Hamburg. Die Teilnehmerfelder für das kombinierte Damen- und Herrentennis-Event am Hamburger Rothenbaum versprechen Spitzensport.

Ihre Qualitäten auf dem Tennisplatz lassen sich anhand ihrer Erfolge – sieben Turniersiege auf der WTA-Tour, 2011 unter den besten zehn der Weltrangliste platziert – einschätzen. Ihre Vorzüge als Autorin sind aus ihrem Erstlingswerk „Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht“ sowie zahlreichen Kolumnen und Essays in namhaften deutschen Medien herauszulesen.

Dass Andrea Petkovic allerdings auch als PR-Maschine eine tragende Rolle zu spielen in der Lage ist, das bewies sie am Mittwochvormittag. Zur Vorstellung der Teilnehmerfelder und des Rahmenprogramms der Hamburg European Open, die von Sonnabend bis 30. Juli einige der weltbesten Sandplatzspielerinnen und -spieler an den Rothenbaum ziehen, hatte Turnierdirektorin Sandra Reichel ins Clubhaus des Norddeutschen Regatta Vereins an die Außenalster geladen.

Petkovic wirbt für die Topstars

Petkovic, die ihre aktive Karriere im vergangenen Jahr beendet hatte und mit 35 Jahren ihr Dasein als Tennis-Rentnerin genießt, fungiert seit 2021 als Botschafterin des traditionsreichsten deutschen Turniers. Und es dürfte niemanden gegeben haben, der nach ihren Ausführungen im noblen Segelclub nicht am liebsten sofort eine Dauerkarte für die gesamte Turnierwoche gekauft hätte.

„Ich hatte viel mehr Zeit, mich mit der Vorbereitung auf das Turnier zu beschäftigen und mich in der Spielerakquise einzubringen“, sagte die Darmstädterin, die in prägnanten Sätzen die wichtigsten Publikumsmagneten der je 32 Aktive umfassenden Hauptfelder beschrieb.

Petkovic lobte die Power des topgesetzten Weltranglistenvierten Casper Ruud (24) aus Norwegen („Seine Vorhand muss man sich aus der Nähe anschauen“). Sie pries den russischen Weltranglistensiebten Andrej Rubljow (25) als einen, „den man im Training beobachten muss, wie der auf jeden Ball draufhaut“.

Lob für Vekic und Kassatkina

Sie hob die als Ranglistenelfte topgesetzte Russin Daria Kassatkina (26) als „eine meiner absoluten Lieblingsspielerinnen, weil sie wahnsinniges Ballgefühl hat“ hervor und empfahl dringend, sich ein Match der Kroatin Donna Vekic (27/Nr. 22 der Welt) anzuschauen, „weil sie so schnell und explosiv ist“.

Weil die Hamburg European Open aber schon lange ein Turnier sind, das die Zukunft des Tennis ebenso präsentiert wie die Besten der Gegenwart, setzt Petkovic darauf, sich mit aufstrebenden Jungstars wie der Russin Anastasia Potapowa (22/Nr. 24) – „die Durchstarterin der Saison, bei der Drama garantiert ist“ –, dem Franzosen Arthur Fils (19/Nr. 68) oder dem Chinesen Zhizhen Zhang (26/Nr. 70), den sie als „meinen aktuellen Lieblingsspieler“ bezeichnete, zu befassen.

Zverev ist Mitfavorit

Auch den deutschen Assen traut die langjährige Fedcupspielerin einiges zu. Allen voran natürlich Alexander Zverev, der in dieser Woche noch beim ATP-Turnier in Bastad (Schweden) aktiv ist und deshalb seine Ankunft in seiner Geburtsstadt nicht fest terminiert hat. „Er gehört zu den Mitfavoriten auf den Titel“, sagte sie über den 26 Jahre alten Weltranglisten-19., der zuletzt 2019 in Hamburg aufgeschlagen hat.

Auch Yannick Hanfmann (31/Karlsruhe/Nr. 46) und Daniel Altmaier (24/Kempen/Nr. 64) zählen zu jenen, die positiv überraschen können. Ein großes Fragezeichen steht dagegen hinter dem Start des Warsteiners Jan-Lennard Struff (33). Der Weltranglisten-24. laboriert weiterhin an einer Hüftverletzung und wird Hamburg voraussichtlich verpassen.

Wildcards für Lys und Niemeier

Bei den Damen stehen in Anna-Lena Friedsam (29/Neuwied/Nr. 86) und der Hamburgerin Tamara Korpatsch (28/Nr. 99) zwei deutsche Spielerinnen direkt im Hauptfeld. Dazu vergab Reichel Wildcards an Lokalmatadorin Eva Lys (21/Nr. 164) und die Dortmunderin Jule Niemeier (23/Nr. 105).

Bei den Herren kommen der Nürnberger Maximilian Marterer (28/Nr. 157) und der Berliner Rudi Molleker (22/Nr. 264) in den Genuss eines Freitickets. Bis zum Meldeschluss der Qualifikation am Freitag (16 Uhr) müssen die restlichen Wildcards – zwei bei den Damen, eine bei den Herren – vergeben sein.

Keine Hoffnung auf Alcaraz

Auf Vorjahresfinalist Carlos Alcaraz (20/Spanien) dürfe man allerdings nicht hoffen. Der Weltranglistenerste sei nach seinem Wimbledonsieg „in einer anderen Welt unterwegs. Wir waren immer mit ihm in Kontakt, aber er braucht jetzt sicherlich etwas Erholung“, sagte die Turnierchefin.

In der Qualifikation schlagen in Ella Seidel (18/Nr. 302) und Noma Noha Akugue (19/Nr. 197) zwei weitere Toptalente des Clubs an der Alster auf.

Sandra Reichel saß während Petkovics Ausführungen fast andächtig auf ihrem Platz auf dem Podium. Doch was die Österreicherin sagte, als sie an der Reihe war, hatte ebenfalls durchaus Gewicht. „Es wird das perfekte Turnier, denn kombinierte Events mit Damen und Herren sind das beste Produkt. Mit unseren Teilnehmerfeldern und dem umfangreichen Rahmenprogramm wollen wir im Vergleich zum vergangenen Jahr noch einen draufsetzen“, sagte sie.

Fokus auf Inklusionsprogramm

Insbesondere das für das Finalwochenende geplante Inklusionsprogramm, der Nations Cup für den weiblichen Nachwuchs und die Aktionen für Kinder und Familien seien wichtige Elemente, „um ein ganz besonderes Erlebnis zu schaffen.“

Der Stadt Hamburg ist dieses Erlebnis auch in diesem Jahr eine finanzielle Zuwendung von 700.000 Euro wert. „Das Turnier ist ein absoluter Höhepunkt unseres Sportkalenders, auf das ich mich sehr freue“, sagte Sportsenator Andy Grote (SPD). Eine Formulierung war das, die sogar Andrea Petkovic gefiel.