Millionenprojekt in Stade soll Anfang 2014 fertig sein. Niedersachsen und Hamburg kooperieren bei dem Neubau, der das Stadtbild prägen wird.

Stade. Das Grundstück am Grabenweg in Stade wird bereits vorbereitet. In einem Monat beginnen die Bauarbeiten. Im Frühjahr 2014 soll der rund 22 Millionen Euro teure Neubau fertig sein. Das geplante Staatsarchiv in Stade ist ein bundesweit bislang einzigartiges Projekt. Das Vorhaben wird länderübergreifend von Niedersachsen und Hamburg umgesetzt.

Die Erleichterung und die Vorfreude aller Beteiligten sind spürbar. Schon vor mehr als drei Jahrzehnten sollte ein Erweiterungsbau für das Stader Staatsarchiv errichtet werden. Daran kann sich Bernd Kappelhoff noch genau erinnern. Schließlich war das Archiv in Stade seine erste Station nach dem Referendariat. Umso erfreuter ist der heutige Präsident des Niedersächsischen Landesarchivs bei der Vorstellung der Neubaupläne im Stader Rathaus. Stadtbildprägend wird vor allem das fünfgeschossige Magazin sein.

Darin werden Akten in Regalen mit einer Gesamtlänge von 50 Kilometern gelagert, davon nutzt das Land Niedersachsen 30 Kilometer auf drei Etagen, Hamburg nutzt die übrigen zwei Etagen. Das in sich geschlossene Magazingebäude wird passiv klimatisiert. Das heißt, es benötigt aufgrund seiner guten Wärmedämmung sowohl im Sommer als auch im Winter keine klassische Heizung oder Kühlung. So wird kostengünstig ein für alle Archivalien angemessenes Raumklima hergestellt.

Vor dem Magazin soll ein dreigeschossiger Gebäudeteil gebaut werden. Darin befindet sich auf zwei Etagen die sogenannte Magazinvorbereitung sowie im Obergeschoss eine Drei-Zimmer-Wohnung für den künftigen technischen Leiter. Lediglich der dritte Gebäudeteil wird für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Auf zwei Etagen entstehen ein moderner und freundlich gestalteter Lesesaal, der unter anderem auch für Ausstellungen und Vorträge genutzt werden kann und soll, sowie der Produktions- und Verwaltungsbereich.

Obwohl die hinteren beiden Gebäude abgeschlossen sind, betont die Leiterin des Stader Staatsarchivs, Gudrun Fiedler, dass der Neubau insgesamt sehr offen und transparent angelegt werde. "Es wird kein geheimes Staatsarchiv, sondern ein Archiv für die Bürger", sagt Fiedler, die gemeinsam mit ihrem Stellvertreter die Neubaupläne zum Tag der Archive an diesem Sonnabend, Beginn 11 Uhr, vorstellt und Fragen beantwortet.

Hintergrund der Kooperation zwischen Hamburg und Niedersachsen ist die zunehmende Digitalisierung in der Verwaltung. Kurz- und mittelfristig würden große Aktenmengen in den Ämtern entbehrlich werden, sagt Landesarchiv-Präsident Kappelhoff. Die öffentlichen Archive müssen per Gesetz diese Aktenmengen aufnehmen. Das führt folglich zu Platzproblemen, auch in Hamburg. Deshalb schoben die Spitzen der Archivverwaltungen der beiden Bundesländer bereits vor zehn Jahren das gemeinsame Projekt an.

Da das im Jahr 1965 gebaute Stader Archivgebäude am Sande schon längst an die Grenzen seiner Kapazität angekommen und mittlerweile dringend sanierungsbedürftig geworden ist, bot sich die kleine Hansestadt als gemeinsamer Standort an. Der moderne Neubau ist nicht nur dreimal so groß wie das alte Gebäude, sondern verursacht dann auch lediglich 30 Prozent der bisherigen Energiekosten. Gebaut wird auf dem ehemaligen Bauhof von "Zuhr und Köllner" am Grabenweg. Dazu hat das Land Niedersachsen der Hansestadt Stade das mehr als 10 000 Quadratmeter große Grundstück abgekauft.

Der Neubau wird auch der Startschuss für die Umgestaltung des Bahnhofsumfeldes. "Das Archiv hat auch eine Ankerfunktion für den neuen Stadtteil zwischen Bahnhof und Altländer Viertel", sagt Kappelhoff. Stades Stadtbaurat Kersten Schröder-Doms spricht ebenfalls von einer sehr glücklichen Situation. Das Grundstück befinde sich in optimaler Lage und sei sowohl von Kunden des Archivs als auch von Arbeitnehmern gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.

Doch was geschieht mit dem alten Gebäude beziehungsweise dem Grundstück im Stader Zentrum? Stades Landrat Michael Roesberg hat bereits Interesse an dem Grundstück angemeldet. Die Kreisverwaltung soll erweitert werden, dafür könnte der Kreis das alte Archiv-Grundstück nutzen. Derzeit gebe es jedoch keine konkreten Verhandlungen über einen eventuellen Verkauf des Grundstücks in der Stader Innenstadt. Fakt ist, das Land Niedersachsen soll das alte Archiv abreißen, bevor die öffentliche Hand das Grundstück kauft.