Berlin. Ein neues Buch beschreibt den Absturz des SPD-Spitzenkandidaten Martin Schulz drastisch. Sogar Grünen-Chef Robert Habeck hat Mitleid.

Grünen-Chef

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hat „unendlich viel Mitleid“. Mit wem?

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, wer sonst? Am Sonntagmittag dreht sich im vollbesetzten Tipi am Kanzleramt, einem Theaterzelt neben Angela Merkels zweitem Zuhause, noch einmal die Berliner Welt um das Schicksal des gescheiterten SPD-Kanzlerkandidaten, Fast-Außenministers und dann zurückgetretenen Parteichef Schulz.

Der preisgekrönte „Spiegel“-Reporter Markus Feldenkirchen durfte ihn monatelang im Wahlkampf begleiten. Nun stellt er sein Buch „Die Schulz Story“ vor, das von diesem Montag an in den Buchläden liegt.

Schuld sind die Berater

Habeck, der Grünen-Star, erst seit Ende Januar gemeinsam mit Annalena Baerbock an der Parteispitze, sitzt neben Feldenkirchen auf der Bühne. Habeck, Anfang 2017 nach eigenen Worten selbst vom Schulz-Hype infiziert, zeigt Mitgefühl – aber auch professionelles Unverständnis, warum Schulz den Reporter so nah an sich heranließ.

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    Aus der „Erotik der Beobachtung“ sei am Ende eine „Pornografie des Scheiterns“ geworden. Schulz’ größter Fehler sei es gewesen, zu stark auf seine Berater gehört zu haben, von denen einige im Publikum sitzen. Er selbst habe durchaus „Muffe“ vor einem ähnlichen Absturz, gibt der populäre Grüne zu, der in Medien als deutscher Justin Trudeau (kanadischer Premier) gefeiert worden ist.

    „Gott bin ich müde. So unfassbar müde“

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    selbst ist nicht ins Tipi-Zelt gekommen. Das für ihn schmerzhafte Buch habe er aber in zwei Nächten daheim in Würselen verschlungen, sagt Feldenkirchen, der zur Enttäuschung einiger Besucher nur Passagen vorliest, die längst im „Spiegel“ standen.

    Lesenswert sind die 314 Seiten. Noch nie hat ein deutscher Politiker einen Journalisten so tief in seine Seele schauen lassen. „Die Schulz-Story“ zeigt das Bild eines zutiefst erschöpften Mannes, der als 100-Prozent-Vorsitzender startete und in knapp einem Jahr alles verlor.

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      „Gott bin ich müde. So unfassbar müde“, sagt der 62-jährige Schulz in dem Buch. „Ob ich jemals wieder fit werde, weiß ich nicht. Ich glaube, ich brauche ein halbes Jahr, um wieder zu Kräften zu kommen.“ Schulz räumt ein, dass er „dumme Fehler“ gemacht habe. Aber er fühlt sich auch als Opfer, als „idealer Sündenbock“, der an seiner eigenen Anständigkeit gescheitert sei.

      SMS von Sigmar Gabriel im Kommandoton

      Schulz plaudert bei Feldenkirchen viele Interna aus. „Entweder du killst ihn, oder er killt dich“, soll ihn die kommende Parteichefin Andreas Nahles Anfang 2017 mit Blick auf

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      gewarnt haben.

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        Gabriel habe ihn im Wahlkampf ständig mit SMS bombardiert, stets als Befehl: „Das ist ein Kommandoton, als sei man selbst der letzte Depp, wenn man das nicht sofort umsetzt“, klagt Schulz. So viel zur „Freundschaft“ unter Genossen.

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        Als Wendepunkt sieht Schulz die Entscheidung der SPD, nach den gescheiterten Jamaika-Sondierungen doch mit der Union über eine erneute Regierung zu verhandeln. „Da hätte ich zurücktreten müssen. Zu dem Zeitpunkt hätte ich gehen müssen.“

        Habeck spricht von einer „Intrige“

        Schulz machte weiter und tappte in die nächste Falle. Er wollte nach den erfolgreichen Koalitionsverhandlungen, wo er viel für die SPD herausholte, Außenminister werden. Dummerweise hatte er direkt nach der Wahl einen Kabinettsposten unter Angela Merkel öffentlich ausgeschlossen. „Ich habe das falsch eingeschätzt mit dieser Glaubwürdigkeitslücke. Komplett falsch eingeschätzt“, sagt Schulz im Rückblick. Viele Spitzengenossen, darunter Nahles, hatten ihn bestärkt, am Außenministerjob festzuhalten.

        Habeck glaubt, die SPD-Führung habe Schulz ins offene Messer laufen lassen.

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