Berlin. Im ersten Quartal dieses Jahres reisten 8468 abgelehnte Asylbewerber aus. Ein Online-Portal soll mehr Menschen zur Heimkehr ermutigen.

Für viele geht es nicht um Geld. Die Gründe für eine freiwillige Rückkehr sind oft privat: eine schwer erkrankte Mutter in der Heimat; die Sehnsucht nach Frau und Kindern, die noch in Syrien, Afghanistan oder im Kosovo leben. Oft aber ist die Rückkehr auch das Ende einer gescheiterten Flucht: Weil manche fremde Menschen merken, wie schwer es sein kann, in Deutschland Fuß zu fassen. Weil ihr Asyl in Deutschland abgelehnt wurde oder sich das Verfahren über Monate hinzieht.

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: Bei etwa der Hälfte war das Visum ausgelaufen oder die Ehe mit einem deutschen Partner wurde geschieden. Die andere Hälfte sind Flüchtlinge, deren Asyl abgelehnt wurde. Wer nicht geduldet ist, muss Deutschland verlassen.

Bund und Länder wollen Abschiebungen in die Heimatländer beschleunigen – in 2016 waren es insgesamt 26.654 Personen.

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. Und laufend kommen neue Fälle dazu.

Geld als „Starthilfe“ in der Heimat

Deshalb setzt die Politik zunehmend auch auf Programme zur freiwilligen Rückkehr. Wer auf eigene Faust wieder zurückkehrt nach Afghanistan, Eritrea, Irak oder Nigeria, der erhält vom Bund die Reisekosten, eine zusätzliche Reisebeihilfe in Höhe von 200 Euro und eine einmalige Hilfe für den Neuanfang in der Heimat von 300 oder 500 Euro – je nach Herkunftsland. Andere – wie Migranten aus dem Westbalkan – bekommen lediglich die Rückreise finanziert.

„REAG/GARP“ heißt das Programm, das von Bund, Ländern und in kleinen Teilen auch aus EU-Töpfen finanziert wird: 2016 lag der Etat bei 46 Millionen Euro, für dieses Jahr ist das Budget ähnlich hoch. Seit Februar 2017 verstärkt der Bund die Initiative zur freiwilligen Rückkehr mit dem zusätzlichen Programm „Starthilfe Plus“, das Budget: 40 Millionen Euro in 2017.

