Der Unternehmer Kourosh Pourkian liebt neue Aufgaben. Jetzt vertritt der gebürtige Iraner Tadschikistan in Hamburg. Pourkians Ziel: Strukturen zu schaffen, die von alleine laufen.

Hamburg. Kourosh Pourkian mag es, wenn er die Nase vorn hat. Nicht nur bei der Errichtung seines Honorarkonsulats, das die Zahl der in Hamburg ansässigen Konsulate wieder dreistellig werden ließ. Das 100. Konsulat ist zugleich das erste, das die Republik Tadschikistan in Europa eingerichtet hat.

Der Unternehmensberater mit Sitz an der Alster und einem grandiosen Blick aus seinem Bürofenster ist stolz darauf. So wie auf vieles andere, was er erfolgreich angepackt hat. Mit 21 Jahren, noch im Iran, gewann der Sohn eines Notars, Schriftstellers und Landbesitzers bei einem Wettbewerb den ersten Preis – 50 Goldmünzen. „Den zweiten Platz belegte ein Professor der freien Universität Teheran.“ Das gibt Selbstbewusstsein. Doch in der Spätzeit des Schah-Regimes wurde die Großfamilie Opfer willkürlicher Enteignungen und verließ das Land 1974, um nach Kanada auszuwandern. Zwischenstation: Deutschland. Die Eltern zogen verwandtschaftlicher Bande wegen weiter, die Kinder lernten rasch Deutsch und blieben. Noch während des Studiums – Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft und Wirtschaftsinformatik – gründeten die vier Geschwister gemeinsam eine erste Firma.

Der junge Mann schlug sich durch, verdiente sein Geld als Tutor bei Philips und Programmierer bei Siemens. Einmal arbeitete er in den Ferien als Schaffner in Nachtzügen, so lernte er Europa kennen. Bald war er Berater in der Firma des Dozenten, bei dem er seine Diplomarbeit schrieb. „Deutschland ist voller Chancen.“ Seine Augen leuchten bei diesem Satz. Wenn andere klagen, hat Pourkian längst die nächste Idee. Er spezialisierte sich darauf, ausländischen Gründern von Familienunternehmen zu helfen – zu einer Zeit, als noch niemand auf den Boom solcher Unternehmungen vorbereitet war.

Pourkians Ziel: Strukturen zu schaffen, die von alleine laufen. Denn er selbst zieht gern weiter – kein Stillstand, dazu ist die Welt viel zu interessant. Derzeit arbeitet er daran, mit einem chinesischen Partner Bio-Lebensmittel in großen Mengen zu produzieren, die preislich für viel mehr Kunden erschwinglich sind als die heutigen Bio-Waren. Eine Menge Hürden sind da zu bewältigen, aber die sind in seinen Augen eben dazu da, um überwunden zu werden.

Pourkian ist mit Sprache und Kultur Tadschikistans bestens vertraut

Nun also Tadschikistan. Ein Land aus der Zerfallsmasse der früheren Sowjetunion, nördlich von Afghanistan, nur gut ein Drittel so groß wie Deutschland, acht Millionen Einwohner, zwei Drittel des Landes sind Hochgebirge. Ein Land, in dem die Perser, die Hunnen, auch mal Alexander der Große und wieder die Perser herrschten, bis es 1868 russische Kolonie wurde. Selbstständig ist es erst seit 1991.

Was verbindet Pourkian mit Tadschikistan? „Vor allem die Sprache und die Kultur. Dort wird ein Dialekt des Persischen gesprochen, und das kann ich ja.“ Festgestellt hat er das beim Besuch eine tadschikischen Balletts im vergangenen Jahr in Hamburg. „Da lernte ich den Botschafter kennen, wir haben uns bestens verstanden.“ Tadschikistan suchte jemanden, der das kleine Land auf die Landkarte der Wahrnehmung setzt. Und Pourkian arbeitet gern ehrenamtlich. Eine Tradition der Familie. Sein Großvater war lange als Vorsitzender der größten iranischen Stiftung, Pourkians Schwester hat vor zehn Jahren in Hamburg den Verein „Kulturbrücke“ gegründet, der sich um interkulturelle Begegnungen kümmert.

Er selbst ist Präsident der Hafis-Gesellschaft, die nach dem persischen Dichter benannt ist, den Goethe sehr schätzte und über den er schrieb: „Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen.“ Die Gesellschaft kümmert sich um die Kultur Zentralasiens und um die Kontakte zur westlichen Kultur. Pourkian weiß, wie man Aufmerksamkeit generiert. Und sieht schon Raum für Synergien. „Nehmen Sie das Nouruz-Fest, unser Frühlingsfest. Das feiern wir schon seit vielen Jahren. Das könnten wir doch künftig auf Tadschikistan fokussieren, das Land könnte einladen, es hat ja auch auf der Landkarte eine zentrale Position.“

Wie viele Tadschiken leben eigentlich in Hamburg? „Das müssen Sie so rechnen: Ein Drittel der Afghanen hier sind Tadschiken, nur eben mit afghanischem oder längst mit deutschem Pass.“ Er wird bald zwei Vereine treffen, in denen sich afghanische Tadschiken organisiert haben.

In seinen Büroräumen hängen etliche Gemälde, die Hamburg zeigen. Wann ist er hier mental so richtig angekommen? „Als ich meine zweite Frau kennengelernt habe, eine Deutsche. Vor 22 Jahren.“ Mehr erzählt er nicht, privat ist privat. Das Glück aber spürt man in jedem Lachen, und Herr Pourkian lacht gern und oft.

Das Konsulat gibt es erst seit 30. September, es arbeitet schon mit Volldampf. Verwaltungsdinge wie Pässe, Beglaubigungen und Visa regelt die Botschaft in Berlin. Also hat der Konsul die Hände frei zum Netzwerken für sein neues Land.