Maulkorb und Einzelzimmer im Teamhotel – „Habe ihm gesagt, was Sache ist“

Düsseldorf/Bad Tatzmannsdorf. Gewöhnlich ist ein Einzelzimmer im Kreis der Nationalmannschaft ja ein Privileg, im Fall Marko Arnautovic ist es dagegen vielmehr ein Teil des Maßnahmenkatalogs zur „Resozialisierung“. Nach gut fünf Monaten hat der österreichische Teamchef Didi Constantini den Bann gegen den Skandalprofi von Werder Bremen rechtzeitig vor dem EM-Qualifikationsspiels gegen Deutschland in Gelsenkirchen am Freitag (20.45 Uhr) wieder aufgehoben – allerdings unter strengen Auflagen.

Bis zum Spiel darf sich Arnautovic öffentlich nicht äußern. „Er soll sich halt auf das Spiel konzentrieren“, begründet Constantini seine Entscheidung, bevor er konkreter wird: „Ich habe ihm gesagt, was Sache ist. Wenn er das nicht einhält, ist er in einer Minute weg.“

Vorausgegangen war ein Gnadengesuch des 22-jährigen Wieners bei Constantini. „Er hat mich angerufen und wir haben uns ausgetauscht“, berichtet der ÖFB-Teamchef, der daraufhin auch den Kontakt zu Werder-Coach Thomas Schaaf gesucht habe. Und der Bremer Cheftrainer hat offensichtlich ein gutes Wort für seinen Problemspieler mit dem losen Mundwerk eingelegt.

Denn das Kapitel Nationalmannschaft war für Arnautovic seit jenem 29. März 2011 eigentlich ad acta gelegt worden. Der Stürmer hatte nach dem 0:2 gegen die Türkei in Istanbul zunächst den früheren Duisburger Stefan Maierhofer verbal attackiert, bevor er dann mit dem Hannoveraner Emanuel Pogatetz und Jürgen Macho aneinandergeraten war.

Eigentlich nichts Neues bei Arnautovic. Denn Skandale sind seit jeher ein treuer Begleiter des Angreifers. So war er in Bremen erst gegen Ende der vergangenen Saison aus dem Kader verbannt worden, nachdem er es – die Mannschaft steckte mitten im Abstiegskampf – in einer Disco ein wenig zu doll getrieben haben soll. Es war nicht der einzige Vorfall in seiner Bremer Zeit.

Lustlose Auftritte im Training und im Spiel, launige Wortgefechte mit Sportdirektor Klaus Allofs oder andere verbale Entgleisungen, wie etwa nach dem 0:6 in Stuttgart („Was ist das für ein Saftladen hier?“) gehörten bei Arnautovic fast schon zur Tagesordnung. Über ähnliche Vorfälle wurde beim 6,5 Millionen-Euro-Mann bereits bei dessen vorherigen Klubs Inter Mailand und Twente Enschede berichtet.

So stand die Ära Arnautovic in Bremen fast schon vor dem Ende. Der Skandalprofi gelobte in der Sommerpause aber Besserung und hielt sich bislang auch daran. Je leiser es um den Techniker wurde, desto besser wurden auch die Leistungen. In der laufenden Saison erzielte Arnautovic bereits zwei Treffer und trug mit guten Leistungen seinen Teil zum Bremer Aufschwung (neun Punkte aus vier Spielen) bei.

Nun soll Arnautovic auch dem österreichischen Team nach zuletzt sechs Niederlagen in sieben Spielen wieder auf die Beine helfen. „Marko ist ein Spieler, der den Unterschied ausmachen kann“, sagt Constantini. Seine Mitspieler nahmen die Rückholaktion verhalten auf. Man solle nicht so einen großen Wirbel um ihn veranstalten, betonte der Stuttgarter Martin Harnik. Dass aus dem Lautsprecher aber vorerst ein Leisetreter geworden ist, wird im Team begrüßt. „Das Sprechverbot ist für die Mannschaft kein Nachteil, für die Journalisten ist es halt blöd.“