Großes Interesse an Mario Gomez, beißende Kritik an Jürgen Klinsmann: Nach dem versöhnlichen Saisonabschluss mit Rang zwei hat Manager Uli Hoeneß von Fußball-Rekordmeister Bayern München eine vernichtende Bilanz der Vergangenheit gezogen,

München. Im Fokus des Managers stand dabei neben Klinsmann besonders VfB-Stürmer Gomez. «Wir werden uns um ihn bemühen. Wir werden nächste Woche Gespräche führen, dann werden wir sehen, was daraus wird. Ich bin da relativ optimistisch», sagte Bayern-Manager Uli Hoeneß am Sonntag im DSF-Doppelpass.

Bereits nach dem 2:1-Sieg gegen den VfB Stuttgart am Samstag hatte Hoeneß den 23-jährigen Nationalspieler als «interessanten Spieler» bezeichnet. «Heute würde ich sagen, er ist ein sehr interessanter Spieler», fügte Hoeneß nun an. Auch die wohl sehr hohe Ablösesumme von bis zu 30 Millionen Euro schreckt ihn offenbar nicht ab. Auf die Frage, ob der Klub tatsächlich so flüssig sei, um sich Gomez leisten zu können, antwortete Hoeneß knapp mit «ja».

Sollte der Deal mit Gomez doch nicht zustande kommen, könnte Angreifer Edin Dzeko vom neuen Meister VfL Wolfsburg ein Kandidat für die Bayern sein. Präsident Franz Beckenbauer bestätigte, dass der Rekordmeister auch über den Bosnier nachdenkt. «Er wurde schon diskutiert bei uns», sagte der «Kaiser» als Premiere-Experte, doch Beckenbauer hält die Chance auf einen Transfer für nicht allzu hoch.

Hoeneß äußerte sich zudem erstmals öffentlich zum TV-Auftritt von Klinsmann. Er habe in Latein gelernt: «Si tacuisses, philosophus manuisses - das bedeutet: Wenn du geschwiegen hättest, wärst Du ein Philosoph geblieben», sagte Hoeneß über das Interview von Klinsmann am Mittwoch bei stern.tv, in dem der Geschasste die Klubführung des FC Bayern kritisiert hatte.

Klinsmann sei «der Trainer in der Geschichte des FC Bayern mit der größten Machtfülle» gewesen, sagte Hoeneß: «Seine Wünsche wurden nicht erfüllt, sondern übererfüllt. Davon zu reden, er habe nicht durchsetzen können, was er wollte, ist falsch.». Klinsmanns einziger konkreter Vorschlag sei die Verpflichtung des US-Angreifers Landon Donovan gewesen, «von dem Hermann Gerland sagt, der würde bei ihm nicht mal in der 2. Mannschaft spielen».

Es sei «ein Riesenunterschied», sagte Hoeneß weiter über den früheren Bundestrainer Klinsmann, «eine Nationalmannschaft oder eine Bundesliga-Mannschaft zu trainieren. Wenn ich beim Nationalteam ein Problem mit einem Spieler habe, kann ich den austauschen - das geht im Verein nicht». Für Klinsmanns Rauswurf «waren am Ende nicht die Ergebnisse entscheidend, sondern das Verhältnis zur Mannschaft». Das war laut Hoeneß lange nicht so positiv, wie Klinsmann es zuletzt in dargestellt hatte.

Auch der «Gefälligkeitsjournalist» (Hoeneß) Günther Jauch, der Klinsmann interviewt hatte, bekam sein Fett weg. Hoeneß mutmaßte, Klinsmanns Berater Roland Eitel (Hoeneß: «diese Eitel-Mischpoke») habe «die Fragen vorher aufgeschrieben und Jauch hat sie vorgelesen. Sowas kennen wir ja». Eitel wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern.

Nach der heftigen Hoeneß-Kritik an Jauch wurde der Bayern-Manager zur nächsten stern.tv-Sendung am kommenden Mittwoch (ab 22.15 Uhr bei RTL) eingeladen. «Das ist unsere Reaktion darauf», sagte stern.tv-Chefredakteur Andreas Zaik auf SID-Anfrage. Er habe die Aussagen von Hoeneß gelesen, «es ist ärgerlich und unzutreffend, dass Fragen abgesprochen sind. Das ist in 20 Jahren nicht vorgekommen und wird in 20 Jahren nicht vorkommen. Günther Jauch lässt sich Fragen nicht diktieren», so Zaik.

Hoeneß nahm in erster Linie Klinsmanns Gesprächspartner ins Visier. Jauch habe Klinsmann «eine Plattform gegeben, Dinge zu erzählen, die nicht stimmen, und ohne kritische Fragen zu stellen», moserte Hoeneß. Jauchs Aussage, Klinsmann sei «der Barack Obama des deutschen Fußballs», brachte ihn richtig auf: «Wenn Jürgen der Obama des deutschen Fußballs ist, dann bin ich Mutter Teresa.»

Trotz allem beschloss Hoeneß die kurze Ära Klinsmann mit einem versöhnlichen Fazit: «Ich bin nach wie vor der Meinung, dass es einen Versuch wert war.» sid