Altlasten: Umweltbehörde zieht Grundwasserproben aus 24 Meter Tiefe

Geld für die Suche war knapp, vermutet wurde die Giftfracht seit Jahren - jetzt scheint daraus traurige Gewissheit zu werden: Im Grundwasser unter der Siedlung Nettelnburg schwappt eine großflächige Giftfahne aus leichtflüchtigen Chlor-Kohlenwasserstoffen (LCKW). Langsam fließen sie in etwa 20 Metern Tiefe vom Weidenbaumsweg Richtung Südwesten nach Neuallermöhe.

"Wir vermuten, dass es Hinterlassenschaften der einstigen Industriebetriebe am Schleusengraben sind", sagt Volker Dumann, Sprecher der Umweltbehörde. Die dortigen Maschinenfabriken, unter anderem ansässig in den bis heute markanten weißen Hallen, nutzten den Chemiecocktail, um ihre Produkte zu reinigen und zu entfetten. Doch anschließend versickerte offenbar reichlich Flüssigkeit im Boden. Dort erreicht das LCKW nach vielen Jahren auch die tiefen Grundwasserschichten, mit denen es jetzt langsam Richtung Südwesten abfließt.

"Die Problematik ist entdeckt worden, als die heutigen Eigentümer der alten Fabrikflächen die vorgeschriebenen Bodenuntersuchungen machen ließen, damit die geplanten Wohn- und Gewerbebauten am Schleusengraben errichtet werden können", sagt Dumann. "Dabei wurden am Weidenbaumsweg höhere LCKW-Konzentrationen gemessen, als es für den bisher hier vermuteten Rand der Giftfahne normal ist. Deshalb haben wir weitere Messbohrungen in Nettelnburg angeordnet."

An insgesamt 13 Stellen bis hinüber nach Neuallermöhe werden Grundwasserproben aus 22 bis 24 Metern Tiefe geholt. Sie werden nun in einem Fachlabor ausgewertet, um Ausdehnung und Art der Verunreinigung festzustellen sowie den Kreis der Verursacher einzugrenzen. Ergebnisse erwartet Dumann für Mitte Oktober.

Bergedorfer und Neuallermöher kennen diese Problematik schon aus dem vergangenen Jahrzehnt. Damals wurde neben Bodenverunreinigungen andernorts eine LCKW-Fahne nahe der Bahntrasse entdeckt. Als Verursacher gilt die Hauni, die ihre Maschinen sogar bis in die 90er-Jahre mit LCKW behandelte. Das Unternehmen zahlte die gesamte, mehrere Millionen Euro teure Sanierung. Heute ist die Gift-Konzentration im Untergrund stark gesunken.

Sollte sich der dringende Verdacht der neuen Giftfahne bestätigen, ist die Frage der Kostenübernahme komplizierter: Sämtliche möglichen Verursacher produzieren längst nicht mehr. Und die heutigen Grundstückseigentümer sind bisher nur verpflichtet, die aktuelle Untersuchung zu bezahlen.