Vier Siege, 13:2 Tore – die Bilanz von Borussia Dortmund aus den vergangenen vier Spielen lässt auf eine erfolgreiche Spielzeit hoffen.

Dortmund. Jung, dynamisch, erfolgreich – bei Borussia Dortmund wächst der Glaube an eine neue Erfolgsära. Noch Minuten nach der 5:0 (2:0)-Gala gegen den 1. FC Kaiserslautern bebte die mächtige Südtribüne. Zusammen mit ihren Fans feierten die Profis ausgelassen den besten Saisonstart der Vereinsgeschichte. Der abermals erstaunlich reife Auftritt des eigentlich unreifen Teams versetzte alle Beteiligten in Euphorie: „Dass wir solch einen Fußball gespielt haben, liegt schon einige Zeit zurück“, schwärmte Sportdirektor Michael Zorc, „eine stetige Weiterentwicklung ist erkennbar.“

Wie in der Meistersaison 2001/2002 verbuchte die Borussia zwölf Zähler aus den ersten fünf Saisonspielen, weist aber ein besseres Torverhältnis auf. Mehr noch als die Punktausbeute imponiert jedoch die Art und Weise, wie das junge Team seine Bundesliga-Gegner dominiert. Nach Stuttgart (3:1), Wolfsburg (2:0) und Schalke (3:1) ging auch Kaiserslautern im Angriffswirbel der Borussia mit Toren von Lucas Barrios (31./88. Minute), Kevin Großkreutz (38.), Mats Hummels (65.) und Robert Lewandowski (75.) unter. Gleichwohl sieht der erneut überragende Taktgeber Nuri Sahin noch Luft nach oben: „Wir sind noch nicht am Limit.“

Auch ohne große Geldmittel ist es Zorc und Trainer Jürgen Klopp gelungen, einen exquisiten Kader zusammenzustellen. Im Unterschied zur glorreichen Ära der 90er Jahre mit zwei Meistertiteln (1995/1996) und dem Gewinn der Champions League (1997) fehlen sündhaft teure Stars. Stattdessen geben junge, hungrige und pflegeleichte Spieler wie Neven Subotic, Mats Hummels und Sahin den Ton an. Zudem verheißen Talente wie Shinji Kagawa und Sven Bender eine rosige Zukunft. „Der Charakter ist das herausragende Merkmal dieser Mannschaft“, befand Klopp.

Früher als erwartet scheint die Rechnung von Zorc und Klopp aufzugehen. Erstmals seit mehr als sieben Jahren rangiert die Borussia wieder auf dem zweiten Tabellenplatz. Wie schon beim famosen Auftritt gegen den Erzrivalen FC Schalke überzeugte sie erneut mit hoher Laufbereitschaft und spielerischer Klasse. „Wir standen nach dem Derby in der Beweispflicht und wollten allen zeigen: Wir können die Spur halten“, sagte Klopp.

Nach Einschätzung des Fußball-Lehrers wird der anhaltende Höhenflug seinen zuletzt hochgelobten Profis nicht zu Kopf steigen: „Das Gute an der Situation ist, dass wir wenig Zeit zum Genießen haben. Wir stehen morgen mit dem Wissen auf, dass wir übermorgen in den Zug zum Spiel beim FC St. Pauli steigen werden.“ Manndecker Subotic sprach seinem Coach aus dem Herzen: „Durch diese Siege werden wir sicher nicht arrogant.“

Anders als sein Gegenüber hatte Gäste-Trainer Marco Kurz keinen Grund zur Freude. Nur in der ersten halbe Stunde präsentierte sich sein Team als homogene Einheit, zerfiel aber im Anschluss an das 0:1 in alle Einzelteile. „Wir haben eine Lehrstunde bekommen“, bekannte Kurz. Obwohl der stark in die Saison gestartete Aufsteiger in den vergangenen drei Spielen nur einen Punkt verbuchte, sieht der Coach keinen Grund zur Sorge: „Wenn wir die vergangenen Wochen in der Gesamtschau sehen, ist die Mannschaft gut aufgestellt.“