So sehen die Flüchtlingsrouten heute aus

Im Herbst 2015 war die Flüchtlingskrise auf ihrem Höhepunkt. Wie wichtige Orte entlang der Route durch Europa damals aussahen und wie die Lage heute ist, zeigt die Bildagentur Getty in Fotomontagen. Oben: Flüchtlinge erreichen die Insel Lesbos im Oktober 2015. Unten: Im Juli 2016 ist die Küste verlassen.
Im Herbst 2015 war die Flüchtlingskrise auf ihrem Höhepunkt. Wie wichtige Orte entlang der Route durch Europa damals aussahen und wie die Lage heute ist, zeigt die Bildagentur Getty in Fotomontagen. Oben: Flüchtlinge erreichen die Insel Lesbos im Oktober 2015. Unten: Im Juli 2016 ist die Küste verlassen. © Getty Images | Spencer Platt/Milos Bicanski
Oben: Am Strand von Lesbos sammeln sich im November 2015 Rettungswesten, die die Flüchtlinge bei ihrer Überfahrt von der Türkei nach Griechenland getragen haben. Unten: Im Juli 2016 sind keine Spuren mehr von den gefährlichen Bootsfahrten zu sehen.
Oben: Am Strand von Lesbos sammeln sich im November 2015 Rettungswesten, die die Flüchtlinge bei ihrer Überfahrt von der Türkei nach Griechenland getragen haben. Unten: Im Juli 2016 sind keine Spuren mehr von den gefährlichen Bootsfahrten zu sehen. © Getty Images | Milos Bicanski
Oben: Ehrenamtliche Helfer waten im November 2015 durch das Wasser, um ein Flüchtlingsboot an Land zu ziehen. Unten: Im Sommer 2016 scheint die Krise weit entfernt zu sein.
Oben: Ehrenamtliche Helfer waten im November 2015 durch das Wasser, um ein Flüchtlingsboot an Land zu ziehen. Unten: Im Sommer 2016 scheint die Krise weit entfernt zu sein. © Getty Images | Milos Bicanski
Was für ein Kontrast! Oben: Hunderte Flüchtlinge marschieren im Oktober 2015 entlang slowenischer Felder. Sie werden von Polizisten begleitet. Unten: An gleicher Stelle nutzt eine Radfahrerin das schöne Sommerwetter für eine Tour.
Was für ein Kontrast! Oben: Hunderte Flüchtlinge marschieren im Oktober 2015 entlang slowenischer Felder. Sie werden von Polizisten begleitet. Unten: An gleicher Stelle nutzt eine Radfahrerin das schöne Sommerwetter für eine Tour. © Getty Images | Jeff J Mitchell/Matt Cardy
Während sich der Flüchtlingsstrom im Oktober 2015 seinen Weg in Richtung eines Zeltlagers bei Rigonce in Slowenien macht (oben), ist auf dem kleinen Feldweg ein knappes Jahr später kein Mensch unterwegs (unten).
Während sich der Flüchtlingsstrom im Oktober 2015 seinen Weg in Richtung eines Zeltlagers bei Rigonce in Slowenien macht (oben), ist auf dem kleinen Feldweg ein knappes Jahr später kein Mensch unterwegs (unten). © Getty Images | Jeff J Mitchell/Matt Cardy
Oben: Im September 2015 machen sich Hunderte Migranten auf den Weg vom ungarischen Hegyeshalom nach Österreich. Unten: In der Nähe der Bahnstation von Hegyeshalom überquert eine einsame Radfahrerin die Straße.
Oben: Im September 2015 machen sich Hunderte Migranten auf den Weg vom ungarischen Hegyeshalom nach Österreich. Unten: In der Nähe der Bahnstation von Hegyeshalom überquert eine einsame Radfahrerin die Straße. © Getty Images | Christopher Furlong/Matt Cardy
Oben: Neben der kleinen Kirche bei Dobova (Slowenien) erstreckt sich der Flüchtlingstross bis zum Horizont. Unten: Inzwischen trifft man hier wieder nur selten auf Menschen.
Oben: Neben der kleinen Kirche bei Dobova (Slowenien) erstreckt sich der Flüchtlingstross bis zum Horizont. Unten: Inzwischen trifft man hier wieder nur selten auf Menschen. © Getty Images | Jeff J Mitchell/Matt Cardy
Oben: Flüchtlinge laufen im vergangenen September über eine Autobahn im ungarischen Roszke. Sie hatten sich zuvor geweigert, zur Registrierungsstelle zu reisen. Unten: Auf der M5/E-75 sind im Juli 2016 nur Autos unterwegs.
Oben: Flüchtlinge laufen im vergangenen September über eine Autobahn im ungarischen Roszke. Sie hatten sich zuvor geweigert, zur Registrierungsstelle zu reisen. Unten: Auf der M5/E-75 sind im Juli 2016 nur Autos unterwegs. © Getty Images | Matt Cardy
Oben: Hunderte Flüchtlinge nutzen im September 2015 die Autobahn im ungarischen Roszke als Flüchtlingsroute. Unten: Die Autobahn kann wieder von Autos befahren werden, Menschen sind nicht mehr zu sehen.
Oben: Hunderte Flüchtlinge nutzen im September 2015 die Autobahn im ungarischen Roszke als Flüchtlingsroute. Unten: Die Autobahn kann wieder von Autos befahren werden, Menschen sind nicht mehr zu sehen. © Getty Images | Jeff J Mitchell/Matt Cardy
Oben: Die ungarische Grenzpolizei setzt im September 2015 Wasserwerfer ein, um den Übergang nach Serbien in der Stadt Horgos zu sichern: Unten: Die Grenze ist heute so gut wie unbewacht.
Oben: Die ungarische Grenzpolizei setzt im September 2015 Wasserwerfer ein, um den Übergang nach Serbien in der Stadt Horgos zu sichern: Unten: Die Grenze ist heute so gut wie unbewacht. © Getty Images | Christopher Furlong/Matt Cardy
Oben: Hunderte Flüchtlinge bahnen sich im kroatischen Tovarnik ihren Weg zum Bahnhof, um nach Zagreb zu kommen. Nachdem Ungarn seine Grenze zu Serbien dicht gemacht hat, suchen viele Flüchtlinge den Weg über Kroatien. Unten: Im Juli 2016 ist Ruhe eingekehrt in Tovarnik.
Oben: Hunderte Flüchtlinge bahnen sich im kroatischen Tovarnik ihren Weg zum Bahnhof, um nach Zagreb zu kommen. Nachdem Ungarn seine Grenze zu Serbien dicht gemacht hat, suchen viele Flüchtlinge den Weg über Kroatien. Unten: Im Juli 2016 ist Ruhe eingekehrt in Tovarnik. © Getty Images | Jeff J Mitchell/Matt Cardy
