Beim FC Basel hat Xherdan Shaqiri im Eiltempo Karriere gemacht. Ab Juli spielt er für Bayern München - doch schon vor dem Wechsel gibt es ein Problem.

München. Xherdan Shaqiri war die Sache etwas peinlich, aber getraut hat er sich dann doch. Ob es denn ein Problem wäre, fragte der künftige Münchner Bayern-Trainer Jupp Heynckes, wenn er in der Champions League für den FC Basel gegen den deutschen Fußball-Rekordmeister ein Tor erziele? „Herr Heynckes hat gelacht“, sagt Shaqiri über die unangenehme Situation im ansonsten angenehmen Gespräch, „und mich beruhigt.“ Und dann hat Heynckes für ein Novum gesorgt.

Er erwarte sogar, dass Shaqiri alles daransetze, seinen künftigen Verein im Achtelfinal-Duell aus der Königsklasse zu schießen, hat Heynckes dem jungen Schweizer gesagt. „So soll es sein, sonst hätten wir doch den falschen Spieler geholt.“ Und auch Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge dürfte wohl zum ersten Mal in seinem Leben einen gegnerischen Spieler aufgefordert haben, gegen den FC Bayern zu treffen. „Ich verlange von jedem, bis zum letzten Arbeitstag für seinen Arbeitgeber alles zu geben“, sagte er.

Shaqiris letzter Arbeitstag beim Schweizer Meister ist der 30. Juni, einen Tag später tritt er in München an. Bis 2016 hat er dort unterschrieben, über zehn Millionen Euro war den Bayern seine Signatur wert. An der Isar sind sie nicht nur von der Einstellung des 20-Jährigen angetan. „Er ist unberechenbar, ein Intuitionsfußballer, der instinktiv viele Dinge richtig macht. Er kann den Unterschied ausmachen, hat sehr viel, um ein Großer zu werden“, lobt Heynckes.

Auch Shaqiris künftige Mitspieler freuen sich auf den „besten beidfüßigen Fußballer seit Andreas Brehme“, wie Shaqiris aktueller Trainer Heiko Vogel den vielseitigen Kicker nennt. „Er wird uns verstärken“, sagt etwa Thomas Müller, und Holger Badstuber meint, „Shaq Attack“ könne Spiele „alleine entscheiden“. Der Sohn kosovarischer Eltern („deshalb heiße ich nicht Hans oder Urs“) hat eine Karriere im Eiltempo hingelegt. Mit 17 debütierte er in der Super League, mit 18 wurde er Profi und Nationalspieler, mit 20 Fußballer des Jahres.

Seine wohl größte Stärke neben der Beidfüßigkeit ist die „Polyvalenz“, wie er es selbst nennt, also die Vielseitigkeit. Seine Lieblingsposition ist die „10“, bei Basel spielt er aber meist auf dem Flügel. Experten wie der frühere Bundesliga-Trainer Rolf Fringer trauen dem „Kraftwürfel“, wie der nur 1,69 m große Shaqiri ob seiner Statur genannt wird, auch die Außenverteidiger-Rolle zu. Fußballerisch, betont Fringer, habe Shaqiri alles, um sich bei den Bayern durchzusetzen. „Und er hat auch das Selbstbewusstsein. Es ist ja auch nicht mehr wie vor 20 Jahren, als der kleine Schweizer ins Ausland gegangen ist und alle sich gedacht haben: Jessesgott, was macht der denn jetzt da?“

Doch noch bevor Shaqiri das Bayern-Trikot zum ersten Mal übergestreift hat, gab es Probleme - und das lag nicht am Duell beider Klubs in der Königsklasse. Shaqiri soll im August mit der Schweiz beim Olympia-Turnier in London spielen. Das Finale, das für das talentierte Team durchaus drin ist, steigt dort am 11. August - zwei Wochen vor dem Saisonstart in der Bundesliga.

„Das ist eine schwierige Sache für einen Spieler, der neu zu Bayern kommt“, sagt der Schweizer Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld. Shaqiri meint, dass er die „einmalige Chance“ Olympia gerne wahrnehmen würde, aber er weiß, dass er dann bei seinem neuen Klub einen Kaltstart hinlegen müsste. „Kaum Münchner, schon Problemwürfel“, schrieb das Blatt 20 Minuten deshalb. Gespräche der Bayern mit dem Schweizer Verband sollen in Bälde eine Lösung bringen.

„Sorgen“, betont Shaqiri, „mache ich mir keine.“ Nicht wegen Olympia, und auch nicht wegen der Konkurrenz in München: „Ich will etwas riskieren.“

Am Ende, da ist er sicher, wird es nicht so kommen wie bei seinem letzten Vereinswechsel. Als der kleine Xherdan mit neun Jahren vom SV Augst ins nahe Basel ging, „zum ersten Mal in die große Stadt“, hat er erstmal nur geheult.