Paris/Berlin. Alles ausgezählt: Emmanuel Macron gewinnt mit 66,1 Prozent der Stimmen die Frankreich-Wahl. Er will die gespaltene Gesellschaft einen.
- Emmanuel Macron ist nach seinem Sieg bei der Stichwahl neuer Präsident von Frankreich
- Er kam auf 66,1 Prozent der Stimmen, Marine Le Pen kam auf 33,9 Prozent
- Macron rief das Land zu Einheit auf und kündigte an, gegen die Spaltung zu kämpfen
Der Jungstar hat sich durchgesetzt: Emmanuel Macron wird neuer Präsident Frankreichs. Der sozialliberale Kandidat setzte sich in der Stichwahl am Sonntag deutlich gegen Marine Le Pen vom rechtsextremen Front National durch. Nach vollständiger Auszählung der Stimmen erreichte Macron in der Stichwahl 66,1 Prozent, Le Pen kam auf 33,9 Prozent.
Die Zahlen sind noch vorläufig: Das offizielle Endergebnis wird erst in den kommenden Tagen nach Prüfung eventueller Beschwerden vom Verfassungsrat verkündet. Le Pen holte nach Zahl der Stimmen das beste Ergebnis in der Geschichte ihrer rechtsextremen Partei. Gut 10,6 Millionen Franzosen votierten für die Kandidatin. Macron erhielt fast doppelt so viel: 20,8 Millionen.
Macron will gespaltene Gesellschaft einen
Der künftige französische Präsident versprach, mit aller Kraft gegen die Spaltungen der französischen Gesellschaft zu kämpfen. „Ich kenne die Wut, die Angst, die Zweifel, die ein großer Teil von Ihnen ausgedrückt hat“, sagte er mit Blick auf das Wahlergebnis.
„Ich weiß um die Teilung unserer Nation, die manche dazu gebracht haben, extremistische Parteien zu wählen“, sagte der pro-europäische Linksliberale weiter. Die nächsten fünf Jahre trage er Verantwortung dafür, Ängste zu dämpfen und den Franzosen den Optimismus zurückzugeben. Für ihn habe die Rückkehr der Moral in die französische Politik oberste Priorität. „Lasst und Frankreich lieben“, appellierte der 39-Jährige an die Franzosen.
Macron soll schon bald Amtsgeschäfte übernehmen
„Ein neues Kapitel unserer langen Geschichte beginnt“, sagte er in einer Ansprache in seiner Wahlkampfzentrale, die live im Fernsehen übertragen wurde. „Ich will, dass es das der Hoffnung und des wiedergefundenen Vertrauens ist.“ Macron wurde später beim Pariser Louvre-Museum erwartet, um mit seinen Anhängern den Wahlsieg zu feiern.
Macron soll spätestens am 14. Mai die Amtsgeschäfte des scheidenden Staatschefs François Hollande übernehmen. Er hatte bereits in Umfragen deutlich vor seiner Konkurrentin gelegen und galt als klarer Favorit in der Stichwahl. Im ersten Wahlgang vor zwei Wochen hatten Macron und Le Pen die meisten Stimmen erhalten, eine Mehrheit aber verfehlt. Deshalb war die Stichwahl nötig geworden.
Marine Le Pen räumt Niederlage ein
Die französische Präsidentenwahl war in ganz Europa mit großer Spannung und Nervosität verfolgt worden. Marine Le Pen hatte im Wahlkampf ein Referendum über die EU-Mitgliedschaft versprochen und ein Ende der Gemeinschaftswährung Euro als normales Zahlungsmittel gefordert.
Marine Le Pen räumte ihre Niederlage schnell ein. Sie habe Macron angerufen, um ihm zu gratulieren, sagte sie am Sonntagabend in Paris. Frankreich habe sich für Kontinuität entschieden, schrieb sie auf Twitter. Sie kündigt an, der Front National werde die stärkste Oppositionskraft gegen Macron.
Ministerpräsident Bernard Cazeneuve erklärt, das französische Volk habe entschieden, seinen Platz am Herzen Europas zu wahren.
Die Karriere von Präsident Macron
„Ein Sieg für ein starkes Europa“
In der Europäischen Union reagierten Politiker und Wirtschaftsexperten mit Erleichterung auf die Entscheidung der Franzosen, in der viele ein Votum für die EU sehen. Schon kurz vor Veröffentlichung der Hochrechnungen sprang der Euro über die Marke von 1,10 Dollar – erstmals seit der US-Wahl im November.
Auch die ersten Reaktionen aus den europäischen Nachbarländern ließen nicht lange auf sich warten. „Herzlichen Glückwunsch, @EmmanuelMacron“, twitterte der Sprecher von Bundeskanzlerin Angela Merkel, Regierungssprecher Steffen Seibert. „Ihr Sieg ist ein Sieg für ein starkes geeintes Europa + für die deutsch-französische Freundschaft.“
Bundesaußenminister Sigmar Gabriel schrieb: „Liberté, Egalité, Fraternité! Das hat #Frankreich heute gewählt. Die Grande Nation war, ist und bleibt in der Mitte und im Herzen Europas.“
Die Spitzen der EU gratulierten Macron. Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker schreib via Twitter auf Französisch, die Franzosen hätten sich für eine europäische Zukunft entschieden, und für ein „stärkeres und gerechteres Europa“. Ratspräsident Donald Tusk äußert sich ebenfalls via Twitter: „Glückwunsch an das französische Volk, dafür dass es Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit gewählt hat anstatt die Tyrannei der Fake News“.
Auch der US-Präsident meldete sich zu Wort. Donald Trump gratulierte Macron zu seinem „großen Sieg“ zum neuen französischen Präsidenten. „Ich freue mich sehr darauf, mit ihm zusammen zu arbeiten.“
Viele Linken gingen nicht zur Wahl
Jeder Vierte Wahlberechtigte blieb der Abstimmung fern. Die Wahlbeteiligung bei der Stichwahl lag Umfragen zufolge bei rund 75 Prozent, vor fünf Jahren waren es noch knapp 80 Prozent gewesen. Auch in der ersten Runde im April lag die Wahlbeteiligung mit rund 78 Prozent noch deutlich höher.
Vor allem viele Linke waren nach der ersten Runde, als sich elf Kandidaten bewarben, enttäuscht vom Abschneiden ihrer Kandidaten und gingen nicht wählen. Erstmals hatte sich die Stichwahl zwischen zwei Kandidaten entschieden, die weder den Konservativen noch den Sozialisten angehören, die bislang traditionell die Präsidenten stellten.
Nach einer Analyse des Instituts Ipsos gaben zudem 4,2 Millionen Franzosen leere Wahlumschläge oder ungültige Wahlzettel ab. Das sind 8,9 Prozent der mehr als 47 Millionen Wahlberechtigten und so viele wie noch nie in Frankreich. (sdo/dpa/rtr)