35 Mitarbeiter des Stader Winterdienstes Burfeind sind zurzeit unterwegs. Um 4 Uhr morgens beginnt ihr Dienst.

Stade. Es ist früh, sehr früh. Und es ist kalt, sehr kalt. Es ist 4Uhr, das Thermometer zeigt Minus fünf Grad an. Bei 34Männern und einer Frau läutet das Handy. Johann-Heinrich Burfeind klingelt seine Mitarbeiter aus dem Bett. Nachts hat es geschneit und so heißt es für den Winterdienst: raus aus den Federn.

Burfeind ist bereits seit 3Uhr im Büro seines Privatunternehmens und beobachtet im Internet auf einem Radarbild die Schneewolken. Seine Mitarbeiter räumen für hunderte Privatkunden in Stade und Umgebung Gehwege, Auffahrten und Parkplätze von Schnee und Eis frei. "Inzwischen habe ich mich an das frühe Aufstehen gewöhnt. Am Anfang war es aber schon schwer", sagt der 47-Jährige, der derzeit maximal fünf Stunden pro Nacht schläft. Das sei nicht schlimm, doch ärgerlich sei, dass das Familienleben zu kurz komme. Nervös werde er bei unsicheren Wetterprognosen. "In der Nacht zu Dienstag habe ich mir stündlich den Wecker gestellt und aus dem Fenster geguckt, ob es schneit."

Nach und nach trudeln seine Angestellten noch etwas verschlafen im Büro im Altländer Viertel ein. Die meisten haben ihre festen Touren. Doch bevor es losgeht, müssen die Streuwagen und Minitrecker vorbereitet werden. In der Halle ist von Müdigkeit nichts mehr zu spüren. Dutzende Männer wuseln herum und beladen in Windeseile die Streuer mit einem Gemisch aus Sand und Salz. Mit dem Salz müssen sie sparen, weil sich die Vorräte dem Ende zuneigen. 40 bis 50 Tonnen des Gemisches wurden von der Firma Burfeind bereits verstreut, sonst sind es 40 Tonnen im ganzen Winter. "Langsam macht mir das Sorgen. Alle schreien nach Salz, aber niemand bekommt was", sagt Burfeind, dessen Reserven nur noch wenige Tage reichen. Der Großhändler könne erst in zwei Wochen liefern.

Friedrich von Spreckelsen muss sich über solche Probleme nicht den Kopf zerbrechen. Er muss nur zusehen, dass er zügig vom Hof kommt und seine Tour abfahren kann. "Es ist wichtig, vor dem Berufsverkehr fertig zu sein, sonst kommt man nicht voran." Zunächst geht es mit dem roten Geländewagen, der vorne mit einem Schneeschild und hinten mit einem Streuer ausgerüstet ist, nach Agathenburg. Er lenkt den Wagen vor einem Haus auf den Bürgersteig, drückt einige Knöpfe und es geht los. Der Schnee wird an die Seite geschoben, das Salz wird verteilt. Beim Manövrieren ist Augenmaß gefragt, denn der Geländewagen passt gerade auf den Gehweg. "Manchmal sind die Wege aber auch zu schmal und mit einer Seite hänge ich auf der Straße", sagt der 44-Jährige, der seit 15 Jahren bei Burfeind arbeitet und seitdem einiges erlebt hat. Oft fiel er hin, wenn der Weg besonders glatt war, doch verletzt hat er sich er nie. Glimpflich gingen auch die Unfälle mit dem Auto aus, sogar als ein Bus wegen Eisglätte seinen Streuwagen von der Straße schob, erzählt von Spreckelsen auf dem Weg nach Dollern.

Dort ist Handarbeit gefragt. Mit einem viel zu kurzen Besen fegt der große Mann gebückt die Straße: "Der Stiel ist so kurz, weil er am Streuer senkrecht angebracht ist. Wäre er länger, würde der Besen während der Fahrt abbrechen." Doch das Fegen habe auch Vorteile: "So wird mir wenigstens warm. Sonst ist es manchmal ziemlich frostig, obwohl ich zwei Hosen, Handschuhe und Mütze trage".

Von Spreckelsen mag den Schnee. Wohl auch, weil das Winterwetter für Arbeit sorgt. "Wenn nichts zu tun ist, nehmen wir Urlaub, einige Kollegen müssen auch beim Amt stempeln gehen." Da steht er lieber früh auf und arbeitet auch bei dauerhaften Schneefall 16Stunden am Tag. Denn dann müssen die Touren, die etwa vier Stunden lang dauern, immer gefahren werden.

Das steht laut Wettervorhersagen bereits morgen an: Schneefall und -verwehungen werden erwartet. Solches Wetter ist problematisch. "Ab 50 Zentimeter Schnee kommen unsere Maschinen an ihre Grenzen", sagt Burfeind. Die Grenzen der Salzvorräte werden in den kommenden Tagen ohnehin erreicht. Vielleicht können die Mitarbeiter ja dann trotz weißer Winterpracht ausschlafen.