Berlin. In den USA herrscht ein dramatischer Mangel an Babynahrung. Droht auch in Deutschland in Engpass? Das sagen Handel und Hersteller.

Mehrere Kinder sind bereits im Krankenhaus gelandet, viele Familien verzweifelt: Nachdem der größte Hersteller von Säuglingsmilch-Nahrung in den USA die Produktion einstellen musste, spitzt sich die Lage immer weiter zu. US-Präsident Joe Biden lässt jetzt tonnenweise Nahrung für Babys mit Kuhmilch-Allergie vom Militär aus Deutschland einfliegen. Hat das Folgen für die Versorgungslage in Deutschland? Werden die Produkte auch hier knapp und teuer?

Hintergrund des Mangels an Babynahrung in den USA ist eine Werksschließung beim dortigen Marktführer Abbott. Wegen möglicher Verunreinigungen hatte der Hersteller die Produktion im Februar gestoppt. Zuvor war die Produktion bereits wegen Lieferengpässen und Personalmangel in Folge der Corona-Pandemie zurückgegangen.

Vielerorts sind die Regale jetzt leer, die Preise für die wenige verfügbare Babymilch stark gestiegen. Erst in der ersten Juniwoche kann das Werk voraussichtlich wieder öffnen.

Mit der „Operation Fly Formula“ („Operation Babynahrung Fliegen“) lässt Präsident Biden gerade tonnenweise Babynahrung aus Europa über die Militärbasis Ramstein in Rheinland-Pfalz einfliegen. Und die Hersteller Nestlé und Danone haben ihre Lieferungen in die USA deutlich ausgeweitet.

Babymilch-Produkte von Danone und Nestlé: So ist die Lage in Deutschland

Doch betroffene Familien in Deutschland brauchen sich wohl nicht darum sorgen, dass sie plötzlich vor leeren Regalen stehen. Hersteller und Händler betonen auf Nachfrage unserer Redaktion einhellig: Die Hilfsaktion für die USA habe keine Auswirkungen auf die Versorgung in Deutschland.

Eine Sprecherin von Danone erklärt, der Hersteller habe die Produktion von medizinischer Spezialnahrung erhöht und könne so mehr Produkte in die USA liefern. „Wir sehen derzeit keine Hinweise, dass die Engpässe in den USA einen Nachfragesturm auf unsere Produkte hier vor Ort zur Folge haben“, sagt sie. „Unser Kernsortiment von Aptamil und Milumil ist aktuell gut verfügbar.“

Nestlé liefert über die US-Basis Ramstein 22 Tonnen Säuglingsnahrung in die USA, das sind 1,5 Millionen Fläschchen. „Die Lieferungen in die USA haben keine Auswirkungen auf andere Märkte. Die Produktionsvolumen wurden entsprechend ausgeweitet“, sagt ein Sprecher. Weiterlesen: US-Militär fliegt Babymilchpulver aus Deutschland ein

Milchpulver für Babys: Das sagt der Drogeriemarkt dm

Auch die Drogeriemarkt-Kette dm beobachte derzeit keine erhöhte Nachfrage. „Wir sind im stetigen Austausch mit unseren Partnern, um die Verfügbarkeit für unsere Kundinnen und Kunden sicherzustellen, sollte sich die derzeitige Situation ändern“, heißt es auf Nachfrage. Verbraucherschützer haben bislang ebenfalls keine Hinweise auf Engpässe.

Der Mangel an Babymilch-Pulver hat in den USA besonders drastische Auswirkungen, da die Knappheit viele einkommensschwache Familien trifft. Mütter können es sich oft nicht leisten, nach der Geburt monatelang zu Hause zu bleiben und ihr Baby zu stillen. Deshalb sind die Familien auf die Ersatznahrung angewiesen. Mutterschutz wie in Deutschland gibt es in den USA nicht.

Dieser Artikel erschien zuerst auf abendblatt.de.