Hapag-Lloyd setzt mit Verlusten die SPD unter Druck

Mit markigen Worten hat Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) vor gut einem Jahr die Aufstockung der städtischen Anteile an Hapag-Lloyd um weitere 420 Millionen Euro verteidigt. "I want my money back", sagte er in Anlehnung an die frühere britische Premierministerin Margaret Thatcher. Damit wollte er den Steuerzahlern deutlich machen, dass das verstärkte Engagement der Stadt bei der Traditionsreederei nicht nur standortpolitisch sinnvoll ist, sondern zudem ein lohnendes Investment werden soll.

Der Plan der SPD-Regierung war einfach: Die Zinsen für die 420 Millionen Euro wollte sie über die Gewinnausschüttung des Unternehmens finanzieren. Jährlich 35 Millionen Euro erwarteten die Genossen aus Dividenden von Hapag-Lloyd. Und bei einem Weiterverkauf der Anteile sollten mindestens eben jene 420 Millionen Euro wieder herausspringen.

Seit Dienstag hat die Regierung es schwarz auf weiß: Der Plan geht nicht auf. Hapag-Lloyd hat das Geschäftsjahr 2012 mit einem Konzernverlust von 128 Millionen Euro abgeschlossen und ist damit noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht als im Vorjahr 2011. Eine Dividende gibt es nicht. Die Kreditzinsen müssen aus Steuermitteln bedient werden.

Aber auch das zweite Ziel, die vollständige Refinanzierung der Kaufaufwendung, gerät in Gefahr. Nach zwei verlustreichen Jahren in Folge und weiter steigenden Energiekosten wird klar: Für den Wirtschaftsstandort mag Hapag-Lloyd wichtig sein, als Geldanlage ist das Unternehmen keine Perle - zumal unklar ist, wie lange die Krise der Schifffahrt noch andauert. Bei einem Börsengang würde die Stadt für ihre Anteile weniger bekommen, bei der Übernahme durch einen Dritten erst recht.

Der SPD-Senat favorisiert aber eine dritte Lösung: den Zusammenschluss von Hapag-Lloyd mit Hamburg Süd. Die Fusionsgespräche gehen jetzt in ihre entscheidende Phase, und Hapag bringt einen Berg Schulden mit. Das wird in der künftigen Machtverteilung deutlich werden. Was die 420 Millionen Euro des Senats dann noch wert sind, weiß derzeit keiner. Aber nicht wenige Steuerzahler werden bald rufen: "Herr Scholz, we want our money back!"