Berlin. Während das Kalifat schrumpft, steigt die Terrorgefahr – jetzt auch in Teheran. Der IS traf das politische und religiöse Herz Irans.

Experten sagen schon lange: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) aus Syrien und dem Irak weitgehend vertrieben ist. Zu sehr stehen die Dschihadisten unter Beschuss der Kurden, der syrischen Regierungstruppen oder der Kampf-Jets der internationalen Anti-IS-Koalition. Das schrumpfende Kalifat der Islamisten sorgt jedoch für neue Bedrohungen. Denn je stärker den Extremisten das Wasser bis zum Hals steht, desto mehr holen sie zu Terroranschlägen außerhalb ihres Kern-Territoriums aus. Nach

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, Brüssel, Nizza, Berlin, St. Petersburg, Bagdad, Kabul,

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Die

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: Sie wollten durch ihren Doppelanschlag das politische und das religiöse Herz des Irans treffen. Die sunnitischen IS-Kämpfer verachten die Schiiten als muslimische Ketzer. Es herrscht der blanke Hass auf das iranische Mullah-Regime, das sich als Vormacht der Schiiten begreift.

Teheran bezahlt den Preis für Einmischung in Syrien

In politischer Hinsicht zahlt Teheran nun einen Preis für seine massive Einmischung in Syrien und im Irak. Der Iran dirigiert in beiden Ländern schiitische Milizen, die den IS zum Rückzug zwingen. Hinzu kommen die Revolutionsgarden, die vehement in den syrischen Bürgerkrieg eingreifen. Dass diese nun ihrerseits den Vorwurf erheben, Saudi-Arabien und die USA seien in die Doppel-Attacke verwickelt, darf getrost unter der Rubrik Propaganda verbucht werden.

Die Terrorgefahr durch den IS würde für Unruhe in der iranischen Bevölkerung sorgen und das System möglicherweise destabilisieren. Der Erzfeind Amerika und Saudi-Arabien, der machtpolitische Gegenspieler in der Region, taugen am besten für Ablenkungsmanöver.

Saudi-Arabien sieht sich als Schutzmacht der Sunniten

Dennoch gilt: Alles, was den Iran schwächt, wird in Riad als Erfolg gewertet. Das Königreich sieht sich als Schutzmacht der Sunniten. Saudi-Arabien hat das Atomabkommen mit dem Iran argwöhnisch verfolgt und Washington dafür insgeheim scharf kritisiert. Mit der

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kam die Wende. Die Scheichs sahen in Trumps rhetorischem Sturmlauf gegen den Iran einen Freibrief für außenpolitische Konfrontation und innenpolitische Repression.

Die Reaktion der Saudis und einiger anderer arabischer Staaten kam prompt. Die diplomatische und wirtschaftliche Isolierung des Golfstaats Katar soll in Wahrheit den Iran treffen. Das kleine Emirat, das seit Jahren eine unabhängige Außenpolitik betreibt und über einen eigenen Fernsehsender (Al-Dschasira) verfügt, hat gute Beziehungen zu Teheran. Es wird gewissermaßen in Geiselhaft genommen.

Muslime: Das trennt Schiiten und Sunniten

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