London/Teheran. Bewaffnete sind in das iranische Parlament und ein Mausoleum eingedrungen. Mindestens 18 Menschen starben. Der IS soll dahinter stehen.
- Bewaffnete sind in das iranische Parlament und ein Mausoleum eingedrungen und haben um sich geschossen
- Die staatliche Agentur Tasnim meldet sieben Tote
- Der IS hat die Anschläge für sich reklamiert
Im Iran haben am Mittwoch mehrere Bewaffnete im Parlament und am Grabmal des Revolutionsführers Ajatollah Ruhollah Chomeini um sich geschossen. Sowohl Parlament als auch das Mausoleum sollen von je vier Unbekannten angegriffen worden sein. Mindestens 18 Menschen kamen nach Behördenangaben ums Leben. Die iranische Regierung spricht von einem Terroranschlag. Laut dem IS-Sprachrohr Amak steht die Terrormiliz Islamischer Staat hinter den Angriffen.
Sechs der sieben Terroristen sind laut Medienberichten tot. Einer sei in Haft. Vier Männer hatten sich laut iranischem Innenministerium am Mittwoch als Frauen verkleidet ins Parlament geschlichen. Drei von ihnen wurden erschossen und einer sprengte sich in die Luft, wie Medien berichteten.
Auch im Mausoleum des verstorbenen Revolutionsführers Ruhollah Chomeni in Südteheran gab es einen Selbstmordattentäter, ein weiterer Mann wurde erschossen und einer verhaftet. Mehr als 40 Menschen wurden verletzt.
Drei Angreifer mit Pistolen und Sturmgewehren
Der Abgeordnete Elias Hazrati sagte dem staatlichen Fernsehen, bewaffnete Männer seien in das Parlament eingedrungen. Einer sei mit einer Pistole, andere mit Sturmgewehren des Typs AK-47 bewaffnet gewesen. Das iranische Staatsfernsehen Irib meldete, einer der Terroristen habe im Parlamentsgebäude einen Sprengstoffgürtel gezündet. Die Nachrichtenagentur ISNA meldete unter Berufung auf einen Abgeordneten, alle Türen des Parlamentes seien geschlossen worden, ein Angreifer sei von Sicherheitskräften umzingelt.
Die staatliche Agentur Tasnim spricht mittlerweile von sieben Toten. Zudem würden vier Personen in den oberen Stockwerken des Parlaments als Geiseln festgehalten, hieß es weiter. Die Agentur berief sich auf einen Informanten vor Ort, verwies aber zugleich darauf, dass die Angaben nicht durch Sicherheitskreise bestätigt worden seien.
Zweiter Angriff am Grabmal von Revolutionsführer
Noch unklar ist, wie sich Bewaffnete Zutritt zum Parlament verschaffen konnten, das durch mehrere Security-Checks abgesichert wird. Der Angriff könnte noch immer im Gange sein.
Am Mausoleum Chomeinis eröffnete der Agentur Fars zufolge ein Mann das Feuer und verletzte mehrere Menschen. ISNA berichtete, der Angreifer habe sich selbst in die Luft gesprengt. Eine Frau sei an der Grabstätte festgenommen worden. Andere Agenturen berichten, das Selbstmordattentat sei von einer Frau ausgeführt worden. Ein Journalist des Guardian schrieb auf Twitter, ein libyscher Ableger des „Islamischen Staates“ (IS) habe sich zu dem Anschlag bekannt.
Irans Regierung spricht von terroristischem Doppelanschlag
Die iranische Regierung stuft die Angriffe auf das Parlament und das Grabmal des Revolutionsführers als Doppelanschlag ein. Terroristen hätten die Attentate verübt, erklärte das Geheimdienstministerium dem staatlichen Fernsehen zufolge.
Bei dem Anschlag am Grabmal Chomeinis im Süden der Hauptstadt habe ein Attentäter eine Sprengstoffweste gezündet, sagte der Gouverneur von Teheran, Hossein Haschemi, dem Sender Irib zufolge. Ein weiterer Angreifer sei von den Sicherheitskräften getötet worden, die übrigen seien festgenommen worden.
IS soll hinter Angriffen stecken
Der IS hat die Angriffe inzwischen für sich reklamiert. Das meldete die auf dschihadistische Propaganda spezialisierte Site Intelligence Group am Mittwoch unter Berufung auf das IS-Sprachrohr Amak.
Chomeini hatte 1979 die Islamische Revolution im Iran nach dem Sturz von Schah Reza Pahlavi angeführt und das Land zu einer Islamischen Republik umgestaltet. Der erst im Mai mit großer Mehrheit wiedergewählte Präsident Hassan Ruhani bemüht sich um Reformen in dem Land, in dem Chomeinis Nachfolger, Ajatollah Ali Chamenei, als geistliches und politisches Oberhaupt letztlich das Sagen hat.
Unklare Hintergründe der Angriffe
Anschläge im Iran sind selten. Doch das mehrheitlich schiitische Land ist an militärischen Aktionen gegen sunnitische Terroristen wie den „Islamischen Staat“ beteiligt.
Der Iran spielt auch eine Rolle in der gegenwärtigen Krise um den Golfstaat Katar. Irans Erzfeind Saudi-Arabien und weitere arabische Staaten haben die diplomatischen Beziehungen zu Katar gekappt und werfen dem Land vor, Terroristen und den Iran zu unterstützen, was die Regierung in Doha zurückweist. Der Iran sieht sich als eigentliches Ziel des Vorstoßes der arabischen Staaten und die USA als Strippenzieher, zumal er kurz nach dem Besuch von US-Präsident Donald Trump in Saudi-Arabien folgte. (dpa/rtr/aba)
Terror in Teheran