Essen. Mit der BBC-Reihe „Wilde Dynastien“ zeigt die ARD spektakulär gefilmte Tier-Dokus. Die Zuschauer erleben eine Tragödie zum Mitfiebern.

Seine besten Tage hat David längst hinter sich. Der Schimpansenmann ist alt, müde, hat ein vom Kampf zerfetztes Ohr und eine von den Sorgen des Dschungellebens angegriffene Seele. Außerdem ist Alphamännchen David nicht mehr der unangefochtene Chef seiner Affenhorde im Senegal – zwei aggressive Jungschimpansen namens Luthor und Junkin machen ihm Rang und paarungsbereite Weibchen streitig. Völlig klar, dass es zum Auftakt der fünfteiligen Tierdokumentation „Wilde Dynastien“ im Ersten zum Kampf kommen muss – und der wird mit allen Mitteln ausgefochten.

Die von der britischen BBC produzierte Filmreihe erzählt fünf Geschichten aus dem Tierreich, die zu regelrechten Seifenopern verdichtet worden sind, mit stark vermenschlichten tierischen Helden, Nebenfiguren und Schurken wie aus dem Drehbuch – ein für eine Naturdokumentation über wilde Tiere fragwürdiges Verfahren.

„Die Geschichten werden sehr personalisiert erzählt“, gibt denn auch der zuständige WDR-Redakteur Klaus Kunde-Neimöth zu, schwärmt im selben Atemzug aber von der „neuen Form des Tierfilms“, die beim Nachfolgeprojekt von „Der Blaue Planet“ entstanden sei.

BBC-Teams begleiteten Tiere für „Wilde Dynastien“ über Monate

In Folge zwei von „Wilde Dynastien“ sind Kaiserpinguine zu sehen, die ihr Junges verloren haben und versuchen, ein Küken zu kidnappen.
In Folge zwei von „Wilde Dynastien“ sind Kaiserpinguine zu sehen, die ihr Junges verloren haben und versuchen, ein Küken zu kidnappen. © WDR/BBC/Stefan Christmann | ard/wdr

Für den Fünfteiler, den die ARD immer montags zeigt, haben Teams der BBC die jeweiligen Tiere monatelang begleitet und unglaublich viel Material gedreht. Daraus wurden dann am Schneidetisch in London die suggestiven Filme über den Schimpansen David und seine Affen, eine Kolonie von Kaiserpinguinen in der Antarktis, ein Löwenrudel in Kenia und eine prächtige Tigerin mit ihren Jungen in Indien gebastelt.

Keine Frage: Herausgekommen sind dabei Beiträge mit großartigen Bildern von wild lebenden Tieren. Mit Nahaufnahmen, Zeitlupen und passender Begleitmusik zur jeweiligen Szene wird dem Leben der gezeigten Affen, Pinguine oder Raubkatzen gleichzeitig aber eine regelrechte Dramaturgie übergestülpt. Das schafft Emotionen und Identifikationsmöglichkeiten, mit denen die Zuschauer bei der Stange gehalten werden sollen.

Zuschauer fiebert mit und wird mit Happy End belohnt

Über zwei Jahre lang begleitet das Kamerateam David und seine Schimpansen-Gruppe im Senegal. Dabei kommen sie den Tieren nicht nur räumlich sehr nahe.
Über zwei Jahre lang begleitet das Kamerateam David und seine Schimpansen-Gruppe im Senegal. Dabei kommen sie den Tieren nicht nur räumlich sehr nahe. © WDR/BBC NHU | ard/wdr

Kommentiert wird das Ganze von Filmstar Sebastian Koch. „Ich hoffe, dass unsere Zuschauer diese großartigen, charismatischen Tiere in unseren Filmen in einer Art und Weise erleben, wie sie es noch nie zuvor getan haben“, sagt Produzent Rupert Barrington. Tatsächlich haben er und seine Mitstreiter in den fünf Beiträgen alles dafür getan, aus dem gnadenlosen Kampf ums Überleben in der Natur eine heroische und stellenweise auch kitschige Tragödie zum Mitfiebern zu machen.

Wenn etwa die zu allem entschlossenen Rivalen des bedauernswerten Alphamännchens David in Zeitlupe um ihn herumschleichen, fiebert der Zuschauer mit wie bei einem Thriller. Und wenn der beim Kampf mit der Konkurrenz schwer verwundete David sich dank eines cleveren Tricks doch noch mit seiner ausgewählten Affendame paaren darf, dann entlässt das Naturdrama den Zuschauer mit einem Happy End wie aus dem Bilderbuch.

Fazit: Spektakulär gefilmt, effektbewusst inszeniert.

Montag, 18. März, 20.15 Uhr, ARD: „Wilde Dynastien“