Stockholm. Der Usbeke, der in Stockholm den Todes-Lkw gefahren haben soll, ist offenbar Islamist. Die Polizei hat eine zweite Person festgenommen.
- Nach dem Anschlag in Stockholm trauern die Schweden um die Opfer
- Drei der vier Leichen konnten inzwischen identifiziert werden
- Das Motiv des Täters ist noch immer unklar
Der nach dem Lkw-Anschlag in Stockholm festgenommene Usbeke hat nach Angaben der Ermittler Sympathien für die Terrororganisation IS geäußert. „Wir wissen, dass er Sympathien für extreme Organisationen gezeigt hat, darunter IS“, sagte Polizeisprecher Jonas Hysing am Sonntag auf einer Pressekonferenz.
Der festgenommene 39-Jährige habe 2014 eine Aufenthaltsgenehmigung in Schweden beantragt, im Juni 2016 habe die Migrationsbehörde entschieden, ihn auszuweisen, sagte Hysing weiter. Da er das Land nicht verlassen habe, hätten die Behörden ihn gesucht.
Zweite Festnahme nach Lkw-Anschlag
Die Polizei hat am Sonntagmorgen eine zweite Person unter Terror- und Mordverdacht festgenommen. Das teilte die Staatsanwaltschaft am Nachmittag mit. Details zu der Festnahme wollte die Behörde zunächst nicht bekanntgeben.
Und die Suche nach Hintermännern zum Anschlag geht weiter: „Ungefähr fünf“ Personen halte man derzeit fest, sagte Jan Evensson von der Stockholmer Polizei am Sonntag auf einer Pressekonferenz. Etwa 500 Menschen habe man befragt. Polizeisprecher Jonas Hysing sagte, es gebe keine konkreten Hinweise auf weitere Anschläge. „Wir haben eine enge Zusammenarbeit mit Europol und Interpol.“
Die Polizei durchsuchte am Morgen eine Adresse in Sollentuna, nördlich von Stockholm. „Wir waren seit Freitag an verschiedenen Adressen in ganz Stockholm“, sagte eine Polizeisprecherin der Deutschen Presse-Agentur. „Ich kann aber nicht bestätigen, dass die Durchsuchungen in Zusammenhang mit der Tat am Freitag stehen.“
Anschlags-Opfer sind identifiziert
Die Todesopfer des Anschlags sind inzwischen identifiziert. Ihre Angehörigen seien informiert, sagte ein Polizeisprecher am Sonntagmorgen im schwedischen Fernsehen. Zwei der Opfer stammten aus Schweden, die anderen beiden aus Großbritannien und Belgien.
Am Freitag war ein Lkw in der Stockholmer Innenstadt erst in eine Menschenmenge und dann in ein Kaufhaus gerast. Die
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. „Es spricht viel dafür, dass der Festgenommene der Fahrer ist, aber was genau dafür spricht, will ich nicht kommentieren“, sagte der Polizeisprecher. „Die Beweislage sieht gut aus.“ Der Mann steht unter Terrorverdacht.
Lkw fährt in Stockholm in Menschenmenge
Ermittler schließen Untersuchungen am Tatort ab
Die technischen Untersuchungen am Tatort hat die Polizei inzwischen abgeschlossen. Die Absperrungen rund um die Einkaufsstraße Drottninggatan seien aufgehoben, sagte eine Polizeisprecherin der Deutschen Presse-Agentur am späten Samstagabend.
In die Absperrgitter hatten viele Stockholmer am Tag nach der Tat Blumen gesteckt und davor Kerzen angezündet. Auch die schwedische Kronprinzessin Victoria und Premierminister Stefan Löfen hatten dort am Samstag der Opfer des Anschlags gedacht.
Am Sonntag wollen sich Stockholmer auf einem zentralen Platz in der Stadt versammeln, um der Opfer des Anschlags zu gedenken und zu zeigen, dass sie keine Angst vor dem Terror haben. Zu der unpolitischen „Liebes-Kundgebung“ meldeten sich auf Facebook viele tausend Menschen an. Für Montag kündigte Löfven eine landesweite Schweigeminute an.
Stockholmer Kaufhaus bleibt noch geschlossen
Das Kaufhaus, in das der Lkw am Freitag gerast war, bleibt am Sonntag noch geschlossen. Zuvor hatte Åhléns City am Samstagabend erklärt, Teile des Hauses wieder öffnen zu wollen. Mit der Ankündigung, durch Rauch beschädigte Waren zum halben Preis zu verkaufen, hatte das Kaufhaus aber heftige Kritik in den sozialen Medien auf sich gezogen. Facebook-Nutzer nannten die Pläne geschmacklos. Deshalb zog Åhléns die Ankündigung am Sonntag zurück und will nun erst am Montag wieder öffnen.
„Wir standen unter Druck und haben in einer Situation zu schnell reagiert, die für uns alle schrecklich und unwirklich ist“, schrieb das Kaufhaus in einer Mail an seine Kunden. „Es ging nie darum, Geld mit dem äußerst tragischen Ereignis, das Stockholm getroffen hat, zu verdienen.“ (dpa)