Oben: Der Bahnhof im kroatischen Tovarnik platzt im September 2015 aus allen Nähten. Unten: Im Juli 2016 ist weit und breit kein Fahrgast in Sicht.
Oben: Der Bahnhof im kroatischen Tovarnik platzt im September 2015 aus allen Nähten. Unten: Im Juli 2016 ist weit und breit kein Fahrgast in Sicht. © Getty Images | Jeff J Mitchell/Matt Cardy
Oben: Im Spätherbst 2015 suchen Tausende Flüchtlinge den Weg von der Türkei über die griechischen Inseln nach Mitteleuropa. Im November ist der Hafen von Mytilene auf Lesbos überfüllt mit Flüchtenden, die auf eine Fähre nach Athen warten. Unten: Der Hafen von Mytilene im Juli 2016 bietet Reisenden viel Freiraum.
Oben: Im Spätherbst 2015 suchen Tausende Flüchtlinge den Weg von der Türkei über die griechischen Inseln nach Mitteleuropa. Im November ist der Hafen von Mytilene auf Lesbos überfüllt mit Flüchtenden, die auf eine Fähre nach Athen warten. Unten: Der Hafen von Mytilene im Juli 2016 bietet Reisenden viel Freiraum. © Getty Images | Carl Court/Milos Bicanski
Oben: Hunderte Flüchtlinge kampieren im August 2015 entlang einer Bahnstrecke im ungarischen Roszke. Unten: Wenn im Juli 2016 nicht gerade ein Zug anrollt, herrscht Ruhe in Roszke.
Oben: Hunderte Flüchtlinge kampieren im August 2015 entlang einer Bahnstrecke im ungarischen Roszke. Unten: Wenn im Juli 2016 nicht gerade ein Zug anrollt, herrscht Ruhe in Roszke. © Getty Images | Matt Cardy
Oben: Der Keleti-Bahnhof in Budapest ist im September 2015 einer der größten Flüchtlings-Hotspots in Europa. Zwischenzeitlich verlassen keine Züge mehr den zentralen Bahnhof in der ungarischen Hauptstadt. Unten: Im Juli 2016 herrscht Normalität im Keleti-Bahnhof.
Oben: Der Keleti-Bahnhof in Budapest ist im September 2015 einer der größten Flüchtlings-Hotspots in Europa. Zwischenzeitlich verlassen keine Züge mehr den zentralen Bahnhof in der ungarischen Hauptstadt. Unten: Im Juli 2016 herrscht Normalität im Keleti-Bahnhof. © Getty Images | Matt Cardy
Oben: Als sich die Lage am Budapester Keleti-Bahnhof im September 2015 immer weiter zuspitzt, werden Busse eingesetzt, um die Flüchtlinge Richtung Österreich weiterzubringen. Der Busbahnhof entwickelt sich zu einem riesigen Zeltlager. Unten: Der Busbahnhof am Keleti-Bahnhof ist im Juli 2016 am Abend zeitweise menschenleer.
Oben: Als sich die Lage am Budapester Keleti-Bahnhof im September 2015 immer weiter zuspitzt, werden Busse eingesetzt, um die Flüchtlinge Richtung Österreich weiterzubringen. Der Busbahnhof entwickelt sich zu einem riesigen Zeltlager. Unten: Der Busbahnhof am Keleti-Bahnhof ist im Juli 2016 am Abend zeitweise menschenleer. © Getty Images | Matt Cardy
Oben: Nicht nur am Busbahnhof, sondern überall rund um den Keleti-Bahnhof in Budapest ist ein Flüchtlings-Camp entstanden. Viele Menschen bringen Kleiderspenden, um den Flüchtenden zu helfen. Unten: Vor dem Keleti-Bahnhof wird es im Juli 2016 allenfalls zur Rush Hour ein wenig unruhig.
Oben: Nicht nur am Busbahnhof, sondern überall rund um den Keleti-Bahnhof in Budapest ist ein Flüchtlings-Camp entstanden. Viele Menschen bringen Kleiderspenden, um den Flüchtenden zu helfen. Unten: Vor dem Keleti-Bahnhof wird es im Juli 2016 allenfalls zur Rush Hour ein wenig unruhig. © Getty Images | Jeff J Mitchell/Matt Cardy
Oben: Vielfach müssen ungarische Polizisten und Helfer im September 2015 entkräftete Flüchtlinge aus der großen Menschenmenge am Budapester Keleti-Bahnhof bergen und sie versorgen. Unten: Die Wartehallen im Keleti-Bahnhof .
Oben: Vielfach müssen ungarische Polizisten und Helfer im September 2015 entkräftete Flüchtlinge aus der großen Menschenmenge am Budapester Keleti-Bahnhof bergen und sie versorgen. Unten: Die Wartehallen im Keleti-Bahnhof . © Getty Images | Win McNamee/Matt Cardy
Oben: Der Vorplatz vor dem Haupteingang des Budapester Keleti-Bahnhofs ist Anfang September 2015 von Hunderten Flüchtlingen besetzt. Auf Plakaten und mit Sprechchören bitten sie vor allem Angela Merkel immer wieder um Hilfe. Unten: Große Flüchtlingsgruppen hat man im Juli 2016 am Keleti-Bahnhof schon länger nicht mehr gesehen.
Oben: Der Vorplatz vor dem Haupteingang des Budapester Keleti-Bahnhofs ist Anfang September 2015 von Hunderten Flüchtlingen besetzt. Auf Plakaten und mit Sprechchören bitten sie vor allem Angela Merkel immer wieder um Hilfe. Unten: Große Flüchtlingsgruppen hat man im Juli 2016 am Keleti-Bahnhof schon länger nicht mehr gesehen. © Getty Images | Matt Cardy
Oben: Nicht nur am Hafen, sondern im gesamten Stadtgebiet von Mytilene auf Lesbos warten Flüchtlinge im November 2015 auf ihre Weiterreise. Eines der vielen wilden Camps auf den griechischen Inseln liegt in einem Olivenfeld. Unten: Im Juli 2016 gibt es auf dem Olivenfeld in Mytilene nichts zu sehen als Olivenbäume.
Oben: Nicht nur am Hafen, sondern im gesamten Stadtgebiet von Mytilene auf Lesbos warten Flüchtlinge im November 2015 auf ihre Weiterreise. Eines der vielen wilden Camps auf den griechischen Inseln liegt in einem Olivenfeld. Unten: Im Juli 2016 gibt es auf dem Olivenfeld in Mytilene nichts zu sehen als Olivenbäume. © Getty Images | Milos Bicanski
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Mehr als 50.000 Rückkehrer in 2016

