Bundestrainer Udo Schulz gab seine acht Japan-Fahrer für die World Games in Akito erst am letzten Tag preis

ka Wangersen - Udo Schulz tat sich schwer mit seiner Entscheidung. Der Bundestrainer der deutschen Faustball-Nationalmannschaft musste am vierten Tag des Vorbereitungslehrganges in Wangersen vor sein Team treten und verkünden, welche acht Spieler die Reise zu den World Games nach Japan mitmachen. Nur acht Faustballer dürfen vom 16. bis zum 26. August in Akita mit dabei sein. "Ich muss mich von sechs Spielern trennen", sagte der Bundestrainer auf der Sportanlage in Wangersen, als er zum Abschluss des viertägigen Trainingslagers nachdenklich an der Seitenlinie stand und das letzte Spiel seines Kaders beobachtete.

Und man sah dem Coach durchaus an, dass es ihm nicht leicht fallen würde. Am liebsten hätte er alle 14 Spieler des Lehrganges mitgenommen. Dennoch musste sich Udo Schulz festlegen. "Aber erst nach dem Mittagessen", sagte er, "die Jungs sollen sich erst einmal satt essen." Von Donnerstag bis Sonntag hatte die Faustball-Nationalmannschaft, die im Schützenhof Ahlerstedt untergebracht war, insgesamt sechs Trainingseinheiten absolviert.

Und die Nationalmannschaft zeigte sich im Landkreis Stade als Team zum Anfassen. Die Faustballer waren ständig umlagert von Jugendlichen, schrieben bereitwillig Autogramme und plauderten in lockerer Form mit Zuschauern und Spielern der Vereine, die am Turnier teilnahmen. Fast 300 Faustball-Fans waren zum sportlichen Wettstreit der Landkreisclubs TSV Essel, SV Ruschwedel, SV Düdenbüttel und MTV Wangersen mit dem Nationalteam gekommen.

Und sie wurden nicht enttäuscht. Häufig gab es Szenenapplaus für die Teams aus dem Landkreis, die sich gut gegen die beiden Nationalmannschaften aus der Affäre zogen. Der Zweitligaclub TSV Essel trotzte dem B-Team immerhin ein 1:1 nach Sätzen (10:15, 15:13) ab. Den Sieg des B-Teams im Finale konnte aber auch die A-Konkurrenz aus dem Nationalkader nicht verhindern. 20:15, 17:20 und 22:20 hieß es iin einem sehenswerten Finale.

Schillernde Figur in der Faustball-Nationalmannschaft ist nach wie vor Martin Becker, und das nicht nur auf Grund seiner imposanten Erscheinung. Der farbige Hannoveraner ist seit Jahren Schlagmann der Nationalmannschaft und gilt in Deutschland als "Mister Faustball". Zumindest genießt der gewichtige Hüne diese Popularität. Auch in Wangersen war Martin Becker, der auch stets einen Scherz auf den Lippen hatte, gefragt, ob beim Turnier oder beim Jugendtraining mit Kids aus dem Landkreis. Dass er zu den Japan-Fahrern gehört, war eigentlich klar. "Der ist gesetzt", war immer wieder zu hören, wenn Martin Becker zu einer seiner gefürchteten Angaben ansetzte.

Trainer Udo Schulz, der das Faustball-Einmaleins als gebürtiger Lüneburger beim TSV Bardowick erlernte und heute als Sportlehrer beim Behindertenverband Niedersachsen in Hannover arbeitet, zeigte sich von der Gastfreundschaft des MTV Wangersen beeindruckt. "Wir haben uns hier wohl gefühlt", lobte der Bundestrainer die Organisationscrew um Bernd Schnackenberg.

Faustballer sind noch reine Amateure. Die Spieler mussten zum Teil für das Trainingslager Urlaub nehmen und im Gegensatz zu Fußball und anderen Sportarten auch noch Geld mitbringen. Dafür sind die Faustballer sportlich erfolgreich, neunfacher Weltmeister, elffacher Europameister und vierfacher Gewinner der World Games.

Die Faustballer für die World Games in Japan: Andreas Bernhardt (TSV Hagen), Christian Sondern (TSV Hagen), Frank Hertneck (Spvgg Weil der Stadt), Martin Becker (TS 52 Hannover), Nils Pannewig (TV Westfalia Hamm), Jens Kolb (SV Moslesfehn), Sven Varnhorn (TS 52 Hannover) und Simon Eggers (TK Hannover)