Wentorf (st). Heute und morgen ist Claudia Konitzer wieder völlig aufgelöst vor Lampenfieber: Denn ihre Stute Okey Dokey läuft morgen ihr erstes Trabrennen - ein Test. Auch wenn die Wentorferin (46) während des Rennens nicht selbst im Sulky sitzt:

"Da bummert mir das Herz." Denn Konitzer bildet ihre Traber selbst aus. "Es macht einfach Spaß zu sehen, wie sich ein Pferd entwickelt", stellt sie fest. Ob ein Traber sich als Siegertyp entpuppt wie ihr Wallach San Sicario, zeigt sich aber erst auf der Rennbahn.

"Wenn sie nur hinterherfahren, kosten sie zu viel Geld - und zu viel Mühe", sagt die Tierfreundin. Mancher Spaziergänger in der Lohe beneidet Konitzer, wenn sie lässig mit ihrem Gespann auf der eigenen Trainingsbahn zwischen dem Wohltorfer Weg und der Straße an ihnen vorbeizieht, das rotblonde Haar im Wind flattert. Doch der Trabrennsport ist für die 46-jährige Wentorferin nicht nur Spaß, sondern auch viel Plackerei. Die scheut sie nicht: Etwa sechs Stunden Arbeit investiert sie täglich in ihre drei Pferde. Nicht nur für das Training auf der 850 Meter langen Bahn, sondern auch um Ställe auszumisten, zu füttern, zu striegeln und die edlen Tiere zu den Rennen nach Hamburg-Bahrenfeld oder Berlin-Mariendorf zu transportieren - und sie nimmt das alles gern und freiwillig auf sich. Es muss Liebe sein.

"Heute würde ich niemandem mehr dazu raten, diese Liebe zum Beruf zu machen", sagt die ausgebildete Pferdefachwirtin mit Schwerpunkt Trabrennsport. "Es ist Knochenarbeit und gibt wenig Geld. Wenn man nichts Eigenes hat, lohnt es sich nicht."

Konitzer besitzt zwei Wallache und eine Stute, die im Stall ihres Mannes stehen. Bei der Geburt ihres ersten Sohnes vor 20 Jahren hat sie ihren Beruf aufgegeben. Eigentlich arbeitet sie in Teilzeit im Büro ihres Mannes. "Das hat den Vorteil, dass ich mir die Zeit frei einteilen kann." Denn ohne Pferde leben kann sie nicht. "Das war schon früher so: Wo es nach Pferd stank, war Klein Claudia nicht weit", erzählt die Mutter eines 20- sowie eines 14-jährigen Sohnes. Für sie gibt es kaum einen schöneren Duft.

Warum aber sucht sie ihr Glück nicht auf dem Rücken ihrer Pferde? Kaum zu glauben, aber als Motivation für den Trabrennsport gibt sie an, Reiten sei ihr "viel zu anstrengend". Sattelfest ist sie allerdings schon. Ein- bis zweimal im Jahr kann sie nicht anders und schwingt sich nicht auf den Wagen, sondern in den Sattel, um ein bisschen zu galoppieren. Nicht nur sie bekommt so den Kopf frei, sondern auch "ihre Gäule", wie sie sie liebevoll ironisch nennt.

Wenn sie den vierjährigen Wallach Vulkan anspannt, beginnt sie - die nicht gern große Worte macht - von ihm zu schwärmen: "Ist er nicht schmuck? Mit seinem langen Schopf!" Vulkan brauche noch ein bisschen Zeit, bis er vollkommen ausgewachsen sei. Sie hofft, dass er sich wie sein Halbbruder San Sicario als Sieger entpuppt. "Der ist im vergangenen Jahr 15-mal gestartet und nur einmal nicht platziert gewesen", berichtet sie stolz. "Dreimal hat er gewonnen, sechsmal ist er Zweiter geworden." Läuft er nur hinterher, muss sie sich trotz aller Liebe, die sie in ihn gesteckt hat, trennen. "Dann gebe ich ihn als Freizeitpferd ab - an Leute, die ihn verdient haben." Denn ein Pferd kostet - nicht nur die Anschaffungskosten und Futter. Einmal im Monat kommt der Schmied, der Tierarzt, der Jockey und auch die Tankstellen wollen ihr Geld sehen. Ein kleines Vermögen fließt da hinein", seufzt Konitzer. Beim Sieg kann sie zwischen 600 und 1000 Euro einstreichen - Gewinn kann sie dabei nicht machen. Sie selbst fährt allerdings keine Rennen: "Ich habe einfach zu viel Lampenfieber."

"Wenn sie nur hinterherfahren, kosten sie zu viel Geld - und zu viel Arbeit."

Claudia Konitzer, Besitzerin dreier Traber