Northeim/Berlin. Der Bombenbauer, der in Northeim gefasst wurde und Polizisten töten wollte, kommt aus Berlin. Er soll sehr zurückgezogen gelebt haben.

  • Der Bombenbauer, der in Northeim gefasst wurde und Polizisten töten wollte, kommt aus Berlin
  • Er soll sehr zurückgezogen gelebt haben

Der in Northeim

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hat bis zu seiner Verhaftung ein unauffälliges Leben in der Kleinstadt geführt. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur war der wegen diverser Delikte polizeibekannte 26-jährige Mann vor etwa zweieinhalb Jahren aus Berlin in die südniedersächsische Stadt gezogen. Er habe dort sehr zurückgezogen von Sozialleistungen in einem Ein-Zimmer-Appartement in der Innenstadt gelebt, hieß es am Freitag. Die Polizei war dennoch auf ihn aufmerksam geworden.

Der 26-Jährige, der wegen früherer Delikte vorbestraft ist, fiel nach dpa-Informationen in Northeim allerdings nicht als Straftäter auf. Die Ermittler seien vielmehr „durch einen ungewöhnlichen Umstand auf ihn aufmerksam geworden“, hieß es. Sascha L. wurde anschließend längere Zeit beobachtet, bevor er schließlich am Dienstag dieser Woche festgenommen wurde.

Genaue Spur der Ermittler unbekannt

Seit Mittwoch sitzt er in Untersuchungshaft. Sascha L. gab zu, dass er mit einer selbst gebauten ferngezündeten Bombe Polizisten oder Soldaten umbringen wollte. Die für den Sprengsatz erforderlichen Utensilien wurden in seiner Wohnung gefunden.

Was genau die Fahnder auf die Spur von Sascha L. gebracht hat, wurde zwar nicht bekannt. „So etwas ergibt sich aber häufig durch Zufälle“, sagte Ulf Küch, der niedersächsische Landesvorsitzende des Bundes deutscher Kriminalbeamter (BDK). Oft stießen Ermittler bei Recherchen im Internet auf Verdächtige.

„Manchmal wird aber auch denunziert“, sagte Küch. „Die Polizei hat da ihre Mittel und Methoden. Die dürfen natürlich nicht bekannt gegeben werden.“ Grundsätzlich sei die Suche nach mutmaßlichen islamistischen Terroristen für die Ermittler zwar Neuland, sagte der BDK-Landesvorsitzende. „Aber es gelingt schon recht gut“.

Zusätzliche Kommissariate bei Dienststellen

Erst vor zwei Wochen wurden in Göttingen zwei salafistische Gefährder gefasst, die Anschlagspläne diskutiert haben sollen. Die Generalstaatsanwaltschaft Celle hatte aber kein Strafverfahren gegen einen 22 Jahre alten Nigerianer und einen 27-jährigen Algerier eingeleitet. Sie sah keinen ausreichenden Anfangsverdacht für eine schwere staatsgefährdende Straftat. Die beiden Männer sitzen in Abschiebehaft.

Bei den Terrorverdächtigen aus Göttingen fanden die Beamten eine IS-Flagge und mehrere Waffen.
Bei den Terrorverdächtigen aus Göttingen fanden die Beamten eine IS-Flagge und mehrere Waffen. © dpa | Swen Pförtner

Die niedersächsische Polizei habe auf die Terrorgefahr reagiert, sagte Küch. Sein Verband begrüße es, dass inzwischen bei einer zunehmenden Zahl von Polizeidienststellen zusätzliche Staatsschutzkommissariate eingerichtet werden.

Auch in Northeim hatten Polizeibeamte des Staatsschutzes Sascha L. ins Visier genommen. Als die Ermittler das Appartement des 26-Jährigen durchsuchten, fanden sie die hochexplosive Chemikalie Acetonperoxid, weitere für den Bau von Sprengsätzen benötigte Substanzen und elektronische Bauteile zur Herstellung einer Fernzündung.

Genaue Pläne blieben im Dunkeln

Waffen seien bei dem 26-Jährigen dagegen nicht gefunden worden, sagte eine Sprecherin des Göttinger Polizeipräsidenten Uwe Lührig. Zur Frage, wann und wie der Mann sich radikalisiert hat, machten die Ermittler keine Angaben.

Auch wo der 26-Jährige den von ihm geplanten Terroranschlag verüben wollte, blieb offen. „Das wird noch ermittelt“, sagte der Sprecher der federführenden Generalstaatsanwaltschaft Celle, Bernd Kolkmeier. Ob der Beschuldigte möglicherweise mit anderen Salafisten kooperiert hat, werde ebenfalls noch geprüft. Dazu würden die bei dem 26-Jährigen sichergestellten Unterlagen und Kommunikationsmittel ausgewertet. “Wir wollen feststellen, welche Kontakte der Mann hatte und wo er gewesen ist“, sagte Kolkmeier. (dpa)