Die Blue Devils starten am Sonnabend ins Unternehmen Titelverteidigung.

Hamburg. Welchen Effekt es haben kann, wenn sich Footballer auf Diät setzen, konnte man am vergangenen Freitag im Crowne-Plaza-Hotel bei der Saisonauftakt-Pressekonferenz der Blue Devils besichtigen. Sichtlich schmaler um die Wangen, meldete sich Gordon Crowe im messbaren Bereich haushaltsüblicher Standwaagen zurück. "Ich bin nicht mehr so fett wie im Vorjahr", frohlockte der Defensive-Line-Spieler, der vor Jahresfrist noch mit stolzen 256 Pfunden gewuchert hatte: "Ich fühle mich einen Schritt weiter als vergangenes Jahr." Die Selbsteinschätzung des US-Abwehrprellbocks könnte für den Titelverteidiger in der German Football League (GFL) zum Saisonmotto taugen. Bei den Klassenzielen jedenfalls will man nicht abspecken, auch wenn es blaue Wunder nicht immer wieder gibt: "Es ist sicher leichter, Meister zu werden, als Meister zu bleiben", warnt Headcoach Kent Anderson vor dem Saison-Kick-off am Sonnabend (18.30 Uhr, AOL-Arena) gegen die Assindia Cardinals. "Aber seit dem Vorbereitungsspiel Ende April gegen Hannover hat sich bei uns eine Menge getan." Das fängt schon beim Personal an. Denn mit Quarterback Kareem Wilson hat inzwischen ein neuer Steuermann bei den blauen Jungs angeheuert. Der 26-Jährige kommt mit der Empfehlung, zwischen 1995 und 1998 für die Ohio Bobcats insgesamt 49 Touchdowns erlaufen zu haben - die zweitbeste Leistung eines Spielmachers in der Geschichte der höchsten Collegedivision I-A. "Kareem kann ebenso gut werfen wie laufen, das macht unser Angriffsspiel in Kombination mit Estrus Crayton noch flexibler", verspricht Anderson. Teuflisches Glück, dass es für Wilson nicht zum ganz großen Wurf gereicht hat - den Spähern der National Football League war das 1,73-Meter-Bewegungswunder ("Ihr werdet alle von meinem Spiel überrascht sein") einst schlicht eine Nummer zu klein. Allerdings: Viel Weitblick werden auch seine Hamburger Vorderleute dem Lotsen nicht gestatten. Bis auf Nicolas Abel und Volker Thiele wurde die Stammbesetzung der Offensive Line (Durchschnittsgröße: 1,92 Meter) komplett umgekrempelt. Künftig zählen mit Tim Philipp Stößner, Erik Marks, Marc Liedtke und dem Polen Marek Rubin gleich vier Neuzugänge von GFL-Rivale Kiel Baltic Hurricanes zu Wilsons Leibgarde. Auch wenn "fast alle Hamburger Jungs sind", wie Anderson klarstellt: Offensive-Line-Dirigent Thomas Söker muss sein schweres Quintett erst mal in Einklang bringen. Da hat es die Verteidigungslinie leichter. "Wir müssen unser System nicht erst lernen", weiß Defensive End Campino Milligan (30), der sich wieder zum Weitermachen überreden ließ - wie überhaupt alle Leistungsträger mit Crowe, Vladimir Ilic und Bernhard Rozic (zurzeit NFL Europe) weiter auf einer Linie sind. Das ist auch neutralen Beobachtern nicht verborgen geblieben. "Unsere Defensive Line ist wirklich gut", staunt Dennis Fitzgerald. Der US-Import, einst Wilsons Teamkollege in Ohio, soll in der (neuerdings hell-) "blauen Wand" die Rolle von Jeff Waters übernehmen. "Er spielt als Strike, ist also sowohl in der Lauf- als auch in der Passverteidigung einsetzbar", erklärt Defensive Coordinator Dave Likins. Ein anderes Allroundtalent gibt den Teufeln den Kick: An Stelle des privat verhinderten Timo Erbs wird Punter-Receiver Andreas Lefevre für Extrapunkte und Fieldgoals sorgen. Der ist mit 74 Kilogramm zwar der leichteste aller Blauen. Auch von ihm dürfen die Fans aber wieder Football-Vollkost erwarten. "Es ist sicher leichter, Meister zu werden, als Meister zu bleiben." Blue-Devils-Headcoach Kent Anderson