Zu viel landet auf dem Müll – das liegt vor allem am Kunden

Mit Essen spielt man nicht – das bringen Eltern schon kleinen Kindern bei. Denn Lebensmittel sind wertvoll, wichtig und die Grundlage unserer Existenz. Vor allem aber haben viele Menschen auf der Welt nicht genug Essen, um jeden Tag satt zu werden. Mit Essen zu spielen und es damit zu entwerten, ist moralisch nicht vertretbar. Genauso wenig, wie es einfach achtlos in die Tonne zu schmeißen.

Obwohl das eigentlich jeder weiß, gehen wir viel zu achtlos mit unseren Lebensmitteln um. Wir erwarten, dass ein Apfel groß, rund und knackig ist, wir wollen eine Banane ohne Dellen und eine Kartoffel, die noch nicht mit dem Keimen angefangen hat. Das Auge isst mit, heißt es bei auf Tellern angerichteten Menüs – doch genau das gilt auch für die Produkte, die wir in unseren Einkaufswagen legen. Darauf haben Hersteller und Händler längst reagiert: Schon bevor die Waren den Supermarkt erreichen, wird aussortiert. Was nicht der Norm entspricht wandert in den Müll, in die Biogasanlage, endet als Tierfutter, bleibt als Dünger auf dem Feld.

Auf die anderen zu schimpfen – die Händler, die Bauern oder die EU – mag zu einem gewissen Teil berechtigt sein, greift aber zu kurz. Jeder Verbraucher wirft pro Jahr 36 Kilogramm Obst und Gemüse in den Müll. Einfach so, weil die Dinge schlecht geworden sind oder nicht zu unserem Appetit gepasst haben. Wir gehen dabei auch so leichtfertig mit unserer Nahrung um, weil sie jederzeit verfügbar ist. Ist doch kein Problem, eine braune Banane wegzuwerfen, schließlich bekommt man für ein paar Cent im Supermarkt eine neue. Auch wenn uns in den vergangenen Wochen immer wieder Nachrichten über die anziehende Inflation den Eindruck einer Preisexplosion gerade bei Obst und Gemüse verschaffen, darf eines nicht vergessen werden: Nach wie vor ist Essen in Deutschland günstiger als in den meisten anderen Ländern der EU.

Wenn schon der materielle Wert unseres Essens nicht allzu hoch ist, sollten wir unser Bestes versuchen, ihm wenigstens den ideellen Wert zu geben, den es verdient. Und einfach mal einen Apfel kaufen, der nicht ganz so perfekt aussieht. Er wird garantiert nicht schlechter schmecken.