Rom. Die Mafia soll Firmen gegründet haben, um an EU-Gelder für die Versorgung von Flüchtlingen zu kommen. Nun gab es eine Razzia.

Der kalabresische Mafia-Clan Arena hat offenbar an der Versorgung von Flüchtlingen verdient. Die Staatsanwaltschaft Catanzaro erließ 68 Haftbefehle unter anderem wegen des Verdachts auf manipulierte Auftragsvergabe und Steuervergehen, wie die Polizei mitteilte. Bei den Vorwürfen geht es auch um Erpressung, Waffenhandel und illegale Wetten.

Im Mittelpunkt steht aber, ob und wie der Ableger der Mafia-Organisation ‘Ndrangheta an Gelder gelangt ist, die die EU in Flüchtlingslager steckt. Die Mafia soll sich einen großen Teil des Kuchens gesichert haben: Von 103 Millionen Euro für das Lager Isola di Capo Rizzuto im kalabrischen Crotone sollen 36 Millionen in die Taschen von Mafia-Mitgliedern geflossen sein, so die Ermittler. Es geht um Gelder aus den Jahren 2005 bis 2016 für die Verwaltung von einer der größten derartigen Einrichtungen in Europa.

Zu den Verdächtigen gehören auch ein Pfarrer und der Regionalverantwortliche einer Hilfsorganisation, die seit zehn Jahren für den Betrieb des Asylbewerberlagers verantwortlich ist. Beide sollen bei der Vergabe von Aufträgen für die Lieferung von Lebensmitteln und anderen Dienstleistungen manipuliert haben, so dass die Mafia mit eigens gegründeten Unternehmen zum Zug gekommen sei.

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Über die Hilfsorganisation sollen die Clans sich auch Zugang zu Aufträgen für zwei weitere Flüchtlingslager in der Region sowie das Aufnahmezentrum in Lampedusa verschafft haben.

Vorwürfe auch gegen Seenotretter

Auch private Seenotretter sehen sich seit Wochen mit Vorwürfen konfrontiert, Schleppern mit ihren Rettungsaktionen in die Hände zu spielen, Kontakt mit ihnen zu haben oder gar von ihnen finanziert zu werden. Ein sizilianischer Staatsanwalt hat Ermittlungen gegen Mitarbeiter von Nichtregierungsorganisationen wegen Beihilfe zur illegalen Migration eingeleitet.

Dazu hatte sich am Samstag auch der Papst geäußert: Er habe über die Vorwürfe und Untersuchungen gelesen, sagte der Pontifex auf dem Rückflug von seiner Portugal-Reise. Weil er die Details aber nicht kenne, wolle er nicht darüber urteilen. „Ich hoffe, dass die Untersuchungen fortgesetzt werden und ich hoffe, dass die ganze Wahrheit herauskommt.“ (epd/dpa/law)