Professur des Architekten wird um vier Jahre verlängert - Finanzierung offenbar noch ungeklärt

Lüneburg. Die Professur des Architekten Daniel Libeskind, der für die Leuphana Universität das neue Zentralgebäude auf dem Campus entworfen hat, ist um vier Jahre verlängert worden. Dies geht aus einer Mitteilung der studentischen Senatorin Daniela Steinert hervor, die dem Hamburger Abendblatt vorliegt. Ungeklärt ist offenbar, wer die weitere Finanzierung der eigens für Libeskind geschaffenen Professur in Zukunft übernehmen soll.

Bisher wurden die nebenberufliche Professur Libeskinds, der im Jahr 2007 auf einen Lehrstuhl mit der Bezeichnung "Architekturentwurf" an die Leuphana berufen wurde, unter anderem aus Mitteln des Wissenschaftsministeriums in Hannover bezahlt.

Der Allgemeine Studentenausschuss der Leuphana (AStA) hat in der Vergangenheit mehrfach sowohl die Umstände der Berufung von Libeskind als auch seine Beschäftigung als nebenberuflicher Professor in Lüneburg, wo es keinen Studiengang für Architektur gibt, kritisiert. Nach Angaben des AStA hat Libeskind in den Jahren 2007 bis 2011 nur sechs Lehrveranstaltungen für insgesamt 110 Studierende abgehalten. Auch die Kosten seiner Professur und der bisherigen Dienstleistungen Libeskinds wird von den Studierenden als zu hoch eingeschätzt. "In fünf Jahren kostete die Professur 405 000 Euro, obwohl Libeskind gar nicht in Lüneburg forscht, nur vereinzelt Seminare mit anderen Dozenten gemeinsam anbietet und auch keine Prüfungen abnimmt", heißt es in einer Stellungnahme des AStA zur Campusentwicklung vom 13. September 2010. Außerdem habe Libeskind für seine Beratungsleistungen das Zentralgebäude betreffend noch einmal 200 000 Euro erhalten, heißt es im Papier des AStA.

Nach Auffassung des AStA wurde Libeskind in Lüneburg nur zum Professor berufen, um eine Ausschreibung der Architektenleistung für das Zentralgebäude zu umgehen. Seit Ende letzten Jahres prüft das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF), ob bei der Beauftragung von Libeskind für den Entwurf des Zentralgebäudes Wettbewerbs- oder Vergabevorschriften verletzt wurden, denn die EU finanziert das Audimax mit Fördermitteln.

Die studentische Senatorin Steinert erklärte nach der jüngsten Tagung des Senats, in der Libeskind mit vier Gegenstimmen wiederberufen wurde, ihren Rücktritt. "Das höchste akademische Gremium der Universität wurde in den wenigen Aspekten, in denen es überhaupt noch endgültige, bindende Entscheidungen treffen darf, in der Vergangenheit oft übergangen", heißt es in ihrer Stellungnahme. Dem Präsidium der Leuphana, Sascha Spoun, wirft sie ein undemokratisches und intransparentes Verhalten vor. Eine Stellungnahme der Universität zu den Vorgängen liegt noch nicht vor.