Montag beginnt einer der größten Prozesse in der Geschichte des Landgerichts

Stade. Zehn mutmaßliche Drogendealer sitzen auf der Anklagebank, 20 Verteidiger rätseln über die beste Verteidigungsstrategie. Der einzige Hauptbelastungszeuge wurde bereits ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen. Am Montag beginnt vor dem Stader Landgericht einer der größten und spektakulärsten Prozesse, den die Hansestadt je erlebt hat.

Im März dieses Jahres haben Polizei und Staatsanwaltschaft Stade innerhalb von 36 Stunden zwei Drogenhändlerringe im Altländer Viertel von Stade gesprengt. Während der beiden Großrazzien wurden insgesamt neun Verdächtige festgenommen, ein weiterer wurde im Juni gefasst.

Am Montag beginnt um 13 Uhr nun die Hauptverhandlung gegen diese zehn Verdächtigen. Ihnen wird unter anderem unerlaubtes bandenmäßiges Handeln mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge vorgeworfen. "Es werden zwei Verfahren verhandelt, die zur gemeinsamen Verhandlung verbunden worden sind, weil in beiden Verfahren derselbe Hauptbelastungszeuge umfangreich zu vernehmen sein wird", sagt Petra Baars, Pressesprecherin des Stader Landgerichts. Das erste Verfahren richtet sich gegen sieben junge Männer zwischen 22 und 33 Jahren. Den aus dem Libanon, Deutschland und der russischen Föderation stammenden Angeklagten wird vorgeworfen, in der Zeit von März 2009 bis Januar 2010 in Stade mit Marihuana gehandelt zu haben. Dabei soll einer der Angeklagten als Geldgeber aufgetreten sein, während die übrigen Angeklagten als Ankäufer und Verteiler gehandelt haben sollen.

Die Bande soll nach Ermittlungen der Polizei Stade und des Dezernats für organisierte Kriminalität bei der Staatsanwaltschaft Stade Drogen im Wert von mehr als 200 000 Euro umgesetzt haben.

26-jähriger Libanese aus Stade gilt als Kopf des Drogenhändlerrings

Ein bereits wegen Rauschgifthandel vorbestrafter 26-jähriger Libanese aus dem Altländer Viertel gilt nach Angaben der Staatsanwaltschaft als Kopf der Bande. Er gehört zu einer seit vielen Jahren polizeilich bekannten Stader Familie. Im Juni wurde der Bruder des mutmaßlichen Anführers der Bande ebenfalls festgenommen.

Das zweite Verfahren richtet sich gegen einen 33-jährigen im Libanon geborenen Deutschen aus dem Altländer Viertel, einen 29-jährigen in Deutschland geborenen Türken und einen 27- jährigen Deutschen. Ihnen wird vorgeworfen , in der Zeit von Anfang 2008 bis März 2010 in Stade mit Marihuana gehandelt zu haben. Sie sollen Drogen im Wert von rund 250 000 Euro umgesetzt haben. Dabei sollen sie nach einem gemeinsamen Plan vorgegangen sein. Ein Angeklagter soll den Kauf der Drogen finanziert und ein anderer den Kontakt zu einem niederländischen Lieferanten hergestellt und die eigentliche Übergabe durchgeführt haben.

Der dritte Angeklagte soll die Aufgabe gehabt haben, Teile des Marihuanas an andere Händler weitergegeben zu haben, die es dann wiederum weiterverkauft haben sollen.

Die zuständige Stader Strafkammer musste das Verfahren zwischenzeitlich dem Oberlandesgericht in Celle (OLG) zur Entscheidung vorlegen. Ursache war, dass die Untersuchungshaft die vorgeschriebene Dauer überschreiten wird. Denn zwischen Festnahme und dem ersten Verhandlungstag darf nur ein halbes Jahr vergehen. Das OLG hatte die fortdauernde Haft angeordnet. Das besondere Beschleunigungsgebot, dass bei Verfahren mit Untersuchungshaft vorgeschrieben ist, wurde laut OLG nicht verletzt. Die Kammer hat 28 Verhandlungstage angesetzt.