Den Haag/Berlin. Die Niederlande-Wahl ist für Geert Wilders ein Debakel. Die Wähler setzten auf Besonnenheit – und schickten ein Signal nach Europa.

Sollte es wirklich so sein, dass der Wahlsieg von Donald Trump in den USA die Wähler in Europa aufgeschreckt hat? Kann es sein, dass die Chaos-Wochen in Washington nach Trumps Amtsantritt so manchem Protestwähler in den Niederlanden die Augen geöffnet haben? Oder kurz gefragt: Hat der amerikanische Populist Trump dem niederländischen Populisten Wilders die Tour vermasselt?

Tatsache ist: Geert Wilders, der offen mit fremdenfeindlichen Parolen auf Stimmenfang gegangen war, hat bei der Wahl am Mittwoch deutlich schlechter abgeschnitten als die Umfragen noch bis vor kurzem befürchten ließen. Seine Partei PVV liegt deutlich hinter der VVD von Premier Mark Rutte. So mancher Wähler hat offenbar doch das unkalkulierbare Risiko gescheut. Wilders‘ Schlappe ist eine gute Nachricht für die Niederlande – und ein positives Signal für Europa.

Darum ist Geert Wilders der niederländische Trump

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    Die Schlappe für Wilders ist umso bemerkenswerter, als das Klima in den Niederlanden in den letzten Tagen vor der Wahl extrem aufgeheizt war. Die Eskalation im Streit mit der Türkei mit der Ausweisung einer Ministerin hatte extrem polarisiert – und die Wähler in Scharen an die Wahlurnen getrieben. Sie wählten mit großer Mehrheit Besonnenheit statt Hetze.

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