Der „Reichsführer SS“ der Nationalsozialisten hat offenbar private Aufzeichnungen in großem Stile hinterlassen. Sie liegen nach einem Medienbericht in einem Banktresor in Israel.

Berlin. In Israel ist nach einem Medienbericht ein großes Konvolut verschollener Dokumente von Heinrich Himmler aufgetaucht. Himmler war einer der mächtigsten Nazi-Führer, bekannt durch sein skrupelloses Verhalten im Zusammenhang mit der Ermordung der Juden. Er gilt als einer der entscheidendsten Organisatoren des Holocaust.

Es handelt sich um Hunderte private Briefe, Notizen und Fotos aus dem Privatbesitz Himmlers. Das berichtet die „Welt" (Sonnabend-Ausgabe). Die Unterlagen, die der „Welt“ nach eigenen Angaben in Kopie vorliegen, befinden sich demnach im Tresor einer Bank in Tel Aviv.

Zu dem Bestand gehören neben den Briefen, die der "Reichsführer SS" Himmler von 1927 bis fünf Wochen vor seinem Selbstmord 1945 seiner Frau Marga schrieb, zahlreiche bisher unbekannte Fotografien sowie der Nachlass von Himmlers Pflegesohn und weitere Papiere.

Die Dokumente sind nach einem Gutachten des Bundesarchivs nachweislich echt. Dessen Präsident Michael Hollmann sagte der „Welt“: „Wir sind uns sicher, was diese Dokumente angeht.“ Im Gutachten heißt es: „Es besteht kein Anlass, an der Echtheit der Unterlagen in Tel Aviv zu zweifeln.“

Der Berliner Historiker und NS-Experte Michael Wildt beschreibt den Fund als „ein dichtes Korpus an privaten Dokumenten, wie es das von keinem anderen Angehörigen der NS-Führung gibt“. Von Adolf Hitler und Hermann Göring sind praktisch keine persönlichen Unterlagen erhalten. Propagandaminister Joseph Goebbels hinterließ zwar einen gewaltigen Bestand an handschriftlichen Tagebüchern und täglichen Diktaten, doch handelt es sich dabei fast ausnahmslos um Rohstoff für künftige Propaganda, nicht um wirklich private Unterlagen.

Auf das neue Material zu Himmlers Privatleben stützt sich auch der Dokumentarfilm „Der Anständige“ der israelischen Regisseurin Vanessa Lapa, deren Vater das Privatarchiv mit den Dokumenten gehört. Der Film, dessen Produktion die „Welt“ finanziell unterstützt hat, wird am 9. Februar auf der Berlinale uraufgeführt.