Berlin. Die Saarland-Wahl beschäftigt am Montag die Kommentatoren der Presse. Der Sieg der CDU wie auch der Dämpfer für die SPD sind Themen.
Die CDU hat mit der amtierenden Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer die Landtagswahl im Saarland mit Abstand für sich entschieden. Doch während das Wahlergebnis eindeutig scheint, herrscht unter Kommentatoren kein Einigkeit.
Der Streit dreht sich vor allem um die Frage,
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oder ob es in einem halben Jahr doch alles anders kommt. Die Pressestimmen im Überblick:
„Stern“: „Für die Bundestagswahl im September bedeutet das – nichts“
Um die Saarland-Wahl zu analysieren, greift „Stern“-Autor Andreas Hoidn-Borchers zu einer Reihe von Fußball-Zitaten. Für ihn beginnt es schon damit, dass das Saarland gar kein richtiger Platz, sondern eher ein Bolzplatz hinterm Haus sei. Und weil das Gekicke dort selten Auswirkungen auf die ganz große Fußballbühne hat, sagt es der „Stern“ mit Alfred „Adi“ Preißler: „Grau is alle Theorie – entscheidend is auf’m Platz.“ Soll sagen: welche Auswirkungen die Saarland-Wahl auf den Bundestrend hat, werde sich – wenn überhaupt – erst im September zeigen.
„Bild“: „Erste Entzauberung“
Für Nikolaus Blome von der „Bild“-Zeitung hält im Saarland ein Trend an: „Am Ende räumen jedes Mal die Amtsinhaber ab“. Ein Trend der auch Merkel hilft? Zumindest lebe sie als Totgesagte länger. Blome übersetzt das Ergebnis an der Saar eins zu eins auf Bundesebene und analysiert: wären die Grünen mit einem Prozentpunkt mehr doch ins Parlament eingezogen, wäre Rot-Rot-Grün nahe an einer Mehrheit gewesen.
„FAZ“: „Schulz-Effekt verpufft im Saarland“
Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ wertet es als „Riesenfehler“, dass die Sozialdemokraten im Saarland im Wahlkampf auf Martin Schulz als „Erlöser“ gesetzt haben. Der SPD sei mittlerweile jedes Mittel recht, um die Union zu schwächen – auch eine offene Annäherung an die Linken, schreibt Daniel Deckers. Doch diese Taktik ging nicht auf und die SPD findet sich wohl bald in einer Koalition mit der nun noch stärkeren CDU wieder.
„Süddeutsche Zeitung“: „Der Hype kommt, der Hype geht“
Für „SZ“-Kommentator Heribert Prantl sind aus der Saarland-Wahl vor allem zwei Lehren zu ziehen. „Es zeigt sich, dass der eigenen Begeisterung die Begeisterung der Wähler nicht automatisch folgt“, so die erste Erkenntnis von Prantl in Bezug auf die SPD. Die zweite Erkenntnis: auch wenn es nicht zu Rot-Rot als Koalition gereicht hat, habe die Annährung der Linken und der SPD auch Signalwirkung für den Bund.
„Spiegel Online“: „So einfach ist das dann doch nicht“
Das Wahlergebnis ist eindeutig, doch die Schlussfolgerung noch lange nicht, so das Urteil von „SpOn“-Autor Sebastian Fischer. Zwar habe die CDU gewonnen, doch der Sieg sei ein „trügerischer“. Das Ergebnis sei nicht so einfach auf den Bund übertragbar, weil es nicht um Merkel, sondern um Annegret Kramp-Karrenbauer ging.
„Saarbrücker Zeitung“: „Persönlicher Wahlerfolg von Kramp-Karrenbauer“
An der Saar wurden laut Peter Stefan Herbst gleich mehrere Wahrheiten ignoriert. Die SPD habe ignoriert, dass der „Schulz-Effekt“ kleiner sei als die Popularität der Ministerpräsidentin. Die Linke um Oskar Lafontaine habe zudem nicht erkannt, dass die große Koalition im Saarland äußert beliebt ist. Ein Wahlkampf, der auf eine Koalition mit SPD abzielte, sei somit ins Leere gelaufen. Unumstößlich für die „Saarbrücker Zeitung“ ist hingegen, dass die Wahl im Saarland einige Wahrheiten zurechtgerückt hat, für die Bundespolitik allerdings noch vieles offen lässt.
ARD: „Ein klarer Wählerauftrag“
Die wichtigste Erkenntnis der Saarland-Wahl laut ARD-Kommentator Moritz Rödle: im Saarland ging es um Landes- nicht um Bundespolitik. Das zeige vor allem, das 40-Prozent-Ergebnis der beliebten Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer. Für die Bundespolitik ließe sich dennoch eine Lehre ziehen. Das respektable Ergebnis der zeige, dass die Wähler mit der großen Koalition zufrieden scheinen – zumindest im Saarland.
ZDF: „Schulz-Zug ist doch kein ICE“
ZDF-Chefredakteur Peter Frey widmet sich in seinem Kommentar vom Sonntagabend dem Abschneiden der SPD. Es habe sich gezeigt, dass Parteieintritte und gute Umfragen auf Bundesebene sich nicht automatisch in positive Wahlergebnisse verwandeln. „Den Wählern ging es nicht um Charisma, sondern um Solidität“, so Frey. Deshalb habe Annegret Kramp-Karrenbauer ihre Stellung ausbauen und die SPD nicht vom „Schulz-Effekt“ profitieren können.
Saarland-Wahl: Jubel und Enttäuschung