazastreifen soll den Angaben nach von militärischer Infrastruktur der Hamas umgeben sein. Sie habe das Hospital systematisch gebaut, „um ihre unterirdische Terror-Infrastruktur zu verschleiern“, sagte Militärsprecher Daniel Hagari. Der Befehl, ein Krankenhaus zu stürmen, dürfte mit zu den schwierigsten Entscheidungen gehören, weil unweigerlich Zivilisten sterben und es weltweit Empörung auslösen würde.

Von außen ist die Situation schlecht einzuschätzen. Die Informationspolitik wird komplett von beiden Kriegsparteien gesteuert. Nir Dvori vom israelischen Fernsehsender Channel 12 war einer der wenigen Journalisten, die sich vor Ort ein Bild machen konnten.

„Hier auf den Straßen zu gehen, die Straßen in der Stadt Gaza waren, man kann die Zerstörung durch die Bombardierungen sehen, was hier die (Planierraupen) D9 gemacht haben, ist einfach unbeschreiblich“, sagte der Journalist. „Oh Gott, Gaza.“

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