54.006 Menschen reisten im Jahr 2016 nach Angaben der Bundesregierung freiwillig zurück in ihre Heimat, das waren 18.492 Personen mehr als in 2015. Seit 2014 steigt die Zahl der Menschen, die aus freien Stücken zurückkehren, deutlich nach oben. Doch nach Informationen unserer Redaktion lag die Zahl im ersten Quartal 2017 bei 8468 Personen – deutlich weniger als im ersten Quartal 2016: damals waren es 13.848. Nicht nur Personen aus dem Balkan, sondern auch Afghanen und Iraker sind demnach bisher in 2017 deutlich weniger freiwillig ausgereist als im Vorjahreszeitraum. Die Ursachen werden derzeit durch Bundesregierung und Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) untersucht.

Eine These: Vor allem Menschen aus dem Westbalkan waren ausreisepflichtig und bekamen die Rückreise finanziert. Viele sind nun schon wieder zurück in der Heimat: in Albanien, Serbien, Kosovo, Mazedonien. Aber auch nach Afghanistan und in den Irak kehrten 2016 insgesamt fast 10.000 Menschen auf eigene Faust zurück.

Abschiebungen sind Ausnahmesituationen für Betroffene

Die Regierungen in Bund und Ländern stehen unter Druck: Sie wollen einerseits Abschiebungen „konsequent“ durchsetzen. Andererseits ist jeder Zwang zur Rückkehr teuer und eine Ausnahmesituation für die Polizei, vor allem aber für die abgelehnten Asylbewerber, die oftmals ohne Ankündigung und nachts aus ihrer Wohnung oder Unterkunft abgeführt werden.

Freiwillige Rückkehr wird dagegen sowohl von Hilfsorganisationen als auch von der Politik als eine „Rückkehr in Würde“ bezeichnet. Und doch: Vielen Flüchtlingen sind die Programme gar nicht bekannt. Und die Regeln sind kompliziert, die Höhe der Hilfe fällt je nach Flüchtling sehr unterschiedlich aus – vom Busticket etwa zurück nach Serbien bis fast 2000 Euro zusätzlich für einen Menschen, der etwa nach Afghanistan zurückkehren will. Mit dem Geld soll eine Reintegration in das Heimatland besser gelingen, zum Beispiel mit dem Start eines kleinen Lebensmittelgeschäfts oder einer Werkstatt.

