Warum kandidieren Sie für das Europaparlament?

Ich kandidiere für das Europäische Parlament, weil ich dafür sorgen möchte, dass wir in der EU gemeinsam demokratisch über die Regeln unseres Zusammenlebens entscheiden können. Dabei geht es mir vor allem um den Schutz unserer Grund- und Bürgerrechte – etwa den Datenschutz im Internet – und unsere Standards beim Verbraucher- und Umweltschutz. Ich will ein starkes Europäisches Parlament, das die Interessen der Menschen vertritt und keine Hinterzimmerentscheidungen der Regierungen im Sinne der global agierenden Konzerne und Lobbyisten.

Ist die EU gut für Hamburg?

Ja! Hamburg profitiert enorm von der EU. Das Wachstum und der Handel der Hafenstadt Hamburg sind mit der europäischen Integration untrennbar verbunden. Oder denken Sie an die Fördergelder, die in die Infrastruktur, in soziale Projekte, Arbeit für junge Menschen oder die Förderung von Migranten fließen. 90 Millionen Euro hat die EU in den Jahren 2007 bis 2013 allein für Beschäftigungsmaßnahmen an Hamburg gezahlt. Gut für Hamburg ist auch, dass sich die EU für Umweltschutz, Datenschutz, Verbraucherrechte, Verkehr und Freizügigkeit von Arbeitnehmern einsetzt.

Was wollen Sie für Hamburg erreichen, falls Sie ins Europäische Parlament gewählt werden?

Ich will zum Beispiel dafür sorgen, dass die Medienstadt Hamburg zum Vorreiter für datenschutzfreundliche Technologien und Open Source Software werden kann. Dafür brauchen wir aber endlich eine EU-weite Gesetzgebung, etwa für Datenschutz und Netzneutralität, die einen fairen Wettbewerb im digitalen Markt herstellt und den Menschen auch in Hamburg endlich ihre Rechte als mündige Verbraucher und Bürger zugesteht.

Sollte sich die EU stärker bei Konflikten engagieren – etwa wie jetzt in der Ukraine?

Die Ukraine-Krise zeigt uns, wie wichtig das Friedensprojekt EU auch weiterhin ist. Es ist jetzt wichtig, dass die EU eigenständig und geschlossen auftritt – gerade auch gegenüber Russland. Die Ukraine braucht langfristig haltbare diplomatische Lösungen und echte Perspektiven. Dafür braucht es eine EU, die mutig und präsent ist, gerade bei ihren direkten Nachbarn.

Welche Zukunft hat der Euro Ihrer Ansicht nach?

Es war gut und richtig, den Euro zu verteidigen. Als unsere gemeinsame Währung ist er enorm wichtig für den wirtschaftlichen Erfolg Europas – davon profitiert gerade Deutschland mit seiner Exportwirtschaft. Um die Krise in den EU-Staaten nachhaltig zu überwinden, braucht es allerdings eine besser koordinierte Haushalts- und Wirtschaftspolitik in der Europäischen Union. Wir müssen die Probleme gemeinsam angehen, denn alleine wird kein EU-Land mehr auf Dauer wirtschaftlich erfolgreich sein können.

Wie soll die europäische Flüchtlingspolitik der Zukunft aussehen?

Schutzbedürftige Menschen müssen Europa sicher erreichen können. Wir brauchen nicht nur eine bessere Rettung schiffbrüchiger Flüchtlinge, die EU-Länder müssen außerdem deutlich mehr Flüchtlinge als bisher aus Krisengebieten aufnehmen. Alle EU-Mitgliedsstaaten müssen dabei gemeinsam Verantwortung übernehmen und Flüchtlinge sollen in jedem EU-Land Asyl beantragen können.

Sind Sie für eine Erweiterung der EU? Sollte die Türkei Mitglied werden?

Eine Erweiterung der EU muss grundsätzlich an strenge Kriterien gebunden sein. Derzeit ist die Türkei auf dem falschen Weg: Die Polizei geht gewaltsam gegen Demonstranten vor, die Unabhängigkeit der Justiz und die Pressefreiheit sind bedroht. Die EU kann jedoch nur darauf drängen, dass europäische Grundwerte wie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit schnell umgesetzt werden, wenn sie die Beitrittsverhandlungen mit der Türkei ernsthaft fortführt und dem Land eine echte Perspektive in der EU bietet.

Das Europaparlament hat ein Akzeptanzproblem. Was muss geschehen, um das zu ändern?

Die Abgeordneten im Europäischen Parlament entscheiden über Dinge, die die Menschen direkt betreffen und sollten das auch selbstbewusst unter die Leute bringen. Leider zeigt die Bundesregierung bei unliebsamen Entscheidungen oft mit dem Finger auf „die da in Brüssel“ und verschweigt, dass ohne ein „Okay“ aus Deutschland in Brüssel nichts entschieden wird. Hier braucht es mehr Transparenz, damit die Menschen bei der Wahl wissen, welche Partei sie für gute oder schlechte Entscheidungen verantwortlich machen können.

Steckbrief

Alter: 31 Jahre

Familie: verheiratet

Bisherige Tätigkeit/ Beruf: Jurist; innen- und justizpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion im Europäischen Parlament, wo er die Bundesländer Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein vertritt, in der Partei seit 1999

Hobbys: Bücher, Theater und der FC Sankt Pauli