London. Wenige Tage vor der Parlamentswahl dominiert die Trauer in Großbritannien. Doch die führenden Politiker verschärfen ihren Ton.

Im Gedenken an die Opfer des Terroranschlags in London halten die Menschen in Großbritannien an diesem Dienstag eine landesweite Schweigeminute. Von 11 Uhr Ortszeit (12 Uhr MESZ) werde in allen Regierungsgebäuden Stille herrschen, teilte das Büro der Premierministerin auf seiner Internetseite mit. Die Flaggen in der Hauptstadt sollen bis zum Dienstagabend auf Halbmast bleiben.

Schon am Montagabend hatte es bei einer Mahnwache im Potters Fields Park in der Nähe des Londoner Rathauses eine Schweigeminute für die Opfer gegeben. Zahlreiche Menschen hatten Blumen am Rathaus niedergelegt.

Behörden gaben Namen von zwei Attentätern bekannt

In der Nähe – auf der London Bridge und dem Borough Market – hatten drei mutmaßliche Islamisten am Samstagabend mindestens sieben Menschen getötet und Dutzende verletzt, darunter zwei Deutsche. Die Angreifer wurden von der Polizei erschossen.

Die Polizei gab die Namen von zwei Attentätern bekannt: Khuram Shazad Butt (l) und Rachid Redouane.
Die Polizei gab die Namen von zwei Attentätern bekannt: Khuram Shazad Butt (l) und Rachid Redouane. © REUTERS | HANDOUT

Die Behörden identifizierten zwei der mutmaßlichen Terroristen als Khuram Shazad Butt (27) und Rachid Redouane (30), beide wohnten im Ostlondoner Stadtteil Barking.

Eine Person gilt als vermisst

Alle Verdächtigen, die am Sonntag im Zusammenhang mit dem Anschlag festgenommen worden waren, wurden am Montag wieder auf freien Fuß gesetzt. Die insgesamt zwölf Männer und Frauen seien inzwischen alle ohne Anklage entlassen worden, teilte die Polizei am späten Montagabend mit. Zudem kümmerten sich Experten um die Hinterbliebenen der Todesopfer. Sie sorgten sich auch um die Familie einer Person, die als vermisst gilt.

So sollten Politiker mit der Terror-Angst umgehen

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    Premierministerin Theresa May kündigte wenige Tage vor der Parlamentswahl an diesem Donnerstag an, den radikalen Islam aus der britischen Gesellschaft „auszurotten“. Sie stellte einen Vier-Punkte-Plan vor, der sich mit aller Härte nicht nur gegen Terroristen, sondern gegen den radikalen Islamismus richtet.

    Premier May plant schärfere Überwachung

    „Wir müssen viel stärker daran arbeiten, ihn zu erkennen und ihn aus dem öffentlichen Dienst und der Gesellschaft auszurotten.“ Mit dem Begriff „öffentlicher Dienst“ spricht May vermutlich das Schulwesen an. Es gebe „viel zuviel Toleranz für Extremismus in unserem Land“, sagte sie. „Wir werden den Terroristen nicht erlauben, dass sie uns besiegen. Wir werden sie besiegen.“

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      May plant unter anderem eine schärfere Überwachung von Internet und Messengerdiensten. Auch längere Haftstrafen gehören zum Paket. Ihr Herausforderer Jeremy Corbyn von der Labour-Partei warf May vor, sie sei einst als Innenministerin selbst dafür verantwortlich gewesen, dass es heute 20 000 Polizisten weniger gebe als 2010.

      London immer wieder Ziel von Anschlägen

      Der Anschlag vom Samstagabend war das dritte Attentat binnen drei Monaten in Großbritannien und das zweite in London – alle drei hat der IS für sich in Anspruch genommen: In Manchester hatte im Mai ein Selbstmordattentäter nach einem Auftritt der US-Sängerin Ariana Grande 22 Menschen getötet. Ende März war ein Mann auf der Westminster-Brücke in London mit hohem Tempo in Fußgänger gefahren. Anschließend tötete er mit einem Messer einen unbewaffneten Polizisten. Sechs Menschen starben. (dpa)

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