Berlin. Gewalt würde die Nato in Syrien zum Helfer des Despoten Assad machen. Nur die Diplomatie verspricht Erfolg und Hoffnung auf Frieden.

Seit sechs Jahren tobt der Krieg in Syrien. Hunderttausende Menschen starben, Millionen sind auf der Flucht. Begonnen hatte alles im sogenannten Arabischen Frühling mit Demonstrationen gegen den Herrscher Baschar al-Assad. Unter anderem, weil in dessen Gefängnissen damals schon gefoltert und gemordet wurde.

Gelernt hat der junge Assad das von seinem Vater Hafis. Eine ungute Tradition, die in Zeiten des Krieges nun völlig außer Kontrolle geraten ist. Amnesty International berichtet von Tausenden Syrern, die standrechtlich ermordet oder durch Folter getötet wurden. Ein weiterer Blutfleck auf der syrischen Landkarte.

Unterstützung der Rebellen brachte nichts

Kann der Westen, der sich die Verteidigung der Menschenrechte auf die Fahnen geschrieben hat, tatenlos zusehen? Die Frage ist schnell und leicht beantwortet. Nein. Natürlich nicht.

Komplizierter ist die Antwort auf die Frage, was denn getan werden könnte, um Syrien eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Die Verhandlungen in Genf zeigen keine vorzeigbaren Fortschritte. Die Unterstützung sogenannter gemäßigter Rebellen mit Waffen und Luftangriffen hat nichts gebracht. Seit September 2015 greift Russland aktiv in den Konflikt ein und versucht so, an der Seite Assads seinen Einfluss in der Region zurückzugewinnen.

Syrien-Konferenz beginnt mit Pendel-Diplomatie

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    Was will Donald Trump?

    Offiziell bekämpfen Putins Truppen vor allem Terroristen. Wo Putin ist, ist in diesen Tagen sein amerikanischer Kollege Trump nicht weit. Der hat angedeutet, er könne sich vorstellen, im Kampf gegen die IS-Extremisten in Syrien mit Russland zusammenzuarbeiten. Ein Gedanke, der den Herrn in Damaskus frohlocken lässt. Trumps Nato-Partnern dürfte dagegen etwas mulmig zumute sein, hatte doch der Präsident erklärt, dass das Bündnis in seiner bisherigen Form obsolet sei. Heutzutage ist der Kampf gegen den Terror, namentlich den IS, angesagt.

    Aus der Sicht eines in einfachen Freund-Feind-Kategorien und Gewinn- und Verlustrechnungen denkenden Geschäftsmannes mag die Gleichung vielleicht aufgehen. Die Erfahrungen nach den militärischen Interventionen von Afghanistan über den Irak bis nach Libyen sprechen aber eine andere Sprache. Zumal die Lage in Syrien nicht nur wegen des Wirrwarrs an Rebellengruppen, sondern auch wegen der sich überschneidenden Interessen der Regionalmächte Iran, Saudi-Arabien, der übrigen Golfstaaten sowie des Nato-Partners Türkei beinahe unlösbar verquickt ist.

    USA und Russland müssen Einfluss geltend machen

    Diesen gordischen Knoten mit Gewalt zerschlagen zu wollen mag verlockend erscheinen. Aber erstens würden sich nach derzeitigem Stand die USA und die Nato zum Helfershelfer des Mörders Assad machen. Zweitens würde das Erscheinen westlicher Soldaten auf dem Kriegsschauplatz die Islamisten weltweit weiter anspornen. Und drittens wären friedliche Zeiten selbst nach einem zunächst erfolgreichen Feldzug nicht garantiert – siehe oben genannte Länder.

    Der Krieg ließe sich aber sehr wohl von außen eindämmen und austrocknen. Nach sechs Jahren ist längst keine der beteiligten Parteien ohne massiven Nachschub von außen in der Lage, weiterzukämpfen. Wenn Russland und die USA wirklich kooperieren wollen, dann sollten sie ihren nicht unbeträchtlichen Einfluss bündeln und ihre jeweiligen Partner zum Einlenken in der Syrien-Frage bringen. Zweifellos ein ­diplomatischer Kraftakt, der in der jüngeren Vergangenheit seinesgleichen suchen würde. Langfristig rettet das aber mehr Leben als ein weiteres militärisches Abenteuer in der Region.