Damaskus. Die Anti-IS-Koalition erringt beim Sturm aufs syrische Al-Rakka einen Etappensieg. 100.000 Zivilisten sollen in der IS-Hochburg leben.

Bei ihrem Sturm auf die IS-Hochburg Al-Rakka in Nordsyrien sind kurdisch geführte Einheiten in die Altstadt vorgedrungen. Wie das mit den Truppen verbündete US-Zentralkommando am Dienstag mitteilte, schlugen Bodeneinheiten der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) zwei Breschen in die Mauer der Altstadt Al-Rakkas. Es habe starken Widerstand von Kämpfern der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gegeben.

Der IS nutze die historische Stadtmauer zur Verteidigung und habe bereits bestehende Durchgänge vermint, erklärte das US-Militär. Mit Hilfe der neuen Durchgänge könnten die Soldaten der Koalition die IS-Kämpfer umgehen und den Rest der Mauer vor der Zerstörung bewahren. Zudem sei es so weniger wahrscheinlich, dass die Einheiten von Scharfschützen oder Maschinengewehren ins Visier genommen würden.

Al-Rakka neben Mossul wichtigste Stadt unter IS-Kontrolle

Neben dem fast komplett eroberten Mossul im Irak gilt Al-Rakka am Fluss Euphrat als wichtigste Stadt in den Händen des IS. Der Ort wird seit 2014 von den sunnitischen Extremisten beherrscht. Im November 2016 hatte der von den USA unterstützte Kampf zur Befreiung der Stadt aus den Händen der Terrormiliz begonnen. Das SDF-Bündnis wird von den kurdischen Volksschutzeinheiten YPG geführt, ihm gehören aber auch arabische Kämpfer an.

Die SDF bestätigten den Etappensieg in einer Mitteilung. Bei heftigen Kämpfen seien 34 Dschihadisten getötet worden. Die Zahl der Opfer auf Seite der Anti-IS-Koalition wurde nicht genannt. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bezeichnete das Vorrücken als „großen Fortschritt“, weil die Kämpfe nun in die Stadt selbst getragen worden seien.

Etwa 100.000 Zivilisten sind noch in der Stadt

Das Institute for the Study of War schätzt, dass sich noch bis zu 100.000 Zivilisten in Al-Rakka aufhalten. In der Stadt sollen auch noch Tausende IS-Kämpfer sein. Dort ist noch ein Gebiet von mehreren Kilometern Durchmesser unter der Kontrolle der Terrormiliz IS. Die vollständige Eroberung könnte Beobachtern zufolge Wochen, vielleicht auch Monate dauern. (dpa)