Berlin. Für die Zunahme von Bakterien macht ein Experte fehlendes Wissen über Küchenhygiene verantwortlich. Da helfen auch keine Kochshows.

  • Experten warnen vor einer starken Zunahme von Campylobacter-Bakterien
  • Mangelndes Wissen über den Umgang mit Nahrungsmitteln führt oft zu Krankheiten
  • Nach Schätzungen erleidet eine Million Deutsche pro Jahr eine Lebensmittelvergiftung

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt vor einer starken Zunahme von Campylobacter-Bakterien. „Deutschland verzeichnet hier pro Jahr 70.000 bis 75.000 klinische Fälle“, sagte BfR-Präsident Andreas Hensel unserer Redaktion. „Die Campylobacter-Bakterien sind stark im Kommen“, erklärte er. Die meisten, die an Campylobacter-Keimen erkrankten, seien junge Menschen zwischen 18 und 25.

Als einen Grund für die Erkrankungen nannte Hensel fehlendes Wissen über den Umgang mit Nahrungsmitteln. „Wir müssen uns mehr um die Küchenhygiene kümmern“, sagte der BfR-Präsident. „In unserer Welt der Einzelhaushalte wird das Kochen gar nicht erst erlernt. Es hilft überhaupt nicht, dem Fernsehkoch zuzugucken“, so Hensel. „Wo sind die Fernsehköche, die am Anfang jeder Sendung sagen: ‚Zuerst wasche ich meine Hände.‘ Das ist aber das erste, was der Profi macht und was man auch seinen Kindern in der Küche beibringen muss.“

Hensel erklärte, dass schätzungsweise eine Million Deutsche pro Jahr mindestens eine Lebensmittelvergiftung erleiden. „Entweder durch Viren, Bakterien, Parasiten oder bakterielle Gifte“, so der BfR-Chef. Verantwortlich seien häufig ganz bekannte Produkte: Rohes Fleisch, vor allem Geflügel, Rohmilchprodukte, rohe Eier. Es gebe sogar echte „Risiko“-Gerichte, „die derzeit hip sind, wie Enten-Carpaccio“. Wer anfällig für Infektionskrankheiten sei, „sollte die Finger davon lassen“. (FMG)