Essen. Terror, Cybermobbing – Die Grimme-Jury hat gesellschaftlich Relevantes ausgezeichnet. Die ARD holte viele Preise in der Rubrik Fiktion.

Die leichte Muse hat Pause. Es geht um Terror in Deutschland und der Welt, Ebola, Obdachlosigkeit oder um sexuellen Missbrauch. Das sind nur einige der Themen der Filme und Dokumentationen, die am Mittwoch in Essen mit dem Grimme-Preis 2017 ausgezeichnet wurden. „Gesellschaftlich relevant, politisch brisant“, nennt Heike Hupertz, Vorsitzende der Grimme-Jury, die preisgekrönten Filme.

Manches Jurymitglied spricht unumwunden von „viel schwerer Kost“. Aber was sollen sie machen? Wenn es wenig zu lachen gibt in der Welt, können sie sich schließlich bei Grimmes nicht ständig auf die Schenkel klopfen.

NSU-Dreiteiler gleich mehrfach ausgezeichnet

Die ARD räumt alle Preise in der Kategorie Fiktion ab. Sieger des Jahres, wenn man das etwas flapsig sagen darf, ist der viel diskutierte Dreiteiler „Mitten in Deutschland“ über den rechtsterroristischen NSU. Einen Preis gibt es für den ersten Teil „Die Täter: Heute ist nicht alle Tage“, mit einem Spezialpreis geehrt wird Produzentin Ga­briela Sperl, die für das Gesamtkonzept des Dreiteilers verantwortlich ist.

Ebenfalls ausgezeichnet in der Kategorie Fiktion wird die Produktion „Das weiße Kaninchen“, in der es um das sogenannte Cyber­grooming geht, also das gezielte Ansprechen Minderjähriger über das Internet mit dem Ziel, sexuelle Kontakte anzubahnen. Weitere Preise gibt es für „Dead Man Working“, ein Film, der den katastrophal gescheiterten Umbau der deutschen Finanzindustrie nachzeichnet sowie für die Produktion „Ein Teil von uns“, in dem die Beziehung einer Tochter zu ihrer obdachlosen Mutter geschildert wird.

Oliver Polak sorgt für Wirbel

In der Kategorie Information und Kultur dominiert die ARD ebenfalls und holt vier von fünf Preisen. Ausgezeichnet werden „45 Min: Protokoll einer Abschiebung“ über eine Abschiebeaktion in Norddeutschland, die Reportage „Ebola“, der Film „Hundesoldaten“ (SWR) über die Diensthunde der Bundeswehr und der Zweiteiler „Schatten des Krieges“. Zudem erhält der Reporter und Dokumentarfilmer Ashwin Raman einen Preis für je eine ZDF- und eine ARD-Dokumentation zur Terrororganisation „Islamischer Staat“.

Und ja, aller Schwere zum Trotz gibt es auch 2017 Preise in der Kategorie Unterhaltung. Allerdings sind es nur zwei, und selbst von denen ist einer umstritten. Und dieses Mal sorgt nicht der abermalige Sieger Jan Böhmermann für Wirbel, sondern der Comedian Oliver Polak mit seinem Late Talk „Applaus und raus“. Weil der Gastgeber darin seine Interviewpartner mittels Drücken eines Knopfes aus dem Studio werfen konnte, wenn ihm das Gespräch zu langweilig wurde, bewarb seine Redaktion die Show mit dem Satz „Gast oder Spast“.

Gala erst am 31. März

Teile der Grimme-Jury sehen darin eine „plumpe Provokation“ von Menschen mit Behinderung und

Auch interessant

Wie beim Grimme üblich dauert es nach der Bekanntgabe noch einige Wochen, bis alle Ausgezeichneten ihre Trophäe feierlich in Empfang nehmen können: Die große Gala steigt am 31. März in Marl. Und wie bei Grimme ebenfalls üblich ist der Preis nach wie vor undotiert aber extrem begehrt.

Eine „ganz besondere Ehre“, nennt ihn Anna Maria Mühe, die in „Mitten in Deutschland“ die Beate Zschäpe spielt und die schon viele Preise bekommen hat. Sie kann auch erklären warum: „Weil es ein Preis ist, bei dem es nicht um Oberflächlichkeit oder Quoten geht, sondern um die Filme und die Menschen, die sie gemacht haben.“

GOLDENE KAMERA 2017: Bester TV-Film "Auf kurze Distanz"

weitere Videos