Rendsburg. Zwei Frauen werden nach demselben Muster getötet. Polizisten suchen eine Rendsburger Kleingartenparzelle ab. Der Mordverdächtige in beiden Fällen war dort häufig. Gibt es eine weitere Leiche?

Der kleine Weg zwischen den Kleingärten ist durch Flatterband der Polizei abgesperrt. Aus einer Parzelle der "Gartenanlage Rosengarten" sind Geräusche eines Bohrers zu hören. Immer wieder sind Polizisten zu sehen. Spürhunde, darunter auch Leichenspürhunde, stehen bereit. Im Zusammenhang mit dem gewaltsamen Tod einer Prostituierten in Rendsburg und dem Fund einer weiteren toten Frau auf dem Dachboden des Mordverdächtigen haben Polizisten am Dienstag ein Kleingartengelände systematisch abgesucht.

Das Gelände in Rendsburg ist oft von einem 40-Jährigen genutzt worden, der wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft sitzt. "Das war der Garten von seinen Schwiegereltern in spe", sagt Kleingärtner Franko Schander. Der Laubenpieper habe den Schwiegereltern viele Arbeiten abgenommen, den Weg neu gepflastert oder Platten verlegt. Als Schander erfuhr, dass der Rendsburger unter Verdacht steht, habe er gedacht: "Das ist er nicht gewesen." Der Kleingärtner beschreibt den Tatverdächtigen als freundlichen und hilfsbereiten Mann. Er sei nie negativ aufgefallen.

Auf der Parzelle bohren Polizisten währenddessen alle 50 Zentimeter ein etwa metertiefes Loch in den Boden, "um es den Hunden einfacher zu machen, auch ein bisschen in die Tiefe zu schnüffeln", sagt Polizeisprecher Matthias Felsch.

In dem Kleingarten werde nach Beweismitteln gesucht, denn nach bisherigen Sachstand habe den Tatverdächtigen niemand bei der Tat beobachtet, sagt Felsch. Auf dem Grundstück der Kleingartenanlage Rosengarten gebe es unter anderem eine Gartenlaube, ein Gewächshaus und einen Komposthaufen. "Das sind ja grundsätzlich auch Möglichkeiten hier Beweismittel abzulagern."

Ermittler waren nach dem Mord an einer 40-Jährigen Ende September in Rendsburg auf die Spur des Gleichaltrigen gekommen. Sie ermittelten ihn als letzten Freier der Frau und nahmen ihn später fest. Laut Staatsanwaltschaft gilt er als nicht vorbestraft. In dem Mehrfamilienhaus in Rendsburg, in dem er wohnte, entdeckten sie bei der Spurensicherung in der vergangenen Woche auf dem Dachboden eine stark verweste Frauenleiche. Teilweise war nur das Skelett übrig.

Laut Staatsanwaltschaft handelt es sich dabei um eine 26-Jährige, die im August 2018 in Geesthacht als vermisst gemeldet wurde. In diesem Fall besteht der Verdacht, dass die Frau durch Gewalteinwirkung und Überziehen einer Plastiktüte getötet wurde - wie die Rendsburger Prostituierte.

Der 40-Jährige war bereits nach dem Verschwinden der Frau aus Geesthacht ins Visier der Polizei geraten. Ermittlern fiel damals auf, dass mit den Kontodaten der Frau ein kostenpflichtiger Internet-Account auf den Namen des Mordverdächtigen eingerichtet worden war. Polizisten durchsuchten seine Wohnung, der Verdacht gegen den Mann erhärtete sich jedoch nicht. Damals wie heute schweigt er zu den Vorwürfen.

Am Dienstagnachmittag kommen in dem Kleingarten schließlich die Spürhunde zum Einsatz. Sie fanden zunächst aber nichts Verdächtiges. Es gebe bislang keine konkreten Hinweise, dass in der Parzelle jemand liege, sagte Oberstaatsanwalt Michael Bimler der Deutschen Presse-Agentur. Polizeisprecher Felsch sagt vor Ort, "es gibt nicht den Fall X, wo wir sagen, die junge Dame fehlt uns noch". Dennoch könne man nichts ausschließen.

Die Polizei kann nicht ausschließen, dass der 40-Jährige für weitere Straftaten verantwortlich sein könnte. Ermittler untersuchen nun auch das Vorleben des Mannes.