Paris. Die politische Gruppierung des Präsidenten legt Kandidatenliste für Parlamentswahl vor. Darauf finden sich längst nicht nur Politiker.

In der französischen Parteienlandschaft ist ein Ufo gelandet. Das schwer identifizierbare Objekt heißt „La République en Marche“ („Die Republik in Bewegung“). Auf diesen Namen wurde am Donnerstag die Graswurzel-Bewegung „En Marche“ (EM) umgetauft, die Frankreichs neuer Präsident Emmanuel Macron erst im April des vergangenen Jahres ins Leben gerufen hatte. Nach der Änderung der Statuten ist die Bewegung seit gestern eine Partei.

Mit mittlerweile 230.000 Mitgliedern hat sich das Start-up bereits zur größten politischen Formation Frankreichs gemausert. Am Donnerstag legte Generalsekretär Richard Ferrand die vorläufige Liste von mehr als 400 Kandidaten für die Parlamentswahlen am 11. und 18. Juni vor. Es mutet an wie eine „Mission Impossible“: Sie sollen dem neuen Präsidenten Macron eine Regierungsmehrheit sichern.

In den vergangenen Wochen hatten sich 19.000 Franzosen für die Listenplätze beworben. Bei der Auswahl galten drei Regeln: Bewerber mit Vorstrafen wurden sofort aussortiert. 50 Prozent der Kandidatenplätze waren für Frauen reserviert, weitere 50 Prozent für Vertreter der Zivilgesellschaft – also keine Politprofis. In der Tat finden sich auf der noch unvollständigen Liste der Kandidaten – bei 150 von 577 Wahlkreisen fällt die Entscheidung über den Namen der Bewerber erst in den kommenden Tagen – nur wenige prominente Persönlichkeiten.

Frankreich-Wahl: Das bedeutet Macrons Sieg für Deutschland wirklich

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    Die Frage, ob die zur Hälfte aus Amateuren bestehenden Kandidaten wirklich eine Mehrheit der Abgeordnetenmandate erringen können, ist mehr als strittig. Doch zumindest die Eroberung einer relativen Mehrheit halten einige Beobachter inzwischen nicht mehr für völlig ausgeschlossen. Die Politologen reiben sich die Augen: Ausgerechnet in Frankreich, wo bislang der erbitterte Kulturkampf zwischen links und rechts die Politik bestimmt hatte, etabliert sich gerade eine Partei der Mitte mit eher unscharfen Konturen.

    Auch in Deutschland bekommt Macron immer mehr Rückendeckung. Neben SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz fordert die Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt Unterstützung für die Reformpläne des neuen Präsidenten. Europa brauche „dringend Investitionen“, sagte Göring-Eckardt unserer Redaktion. Sie warnte vor einer Spaltung „in einen Euro-Exklusivclub und einen Rest“. Stattdessen brauche es „im EU-Haushalt einen Zukunftsfonds, an dem sich alle EU-Staaten beteiligen dürfen“.