Online-Portal soll Rückkehrprogramme bekannter machen

Deutschlandweit informieren Behörden und Hilfsorganisationen derzeit in insgesamt 1600 Beratungsstellen über die Programme. Immer wieder kritisieren Menschenrechtler aber auch Flüchtlinge selbst die geringe Transparenz bei Dienstleistungen der Behörden. So erhalten Syrer keine Hilfe – denn das Land gilt nicht als sicher. Dorthin schiebt der deutsche Staat nicht ab. Wer also freiwillig zu seiner Familie nach Damaskus zurückkehren will, muss das auf eigene Faust leisten. Und: Hat ein Flüchtling aus Afghanistan oder Syrien noch Familie in der Türkei oder Jordanien, muss er die Rückreise zu seinen Angehörigen ebenfalls ohne Hilfe bewältigen.

Um Flüchtlinge besser zu informieren und die Programme bekannter zu machen, startet das BAMF gemeinsam mit der Internationalen Organisation für Migration (IOM) ein neues Online-Portal. Heute wird die Internetseite in Berlin vorgestellt. Nach einer Testphase sollen Menschen hier Informationen zur Rückreise in einzelne Länder sowie Hinweise über die Beratungsstellen bekommen – auf Deutsch und Englisch, aber etwa auch auf Arabisch und Farsi. Zusätzlich soll die Seite über Arbeitsmarkt, Wohnungssituation oder Gesundheitssystem informieren. Nicht in Deutschland – sondern im Herkunftsland.

CDU-Politiker Schröder: Freiwillige Rückkehr immer vorzugswürdig

Ole Schröder, CDU-Politiker und Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium.
Ole Schröder, CDU-Politiker und Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium. © imago/Christian Thiel | imago stock

Ole Schröder, CDU-Politiker und Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium, geht 2017 angesichts der großen Zahl von Asylentscheidungen beim BAMF von einer Zunahme auch der Ausreisepflichtigen aus. „Die freiwillige Rückkehr ist immer vorzugswürdig. Das Instrument wird aber nur dann funktionieren, wenn wir auch ausreisepflichtige Personen, die nicht freiwillig ausreisen, konsequent in ihre Heimatländer zurückführen“, sagte Schröder unserer Redaktion. Nur dann werde die freiwillige Rückkehr tatsächlich die „bessere Option“ sein. Trotz der Möglichkeit der geförderten Rückkehr lassen es viele abgelehnte Asylbewerber immer noch darauf ankommen und warten, bis sie von der Polizei mit Zwang abgeschoben werden.

Ziel ist mit dem Online-Portal auch: Die Zahl von fast 55.000 freiwilligen Rückkehrern in 2016 künftig noch zu steigern. Regierung, Hilfsgruppen und Opposition sind sich einig: Die Flüchtlinge müssen gut beraten werden – und am Ende muss der Flüchtling das letzte Wort haben.

Grüne warnen vor „Hereindrängen“ eines Geflüchteten in Ausreise

Bei der „Starthilfe Plus“ werden nun auch Flüchtlinge mit mehr Geld belohnt, wenn sie sich noch vor einem Antrag auf Asyl oder noch während des Verfahrens für eine Rückkehr in ihre Heimat entscheiden. So will die Regierung die Asylbehörden entlasten und Flüchtlingen mit geringen Anerkennungschancen in Deutschland lange Wartezeit ersparen.

Für die Opposition im Bundestag ist das nicht akzeptabel. Die flüchtlingspolitische Sprecherin der Grünen, Louise Amtsberg, spricht von einem „Hineindrängen in die freiwillige Ausreise“ des Geflüchteten durch die deutschen Behörden. Wie „freiwillig“ eine Rückkehr aufgrund geringer Chancen auf Asyl hierzulande tatsächlich ist, sei „umstritten“, so Amtsberg. Es gehe nicht nur um Geld oder um Informationen, sondern um die Frage, ob und wie eine Reintegration vor Ort in der Heimat möglich sei. Wie ein Ankommen eines Menschen in Afghanistan möglich ist, wenn er Haus und Arbeit zurücklassen musste, als er nach Deutschland kam.

De Maiziere lobt Beratungsstelle Radikalisierung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF)

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