Kairo/Teheran. Die blutigen Terroranschläge im Iran stellen ein Zäsur dar. Sie werden die Konflikte in der gesamten Krisenregion weiter anheizen.

Lange sah es so aus, als werde der Iran als einzige Nation im Nahen und Mittleren Osten vom Terror des „Islamischen Staates“ verschont bleiben. Umso härter trifft die Bevölkerung jetzt der Schock von Teheran, der Schlag der Terrormiliz gegen zwei der symbolträchtigsten Orte des Landes, das Parlament und das Mausoleum von Staatsgründer Ajatollah Khomeini.

Die Bluttat markiert eine düstere Zäsur, denn sie wird das Feuer der Konfrontation zwischen Schiiten und Sunniten in der Unruheregion jetzt erst richtig anfachen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Golfs rüstet bereits der saudisch-sunnitische Erzfeind zum Showdown. Den Jemen hat er in die Kriegskatastrophe gestürzt. Katar wird wegen seiner Iran-Freundlichkeit wie eine Raubritterburg im Mittelalter belagert, der Iran in bester arabischer Verschwörungsmanier für alle Übel der Welt an den Pranger gestellt.

Nährboden für den IS

Statt diesem maßlosen Treiben Einhalt zu gebieten, heizte US-Präsident Donald Trump bei seinem Besuch in Riad die königliche Kampfeslust nur weiter an. Denn Trump weiß, nur wer Angst säht, kann auch Waffenverträge ernten.

Gleichzeitig haben mit dem Blutbad von Teheran aber auch die Terrorwellen des syrisch-irakischen Bürgerkrieges die Islamische Republik erreicht, deren Bewohner sich bisher in der sichersten und stabilsten Nation des Orients fühlten.

Der Iran ist ein Vielvölkerstaat, die Perser machen kaum 60 Prozent der Bevölkerung aus. Die sunnitischen Minderheiten jedoch wurden viel zu lange vernachlässigt, eine Politik, die sich jetzt rächt. Denn sie hat die Diskriminierten offenbar anfälliger gemacht für die IS-Ideologie, als sich das schiitische Establishment bisher einzugestehen vermag.

Muslime: Das trennt Schiiten und Sunniten

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