Berlin. Zum Tierschutz plant Agrarminister Özdemir ein staatliches Tierhaltungskennzeichen. Warum dieses auch für Verbraucher nicht reicht.

Das Tierwohl in der Nutztierhaltung steht seit Jahren in der Kritik. Zahlreiche Handelskonzerne wie Aldi, Lidl, Rewe, Edeka & Co. haben bereits reagiert und eigene Kennzeichnungen über Haltungsformen bei Fleischprodukten eingeführt. Um bessern Tierschutz verbindlich für alle zu regeln, will Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) eine gesetzlich verpflichtende staatliche Tierhaltungskennzeichnung einführen. Die Eckpunkte dafür sollen am Dienstag vorgestellt werden, sorgen aber bereits im Vorfeld für Kritik.

Nach Information dieser Redaktion sollen nur die Haltungsformen definiert werden – von Bio, Freiland bis hin zur Stallhaltung in verschiedenen Größen. Und zwar nur für Schweine aus Deutschland, die zu frischem Schweinefleisch verarbeitet werden. Die Kennzeichnung gilt weder für Wurst, Tiefkühlware noch für andere Tierarten.

„Die Kriterien für das neue gesetzliche Tierhaltungskennzeichen reichen nicht aus, um das Tierwohl grundsätzlich zu verbessern“, kritisiert der Agrarexperte von Greenpeace, Martin Hofstetter. Die neue Kennzeichnung definiere nur Haltungsformen für Schweine in Ställen, aus denen Frischfleisch gewonnen wird und das im Lebensmittelhandel verkauft wird. Viele Tierwohlaspekte würden überhaupt nicht berücksichtigt, wie der Transport, die Schlachtung oder die Aufzucht. „Es ist ein mutloses Kennzeichen, das Verbrauchern keine ausreichende Orientierung gibt“. Lesen Sie auch: Bauern befürchten weiter steigende Preise für Lebensmittel

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Kritik an Tierkennzeichen: Kein schneller Überblick für Verbraucher

Da die Tierhaltung weder in Stufen eingeteilt, noch farblich unterschiedlich gekennzeichnet sei, erhalte der Verbraucher keinen schnellen Überblick, welche Haltungsform die beste für die Tiere ist, kritisiert Hofstetter: „Besser wäre eine farbliche Skala von grün bis rot, wo man auf den ersten Blick sieht, welche Tierprodukte aus besonders guter Haltung kommen.“

„Eigentlich müssten die beiden schlechtesten Haltungsformen „Stall“ und „Stall plus“, bei denen die Tiere gar keinen Freiluftkontakt haben, nicht wühlen können und extrem wenig Platz haben sogar verboten werden, weil sie tierschutzwidrig sind“, ist Hofstetter überzeugt.

Auch die Verbraucherorganisation Foodwatch fordert strengere Kriterien: „Zahlreiche Studien zeigen, dass in allen Haltungsformen – vom engen Kastenstand bis zum Biobetrieb – viele Tiere unter Krankheiten und Verletzungen leiden“, sagt der Foodwatch-Chef Chris Methmann. Nur die Haltung zu betrachten, führe daher in die Irre. „Wie im Koalitionsvertrag versprochen, muss der Staat die Tiergesundheit in den Betrieben gründlich prüfen – und wenn notwendig mit Hilfen und Sanktionen bessere Tiergesundheit von den Bauern einfordern.“

Dieser Artikel erschien zuerst auf abendblatt.de.