Berlin. AIDA und TUI galten als Vorreiter beim Klimaschutz. Damit ist jetzt Schluss: Die Reedereien rücken von ihren ambitionierten Zielen ab.

Die deutsche Kreuzfahrt-Industrie hat ihre einst führende Rolle im Bereich der ökologischen Nachhaltigkeit in der Seefahrt verloren. Bis zur Corona-Pandemie reagierten die deutschen Reedereien, allen voran Aida Cruises und Tui Cruises, proaktiv auf Kritik von Umweltschützern: So führten sie Technologien wie Rußpartikelfilter und Abgasreinigungsanlagen ein und begannen, den Einsatz von Schweröl zu minimieren. Doch diese Zeit scheint nun vorbei zu sein, wie Umweltschützer und- verbände monieren.

Sie sehen derzeit eine gegensätzliche Entwicklung: Die einst als erreichbar geglaubten Klimaziele sind in weite Ferne gerückt, während die Handelsschifffahrt inzwischen deutlichere Fortschritte im Klimaschutz erzielt.

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AIDA, TUI: Klimaschutz bei Kreuzfahrt nicht mehr wichtig?

Im September 2021 verkündeten Aida Cruises und Tui Cruises Pläne zur Umstellung ihrer Flotten auf Klimaneutralität bis 2040 – ein Jahrzehnt vor der von der Internationalen Maritimen Organisation (IMO) festgelegten Frist für CO2-neutrale Schifffahrt ab 2050. Diese Pläne wurden als wesentlicher Beitrag zur Erreichung der Ziele des Pariser Klimaabkommens und des European Green Deals angesehen.

Doch die ambitionierten Ziele sind offenbar Schnee von gestern. Beide Reedereien wollen nun erst von 2050 an klimaneutrale Reisen durchführen – damit erfüllen sie gerade mal die Vorgaben der IMO. Von Vorreiterrolle kann keine Rede mehr sein.

Mein Schiff 2 legt im Hafen Korfus neben einem anderen Kreuzfahrtschiff an. Im Hintergrund sind Berge zu sehen.
Mein Schiff 2 legt im Hafen Korfus neben einem anderen Kreuzfahrtschiff an. Im Hintergrund sind Berge zu sehen. © IMAGO / Depositphotos | Larissa Bergemann

Welche Klimaziele Aida Cruises verfolgt, zeigt sich im Nachhaltigkeitsbericht von Carnival Corporation, Mutterkonzern der Reederei. „Der erklärt nachweislich, mit welchen technischen Herausforderungen ,First Mover‘ konfrontiert sind und dass allgemeine globale Rahmenbedingungen und unvorhergesehene Ereignisse, wie beispielsweise Corona, und die damit einhergehenden operativen und wirtschaftlichen Herausforderungen Einfluss auf gesteckte Ziele haben“, sagte eine Sprecherin unserer Redaktion.

Kreuzfahrt der Zukunft: Auch Tui will Klimaziele erst später erreichen

Auch Tui Cruises hat seine Ziele weit in die Zukunft verschoben. Als Grund dafür führte das Unternehmen an, dass ein Mangel an alternativen Kraftstoffen der Grund dafür sei. Das nun erst für 2050 anvisierte Klimaziel deckt „sich mit den Industriezielsetzungen (siehe IMO Greenhousegas Strategy) und spiegelt unter anderem die Prognosen in Bezug auf Entwicklung und Markthochlauf von alternativen Kraftstoffen für die Hochseeschifffahrt wider“, so die Sprecherin.

Umweltschützer, darunter Malte Siegert vom Naturschutzbund Hamburg, kritisieren die Verzögerung der Reedereien deutlich - insbesondere in Zeiten hoher Gewinne. „Dass mehrere Kreuzfahrtunternehmen ihre Klimaziele kassiert und um zehn Jahre in die Zukunft auf 2050 verschoben haben, spricht nach dem ganzen Tamtam um die angebliche Nachhaltigkeit und Ambitionen in Bezug auf den Klimaschutz Bände“, sagte er dieser Redaktion.

Umweltschützer fordern, dass die Unternehmen ihre Verantwortung zur schnellstmöglichen Umsetzung der Klimaneutralität ernst nehmen. Zudem sollen neue Schiffe mit Dual-Fuel-Motoren ausgestattet werden, die in der Lage sind, klimafreundliche Treibstoffe wie synthetisches Methanol oder Ammoniak zu verbrennen.

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    Vorreiterbeispiele wie die dänische Reederei Maersk und Hapag-Lloyd, die bereits Schiffe mit Methanolantrieb einsetzen, zeigen, dass der Einsatz von klimaneutralen Kraftstoffen machbar ist. Tui Cruises plant, mit der „Mein Schiff 7“ das weltweit erste Kreuzfahrtschiff mit einem Dual-Fuel-Motor zu betreiben, der mit fossilfreiem Kraftstoff fährt. Aida Cruises setzt derzeit bereits auf Schiffe wie die „Aidanova“ und „Aidacosma“, die mit LNG-Flüssigerdgas betrieben werden können, was den CO2-Ausstoß um etwa 30 Prozent senkt.

    Doch Umweltschützern wie Siegert reicht das längst nicht. „Sie müssen es auch wollen“, sagt er. Zu den Bemühungen der Reedereien müsse die verbindliche Abnahme von Landstrom – wann immer möglich – gehören. Auch eine Beimischung alternativer klimaneutraler Kraftstoffe über die ohnehin 2030 gesetzlich geforderten zwei Prozent hinaus sollte die Unternehmen nicht an den Rand der Existenz bringen, so Siegert.

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