Der ermordete Emil A. träumte von Basketballkarriere. Er hinterlässt Freundin und zweijährige Tochter. Motiv für Verbrechen unklar.

Hamburg. Mitgenommen und tief bewegt steht Cemil A. vor seinem Haus am Reinbeker Redder. Seit wenigen Stunden weiß der 63-Jährige, dass es sich bei der Leiche, die am Montagnachmittag in der Boberger Niederung gefunden wurde, um seinen Sohn handelt. Der Hund eines Joggers hatte den leblosen Mann aufgespürt, der Jogger die Leiche daraufhin unter einem Laubhaufen wenige Meter vom Wegesrand entfernt entdeckt. Emil A. wurde im Alter von 35 Jahren getötet. Er hinterlässt seine Freundin und eine zweijährige Tochter. Noch weiß niemand, warum Emil A. sterben musste. Die Mordkommission ermittelt.

"Er war ein glücklicher Mann. Ich kann mir das nicht erklären", sagt Cemil A. über den Tod seines zweiten Sohnes Emil, der gestern identifiziert wurde. Am Freitagabend hatten Vater Cemil und Mutter Yasemin ihren Sohn zuletzt gesehen. Emil wollte sich das Auto des Vaters ausleihen und es am Wochenende wieder zurückbringen. Doch Emil kam nicht wieder. Am Montagabend meldeten die Eltern ihren Sohn als vermisst. Wenige Stunden zuvor fand der Jogger seine Leiche am Stadtrand von Lohbrügge.

Cemil A., Vater von drei Söhnen und zwei Adoptivkindern, spricht mit zittriger Stimme. Er zeigt auf einen alten Basketballkorb auf dem Hof vor dem Haus. Vor 26 Jahren, als er mit seiner Familie innerhalb von Lohbrügge an den Reinbeker Redder zog, hatte er den Korb angebracht. Sein ältester Sohn Cem, 37, und sein jüngster Sohn Fatih, 32, zeigten aber nur wenig Interesse an dem Sport. Emil, der mittlere der drei Brüder, spielte hier täglich. Er war begabt und wuchs zu einem der größten Basketballtalente der Stadt heran.

+++ Toter aus Boberger Dünen ist ein 35-jähriger Lohbrügger +++

Vater Cemil erzählt, wie sein Sohn als Hamburger Auswahlspieler in der Jugend sogar die Chance auf ein Basketball-Stipendium in den USA hatte. Doch dafür hätte er laut Vater die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen müssen. "Das fand ich diskriminierend. Er wollte unbedingt, aber ich habe ihm abgeraten. Heute mache ich mir Vorwürfe", sagt der Bauunternehmer, der seinen Sohn nach der Schule viele Jahre in seiner Firma beschäftigte. Zuletzt lief das Geschäft aber nicht mehr gut. Seit einem halben Jahr war Emil arbeitslos.

Beschäftigung fand er in seinem neuen Zuhause. Vor rund zwei Jahren verließ Emil A. die Wohnung seiner Eltern und zog mit seiner polnischen Freundin und dem Baby in ein Reihenhaus einige Hundert Meter entfernt in derselben Straße, direkt an die Grenze eines Feldes von Schleswig-Holstein.

Die Nachbarn von Emil A. reagieren entsetzt auf die Todesnachricht. "Ich bin schockiert", sagt Klaus Lütje. "Er war ein freundlicher und sehr fleißiger Mann." Mitunter Tag und Nacht habe A. an seinem Haus oder im Garten gearbeitet. Häufig seien Freunde und Angehörige zu Besuch gewesen, erzählt eine Anwohnerin. Das baufällige Haus, das zuvor drei Jahre lang leer stand, renovierte A. mit viel Aufwand und Sorgfalt. Das weiße Gemäuer, das er sich vor wenigen Wochen vor seinem Haus aufbaute, traf zwar nicht den Geschmack der Nachbarn. Doch einen Streit gab es nie. Auch andere Auffälligkeiten hatte hier niemand beobachtet.

Ob Emil A. Opfer einer Beziehungstat wurde, ob sein Tod einen rassistischen Hintergrund hatte oder der Täter das Opfer nur zufällig tötete, ist noch unklar. "Der Hintergrund ist gänzlich unbekannt", sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch.

Den Beamten war Emil A. bislang wegen des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz und kleinerer Gewaltdelikte bekannt. Wie die Polizei berichtet, ist A. wegen mehrerer Verletzungen am Kopf und am Hals verblutet.

Gestern veröffentlichten die Beamten das Foto des Toten. Sie erhoffen sich dadurch Hinweise von Zeugen. Wer hat Emil A. zwischen Freitag und Montag gesehen? Wer hat am Fundort, dem Fußweg zwischen Wendehammer Unterberg und An der Kreisbahn, verdächtige Beobachtungen gemacht? Wer hat dort Personen beobachtet, die etwas abgelegt haben? Wer hat Fahrzeuge gesehen, die das Gelände befahren haben? Hinweise bitte an die Polizei: Telefon 428 65 67 89.