Hamburg. Ein Primetime-Film, so ganz ohne Mord? Die ARD geht ein Wagnis ein und zeigt mit „Zwei“ Drama statt Krimi. Unser Autor will mehr davon.

Man kennt die „Szenen einer Ehe“, Ingmar Bergmans sechsteilige Chronik über das allmähliche Zerbröckeln einer Beziehung. Nach Ariane Zellers Film „Zwei“ kennen wir nun auch die Szenen einer Liebe, die trotz mannigfacher Anfeindung einfach nicht zu ersticken ist.

Die Regisseurin konzentriert sich dabei nahezu ausschließlich auf ihre beiden Protagonisten. Sie lässt den Zuschauer ein sehr lebendiges Zwei-Personen-Stück mit unterschiedlichen Temperamenten erleben, das an keiner Stelle langweilt.

Eine alte Liebe per Zufall neu entdeckt

Alles beginnt mit einem Zufall. Der Unternehmersohn Martin Meitner (Hans Löw) trifft in einer Bar die Rockband-Managerin Fiona Kranzler (Katharina Marie Schubert) wieder, in die er schon vor 20 Jahren verliebt war, als sie noch als Au-pair-Mädchen im Hause seines Vaters arbeitete. Man plaudert über alte Zeiten, bleibt dabei aber noch unverbindlich. Was sich am nächsten Morgen ändert, als er sie zu einer Fahrt in das Sommerhaus der Familie an der Ostsee einlädt. Hier bricht sich dann im Laufe von nur einem Tag die alte Leidenschaft wieder Bahn. Da macht es Martin auch überhaupt nichts mehr, dass auf ihn eine Frau und zwei Söhne warten.

Das große, ehrwürdige Haus in Strandnähe dient hier wohl als Metapher für die ständige Gegenwart von Martins dominierendem Vater. Die musterhafte eigene Ehe mal beiseitegenommen, hat sich bisher das Leben des Juniors allein um ihn gedreht. Nun ist da aber plötzlich auch noch diese neu erwachte Liebe zu Fiona.

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    Breites Spektrum von Stimmungen

    Der vorwiegend am Theater spielende Hans Löw weiß sehr genau, wie man Körpersprache akzentuiert und macht aus Martin einen eher zögerlichen Menschen mit leicht belegter Stimme. Das größere Vergnügen hat man ohnehin an der ungezügelten Art der Fiona, die sich mit ihrem Mundwerk manchmal um Kopf und Kragen redet.

    Der Film ist aufgeteilt in drei Akte, wobei die farblichen Abstufungen von heller Verliebtheit über das gesättigte Beisammensein bis hin zu den dunkleren Tönen des zumindest vorläufigen Zerwürfnisses ragen. Natürlich ist Martins Vater daran schuld, der Fiona bei der Feier zum 50-jährigen Firmenjubiläum etwas ins Ohr sagt, das sie zum Abbruch aller Beziehungen nötigt. Aber da gibt es dann doch noch den dritten Akt, in dem sie eigentlich einen endgültigen Schlussstrich ziehen will. Doch da schmerzt immer noch diese Liebe in ihr.

    Starke Protagonisten im Zentrum

    „Zwei“ ist das Musterbeispiel für einen kleinen Film, in dem viel passiert. Hermetisch riegelt Ariane Zeller ihre beiden Protagonisten ab, selbst der Kurzauftritt des Vaters (gespielt auch noch von Hans Löws leiblichem Vater Jörg Löw) ist nur ein vorsichtiges Flüstern. Ansonsten rollt hier nur immer wieder die Brandung an, die die Zäsuren im Leben von Martin und Fiona markiert.

    Fazit: Ein Zwei-Personen-Film zur Primetime, ganz ohne Krimi-Einschlag, ist immer ein Wagnis. Doch zwei großartige Schauspieler sorgen hier dafür, dass der Zuschauer gar nicht erst daran denkt, umzuschalten.

    Mittwoch, 19. April, 20.15 Uhr, ARD: „Zwei“