Berlin. Martin Schulz hat einen rasanten Abstieg hinter sich. In einem Buch zieht er nun ein Resümee – und gibt auch der SPD eine Mitschuld.

Der ehemalige SPD-Vorsitzende und Kanzlerkandidat

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hat in einem Buch eine Bilanz der vergangenen Monate gezogen und Fehler eingeräumt. Mit Blick auf die 180-Grad-Wende der SPD infolge der

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heißt es in dem Buch laut „Spiegel“-Bericht: „Da hätte ich zurücktreten müssen. Zu dem Zeitpunkt hätte ich gehen müssen.“

Martin Schulz gibt in dem Buch „Die Schulz-Story“ von „Spiegel“-Autor Markus Feldenkirchen auch Einblicke, warum er sich überhaupt zu dieser politischen Wende entschlossen hat: „Ich wollte den Schwenk zunächst nicht“, sagt Schulz demnach.

Die SPD hatte nach der Bundestagswahl eine Beteiligung an einer erneuten Großen Koalition ausgeschlossen, war nach dem Aus für Jamaika aber umgeschwenkt. Schulz und die SPD hatten für diesen Schritt viel Kritik einstecken müssen. „Wenn der Bundespräsident dich zu sich zitiert, kannst du ja nicht nein sagen oder zurücktreten“, sagt Schulz in dem Buch.

Schulz: „An den Strukturen der Partei zerschellt“

Für sein Scheitern macht Schulz aber nicht nur sich selbst verantwortlich. Zwar gibt er zu, „dumme Fehler gemacht“ und sich seinen Gegnern ausgeliefert zu haben. Doch auch die SPD habe einiges falsch gemacht.

Feldenkirchen zitiert Schulz mit den Worten: „Ich glaube, ich bin nicht politisch gescheitert, aber sicher teilweise an den Strukturen der Partei zerschellt.“ Die SPD könne gnadenlos sein. „Ich bin der ideale Sündenbock für alles, was die Partei seit Jahren falsch gemacht hat.“

Schulz äußert sich außerdem zu der

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werden will. „Die ganze Empörung über meinen Wunsch, Außenminister zu werden, lag wahrscheinlich daran, dass viele an der Parteibasis in mir einen untypischen Politiker gesehen haben und dann eben schockiert waren, dass ich einen typischen Politikerschritt mache“, sagte Schulz laut „Spiegel“. „Möglicherweise hätten sie es jedem anderen verziehen. Mir nicht.“

Schulz vor seinem Rücktritt zutiefst erschöpft

Aus dem Satz, dass er nicht in eine Regierung von Merkel eintreten würde, habe man ihm einen Strick gedreht. Dabei sei dieser Satz direkt nach der Bundestagswahl und damit zu einem Zeitpunkt gefallen, als die ganze Partei gegen einen Eintritt in die Regierung gewesen sei. „Jetzt geht die ganze Partei in die Regierung, nur der Parteichef darf es nicht.“

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war spätestens mit Schulz’ Entscheidung, ins Auswärtige Amt zu wechseln, endgültig zerbrochen. Als Schulz dem amtierenden Außenminister seinen Entschluss am 7. Februar mitteilte, kam es dem Bericht zufolge zu einem heftigen Schlagabtausch. Nach dem Gespräch schickte Gabriel Schulz demnach diese SMS: „Es bleibt dabei, Du willst mich für Deine Zukunft opfern.“ Heute sitzen beide als einfache Abgeordnete im Bundestag.

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    „Spiegel“-Autor Feldenkirchen hatte Schulz während des Wahlkampfes monatelang begleitet, nun schreibt er die Geschichte fort. Er schildert den SPD-Chef kurz vor seinem Rücktritt als zutiefst erschöpften Mann. „Gott bin ich müde. So unfassbar müde“, sagte der 62-Jährige da. „Ob ich jemals wieder fit werde, weiß ich nicht. Ich glaube, ich brauche ein halbes Jahr, um wieder zu Kräften zu kommen.“

    Nahles: Keine „messianische Erweckung“

    Schulz war vor rund einem Jahr bei einem Parteitag mit 100 Prozent der Delegiertenstimmen zum neuen SPD-Parteivorsitzenden gewählt worden. „Der ganze Vorstand hat diese 100 Prozent damals genau wie Martin Schulz selbst eher als Belastung empfunden, da sie Erwartungen schürte, die niemand zu erfüllen vermag“, sagte Fraktionschefin Andrea Nahles, die sich am 22. April in Wiesbaden zur neuen Parteichefin wählen lassen will, der österreichischen Zeitung „Die Presse am Sonntag“.

    Sie erwarte beim SPD-Sonderparteitag in Wiesbaden am 22. April kein derart deutliches, sondern ein „solides“ Ergebnis. „Messianische Erweckung wird man mit (Interims-Parteichef) Olaf Scholz und Andrea Nahles nicht erleben“, sagte Nahles.

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      (kge/sdo/dpa)